Die Polizei hat am Mittwochmorgen in Leun, Solms und Ehringshausen mehrere Männer festgenommen und Gewehre, eine geladene Pistole, eine Übungsgranate sowie nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände wie Wurfsterne, Messer und ein Bajonett sichergestellt.
Ein NPD-Werbebanner im Hof, im Fenster ein Schutzzonen-Plakat, drinnen Waffen und Nazi-Devotionalien: Die verwahrloste ehemalige Gaststätte Bistro Hollywood in Stockhausen diente auch als lokale Zentrale von NPD-Aktivitäten und als Treffpunkt der rechten Szene. Sie war schon mehrfach Ziel von Polizeiaktionen, bei denen bereits mehrere Rechtsradikale festgenommen worden waren.
(Foto: WNZ)
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Leun-Stockhausen - LEUN-STOCKHAUSEN Die Polizei hat am Mittwochmorgen in Leun, Solms und Ehringshausen mehrere Männer festgenommen und Gewehre, eine geladene Pistole, eine Übungsgranate sowie nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände wie Wurfsterne, Messer und ein Bajonett sichergestellt.
Gegen 6 Uhr stürmten die Polizisten die Wohnungen. Ein Spezialkommando der Polizei brach die Türen auf. Unter anderem die der als Rechtsradikalen-Treffpunkt bekannten ehemaligen Gaststätte „Bistro Hollywood“ in der Hauptstraße, die in der rechten Szene unter dem Namen Teutonicus bekannt ist. Dort fanden sie nach Angaben eines Polizeisprechers Waffen, Hitlerbilder und Armbinden mit Hakenkreuzen.
Keiner der Verdächtigen leistete Widerstand. Der 50-jährige Festgenommene aus Leun erlitt einen Schwächeanfall und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Einen der Männer trafen die Polizisten an seinem bisherigen Wohnort nicht an. Die Ermittler machten seinen neuen Wohnsitz ausfindig und nahmen ihn dort fest. Ein Staatsanwalt ordnete für diese Wohnung ebenfalls die Durchsuchung an, weil Gefahr im Verzug war. In den Wohnungen fanden die Polizisten mehrere Gewehre und stellten darüber hinaus eine scharfe, geladene Pistole sowie weitere nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände wie Wurfsterne, Messer und ein Bajonett sicher.
Spezialisten des Landeskriminalamts begutachten eine gefundene Granate
Zudem entdeckten sie eine Granate, worauf das Anwesen in Stockhausen evakuiert werden musste. Spezialisten des Hessischen Landeskriminalamtes rückten aus Wiesbaden an und untersuchten den Gegenstand. Sie gaben Entwarnung: Es handelte sich um eine Übungsgranate.
Die rechtliche Einordnung der sichergestellten Waffen wird jetzt von Spezialisten vorgenommen. Außerdem fielen den Ermittlern von Kripo, Schutzpolizei und Landeskriminalamt etwa zehn Gramm Haschisch in die Hände.
Auf einem Dachboden in Stockhausen stießen sie auf einen provisorischen Schießstand.Die Tatverdächtigen, drei 17, 30 und 50 Jahre alte Männer aus der Stadt Leun, ein 18-Jähriger aus Solms sowie ein ebenfalls 18-jähriger Ehringshäuser, wurden vorläufig festgenommen. Nach ihren Vernehmungen in Wetzlar durften sie die Polizeistation wieder verlassen.
Sie sind den Ermittlungsbehörden gut bekannt: Dem 17-Jährigen aus Leun wurden bereits Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Eigentumsdelikte vorgeworfen. Der 50-jährige Leuner wird als politisch motivierter rechtsradikaler Straftäter geführt und ist laut Staatsanwaltschaft bereits wegen Erpressung, Diebstahl, Nötigung und Beleidigung in Erscheinung getreten. Wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, Erpressung und Diebstahl ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft zuvor gegen den 18-jährigen Solmser. Wegen gleicher Delikte hatten Polizei und Staatsanwaltschaft auch gegen den 18-jährigen Ehringshäuser ermittelt. Der 30-jährige Leuner war ebenfalls bereits mehrfach Ziel polizeilicher Ermittlungen und ist als politisch motivierter rechtsradikaler Straftäter eingestuft.
Die Staatsanwaltschaft führt derzeit mehrere Ermittlungsverfahren gegen die Festgenommenen wegen gefährlicher Körperverletzung, räuberischer Erpressung sowie Verstößen gegen das Waffengesetz.
NPD-Treff ist den Leunern ein Dorn im Auge
Teuntonicus nennt sich das heruntergekommene Anwesen in der Leuner Ortsmitte heute zumindest in Kreisen der Rechtsradikalen. Vorher firmierte die ehemalige Dorfkneipe unter dem Namen „Bistro Hollywood“, heute ist es Treffpunkt der rechten Szene und immer wieder auch Ziel von Polizeiaktionen. Den Stockhäusern ist das Haus und die von ihm ausgehende öffentliche Wirkung ein Dorn im Auge.
Leuns Bürgermeister Björn Hartmann und Ortsvorsteher Horst Marr sind machtlos. Wiederholt war der Eigentümer des Gebäudes, der zudem für die NPD Mitglied im Ortsbeirat und in der Stadtverordnetenversammlung ist, aufgefordert worden, das große NPD-Werbeplakat vor dem Haus zu entfernen. Geschehen ist aber nichts. Es fehlt die rechtlich Handhabe. Um eine solche zu prüfen, war am Mittwoch auch ein Vertreter des Kreisbauamts vor Ort. Ob Mängel oder ein Verstoß gegen Vorschriften vorliegt, ist noch nicht klar. (he)