Auf einer Fläche von mehr als 24 Hektar Größe bei Dorlar stehen über 300 Hochstamm-Obstbäume. Die meisten sind alt und kaum gepflegt. Das soll sich ändern.
Von red
Wie kann man die Streuobstbestände sichern? Das erklären (v.l.) Marissa Adler, Fabian Zech, Christiane Schmahl, Bürgermeisterin Silvia Wrenger-Knispel und Umweltberaterin Anja Hardt. Foto: Gemeinde Lahnau
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LAHNAU-DORLAR - Die Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV Gießen) erarbeitet für die Gemeinde Lahnau ein Konzept zur Sicherung der Streuobstbestände in Dorlar. Sie habe der LPV den Auftrag gegeben, geeignete Möglichkeiten zu suchen, um dieses wertvolle Biotop langfristig zu erhalten. Die Verwaltung folge damit einem Beschluss der Gemeindevertretung, berichtet Lahnaus Umweltberaterin Anja Hardt.
Das Streuobstgebiet in Dorlar im Bereich "Kellersbach" und "Schwalbengraben" umfasse eine Fläche von mehr als 24 Hektar, also gut 240 000 Quadratmeter, mit über 300 Hochstamm-Obstbäumen.
Baumbestand muss verjüngt werden
Diese seien größtenteils schon sehr alt und meist in einem schlechten Zustand. Junge Bäume gebe es im gesamten Gebiet kaum noch. "Ohne gute Pflege und Verjüngung des Baumbestandes ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis dieses Streuobstgebiet verschwindet", erläutert Bürgermeisterin Silvia Wrenger-Knispel (CDU).
"Zur Entwicklung eines Schutzkonzeptes werden betroffene Parzelleneigentümer nun schriftlich über das Vorhaben informiert. Wir hoffen auf viel positive Resonanz", sagt Fabian Zech. Er ist Geschäftsführer der LPV Gießen. Das sei gerade in Dorlar von großer Bedeutung, da der Großteil der Parzellen in diesem Streuobstbestand in Privatbesitz sei, teilweise auch im Besitz von Erbengemeinschaften. "Hier muss das Einverständnis von jedem einzelnen Besitzer eingeholt werden", erläutert Zech.
Der Streuobstbestand sei sowohl landschaftlich als auch ökologisch sehr wertvoll. Für seine Sicherung sollen Fördermittel des Landes und des Bundes akquiriert werden. Die LPV Gießen hat nach Angaben von Lahnaus Umweltberaterin im benachbarten Landkreis bereits mehrere ähnliche Streuobstprojekte erfolgreich umgesetzt und betreue diese auch weiterhin. "Das früheste Streuobstprojekt dort betreut die LPV bereits seit über 16 Jahren", berichtet Hardt.
"Für den Erhalt der Artenvielfalt und des Kulturgutes Streuobst leisten wir hier bald einen entscheidenden Beitrag", kündigt Christiane Schmahl an, die Vorstandsvorsitzende der LPV Gießen. Neben dem Schnitt alter Bäume sollten auch neue Hochstamm-Obstbäume alter heimischer Sorten sowie Wildobst in vorhandene Lücken gepflanzt werden. "Wildobst hat den Vorteil, dass es mit Trockensituationen oft besser zurechtkommt und generell weniger anfällig gegenüber Krankheiten ist. Auch eine Pflege ist meist weniger notwendig", schildert Umweltfachfrau Anja Hardt. Sie betont aber auch, dass nicht alle Bäume in einem schlechten Zustand seien.
Manche stecken viel Herzblut in Erhalt der Bäume
Mancher Parzellenbesitzer stecke besonders viel Herzblut in den Erhalt seiner Obstbäume und habe bereits eigene Anstrengungen unternommen, um neue Bäume anzusiedeln. "Leider haben neu gepflanzte Obstbäume keine Anwachsgarantie. Allein die vermehrte Trockenheit macht den Bäumen in den ersten Jahren nach der Pflanzung noch erhebliche Probleme", erläutert Marissa Adler von der LPV Gießen.
Nicht nur der Mensch profitiere von den Streuobstwiesen. Sie böten auch vielen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. "So finden insbesondere bedrohte Vogelarten, wie der Steinkauz oder der Gartenrotschwanz, in den Höhlen alter Obstbäume Unterschlupf und Nistmöglichkeiten", sagt Umweltberaterin Hardt.