Dillenburg - Isabel Wolber, Auszubildende bei der IHK Lahn-Dill, nimmt teil am Projekt „Zeitung und Ausbildung in Hessen“. Um besser zu verstehen, wie Medien arbeiten, ist sie in die Journalistenrolle geschlüpft und hat den Hauptgeschäftsführer, Andreas Tielmann, interviewt.
Was mögen Sie besonders an Ihrer Position als IHK-Hauptgeschäftsführer?
Tielmann: Das sind die großen Spielräume, die man hat. Wir kümmern uns um alles, was die Region voranbringt. Sei es die Infrastruktur, die Ausbildung, das Thema StudiumPlus oder die Digitalisierung. Es macht einfach Spaß.
Was mögen Sie nicht an Ihrer Position?
Tielmann: Wenn es zu langsam vorangeht. Ich neige dazu, mehr Ideen zu entwickeln, als wir Ressourcen haben. Da bleibt dann auch mal was auf der Strecke. Ein Beispiel ist der schleppende Prozess bei der Ortsumgehung Frohnhausen.
Was war für Sie die schwierigste Entscheidung, die sie in den vergangenen Jahren treffen mussten?
Tielmann: Die Fusion zwischen Dillenburg und Wetzlar. Da wussten wir am Anfang nicht, ob es gut ausgeht. Es galt, die Vorteile einer größeren Einheit zu nutzen und dabei gleichzeitig die Nähe zu unseren Mitgliedern zu erhalten. Rückblickend kann man sagen: Es ist gut gelaufen, der Prozess hat viel Freude gemacht. Heute stehen wir vor ähnlichen Entscheidungen mit der IHK Gießen-Friedberg.
Welche Merkmale machen für Sie eine gute Führung aus?
Tielmann: Auf der einen Seite braucht man klare Ziele, auf der anderen Seite muss man die Menschen dahin mitnehmen. Das ist das Prinzip des Führens. Wichtig ist, dass man sich bewusst ist, dass man die Balance finden muss. Dabei spielt Zuhören eine große Rolle.
Wird man für Führungspositionen geboren, oder kann man sich das antrainieren?
Tielmann: Man kann in allen Dingen, die man tut, besser werden. Aber man muss führen wollen, das heißt, man muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und den Kopf hinzuhalten, wenn etwas schiefgeht.
Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie das können?
Tielmann (lacht): Relativ früh. Menschen, die mich lange kennen, behaupten, ich hätte schon als Kind gesagt, wo es langgeht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter:
Tielmann: Ich versuche, zu erkennen, wo die Mitarbeiter ihre Stärken haben. Dann gilt es, die Aufgaben zu finden, wo sie diese Stärken am besten ausleben können. Das macht zufrieden, gibt Selbstvertrauen und ist positiv motivierend.
Was schätzen Sie an anderen Personen, was finden Sie störend?
Tielmann: Veränderungsbereitschaft löst bei mir sofort positive Impulse aus. Und wer bereit ist, sich in den Dienst des Teams zu stellen, hat bei mir schon gewonnen. Ich mag es nicht, wenn Menschen zu sehr ich-bezogen handeln.
Wie gehen Sie mit Kontra oder Rückschlägen um?
Tielmann: Da muss ich immer wieder an mir arbeiten. Bei grundsätzlichen Zielen ist meine Kompromissbereitschaft nicht sehr groß. Aber wenn Kollegen bessere Vorschläge zum Weg geben, kann ich das akzeptieren.
Sie haben immer eine Thermoskanne Tee dabei. Trinken Sie auch Kaffee?
Tielmann: Ja, aber nur am Samstag und Sonntag mit meiner Frau zum Frühstück. Und das auch erst, seit wir eine Maschine haben, die Kaffee auf Knopfdruck macht. Den gebrühten Kaffee mochte ich nie.
Wohin verreisen Sie im Urlaub gerne?
Tielmann: Dahin, wo man aktiv etwas unternehmen kann. Ich mag Landschaften, Kultur, Städte, ich mag die Berge und das Meer. Ich hoffe, dass ich für Reisen demnächst mehr Zeit habe. Denn der Globus ist groß und hat viel Platz.
Apropos Zeit: Sie gehen kommendes Jahr in den Ruhestand. Werden Sie noch ehrenamtlich bei der IHK mitmischen?
Tielmann: Vielleicht in Maßen. Wenn ich in den Ruhestand gehe, gehe ich in den Ruhestand. Da möchte ich einen konsequenten Schnitt machen und nicht den Leuten, die den Job machen müssen, vor den Füßen herumlaufen und einen Sack guter Ratschläge und Ideen mitbringen.
Worauf freuen Sie sich am meisten in Ihrem Ruhestand?
Tielmann: Auf meinen Garten. Ich gärtnere mit allem, was dazu gehört und könnte mir eine kleine Erweiterung meines Gartens vorstellen. Ein Garten hat eine klare Struktur. Feste Zeiten, in denen gepflanzt, gedüngt und geerntet werden muss. Ein Garten bringt Ruhe ins Leben.