Heimische Katholiken unterstützen Bewegung "Maria 2.0" für eine Gleichstellung von Mann und Frau in der Kirche
Von Lothar Rühl
Manfred Casper (v.l.), Hedwig Kleinhans, Manfred Zohner, Karin Zohner, Martina Euteneuer und Georg Kleinhans vor den sieben Thesen der Bewegung "Maria 2.0" vor der Tür der katholischen Kirche in Dorlar. Foto: Lothar Rühl
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LAHNAU-DORLAR - Bundesweit haben katholische Frauen am Sonntag sieben Thesen zur Gleichstellung von Mann und Frau an Türen von Domen und Kirchen geschlagen. Sie hängen am Wetzlarer Dom sowie an den Kirchen in Aßlar, Biebertal, Dorlar, Ehringshausen, Odenhausen und Wißmar, wie die Sprecherin der mittelhessischen Frauen von "Maria 2.0", Claudia Spieler (Wettenberg), erklärte.
Seit 2019 kämpfen Frauen in der katholischen Kirche unter dem Namen "Maria 2.0" für Gleichstellung und Reformen. So wie einst Martin Luther (1483 bis 1546) seine Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg schlug, wollen sie damit auf Missstände hinweisen und die Kirche von innen heraus verändern. Anlass für die aktuelle Aktion ist die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 23. bis 25. Februar.
Ihre wichtigste Forderung ist die nach Gleichstellung und Veränderung der überkommenen Machtstrukturen. Vor dem Grundgesetz hätten alle Menschen die gleichen Rechte, nicht jedoch in der katholischen Kirche, heißt es in ihrem Thesenpapier unter dem Titel "Mannsein begründet Sonderrechte." Die katholische Kirche duldet keine Priesterinnen, die sogenannten Weiheämter sind allein Männern vorbehalten. Doch auch in der Kirche hätten alle Menschen die gleiche Würde und müssten somit auch Zugang zu allen Ämtern erhalten, argumentiert Maria 2.0. Das kann Hedwig Kleinhans (Waldgirmes) unterstreichen: "Es ist höchste Zeit, dass die katholische Kirche sich bewusst wird, dass gleiche Rechte und gleiche Würde für Mann und Frau gelten." Die Diskriminierung der Frauen müsse ein Ende haben. Ihr Mann Georg Kleinhans wies darauf hin, dass "Maria 2.0" auch von Männern unterstützt wird.
"Die Forderungen von ,Maria 2.0' sind und bleiben aktuell: Eine zeitgemäße, geschlechtergerechte Kirche und die rückhaltlose Aufklärung und Bekämpfung der Ursachen von sexualisierter Gewalt", nennt Spieler als Grund, sich der Bewegung anzuschließen. "Die katholische Kirche braucht dringend Erneuerung, um heute noch glaubwürdig zu sein. Daher finde ich die Analogie zu Luthers Zeit sehr passend", sagt Spieler.
Die bestehenden Machtstrukturen seien "eines der Grundprobleme" der Kirche, heißt es in einem Schreiben von "Maria 2.0". Sie würden Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten fördern. "Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung" hätten das Vertrauen der Gläubigen in die Glaubwürdigkeit der Kirchenführung zerstört. Auch der Umgang mit Sexualität sei überholt und müsse dringend verändert werden.
Die offizielle Linie, die von Priestern ein Leben im Zölibat verlangt und Homosexualität verdammt, werde von den Gläubigen nicht mehr ernst genommen. Die "offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend", schreiben die Initiatorinnen.