Herborn - Ganz gleich ob angehende Industriekaufleute, Fertigungsmechaniker, Mechatroniker oder Fachinformatiker – bei der Friedhelm Loh Group arbeiten Azubis schon sehr früh sehr selbstständig zum Teil in hauseigenen Juniorfirmen.
Wenn Collin Prange morgens zur Arbeit kommt, klingelt bei anderen erst der Wecker: Um 6 Uhr steht der 25-Jährige bereits fertig umgezogen zum Dienst an der Schäumanlage im Rittal-Werk in Rittershausen bereit. „Wir schäumen die Rückwände, Seitenwände und Türen der Schaltschränke. So bleiben diese dicht und der Schrank von innen trocken“, erklärt der angehende Fertigungsmechaniker im ersten Lehrjahr. Sein Job dabei: „Ich gehe die Anlagen ab und sehe nach, ob alles in Ordnung ist. „Man findet eigentlich immer etwas, das optimiert werden kann“, so Collin, der dann mit der Instandsetzung der Maschinen beginnt.
Den Auszubildenden wird bei der Friedhelm Loh Group von Anfang an viel zugetraut: Collin Prange kennt deshalb schon im ersten Lehrjahr nicht nur die Schäumanlagen, sondern hat bereits beim Sonderbau von Schaltschränken in Herborn kräftig mit angepackt. „Im Sonderbau werden aus Standardschaltschränken individuelle Produkte ganz nach den Wünschen unserer Kunden zusammengebaut“, erklärt er.
Dass die in der Produktion benötigten handwerklichen Fähigkeiten bei den Azubis schon im ersten Lehrjahr so gut sitzen, liegt an den verschiedenen Grundlehrgängen, die die gewerblich-technischen Azubis gleich zu Beginn der Ausbildung durchlaufen. „Dann erst werden sie in den Werken eingesetzt“, sagt Tina Pfeiffer-Busch, Ausbildungskoordinatorin der Unternehmensgruppe.
Collin beispielsweise hat den Umgang mit sogenannten handgeführten Werkzeugen wie Säge, Feile und Körner in einem Metallgrundlehrgang gelernt, außerdem einen Schweißerlehrgang hinter sich gebracht und sich der Themen Pneumatik, Elektropneumatik und Löten gewidmet.
Handwerkliche Fähigkeiten werden in Grundlehrgängen vermittelt
Ähnlich ist der Start ins Ausbildungsleben bei Hüseyin Tekin gelaufen: Der 19-jährige Wetzlarer befindet sich in der Ausbildung zum Mechatroniker bei Rittal und ist in verschiedenen Lehrgängen ebenfalls im ersten Jahr bereits fit für den Arbeitsalltag gemacht worden. Für ihn sind auch Programmiersprachen wichtig: „Ich habe schon Bohrlöcher für eine Montageplatte am Coputer programmiert.“ Im Moment absolviert Hüseyin den Lehrgang Fräsen und Drehen. Irgendwann wird er sich entscheiden müssen, ob er als Mechatroniker den Schwerpunkt Elektro oder Metall wählt. „Wahrscheinlich Elektro“, sagt Hüseyin.
Klasse fand er seinen Einsatz im Rittal Innovation Center: „Hier stellen wir unseren Kunden Maschinen und Technologien von Rittal und Eplan für den Einsatz in ihren Firmen vor. Dabei holen wir wichtiges Feedback und Hinweise von den Besuchern für Weiterentwicklungen ein.“ So manch neue Idee wird dadurch generiert und eventuell ein weiteres Produkt von Rittal. Spannend findet Hüseyin auch Zukunftsthemen im Innovation Center: „Das ist eine VR-Brille, mit der man die Verdrahtung von Schaltschränken mit 3D unterstützt.“
Die Azubis der Friedhelm Loh Group freuen sich auch auf ihren mehrmonatigen Einsatz in einer der beiden Juniorenfirmen des Unternehmens. Sei es „Ri2Youth“ für die gewerblich-technischen Azubis oder „Big Little Rittal“ für den kaufmännischen Nachwuchs – beide Firmen müssen die Azubis selbstständig führen, mit allem Drum und Dran: Bestellungen, Einkauf, Buchhaltung oder Auslieferung.
„Das selbstständige Arbeiten in unserem Unternehmen macht sehr viel Spaß“, bestätigt Kim Mühlich aus Mittenaar, angehender Industriekaufmann im ersten Ausbildungsjahr und gerade bei „Big Little Rittal“ im Einsatz. „Ich kümmere mich unter anderem um Werbemittel, Büromaterialien oder den Fuhrpark.“ Zwei bis drei Auszubildende leiten die Juniorfirma immer jeweils über einen Zeitraum von sechs Monaten – dann sind sie in der Regel fit in allen Abläufen. „Vorher war ich schon im Einkauf und im Marketing tätig, danach gehe ich einen Monat in die Produktion, um einen Überblick über die gesamte Firma zu bekommen“, erzählt Kim Mühlich.
Wie Kim lernt auch Camila Alarcon aus Haiger den Beruf der Industriekauffrau im ersten Lehrjahr. Sie hat im Vertriebsinnendienst im Export ihre Ausbildung gestartet – genau das Richtige für die sprachbegabte 22-Jährige. „Ich musste viel Korrespondenz in Englisch erledigen und durfte mich auch um unsere Tochterfirma in Chile kümmern.“
Denn Camila Alarcon ist mit Deutsch und Spanisch zweisprachig aufgewachsen. Neben Englisch spricht sie auch noch Französisch. „Camila konnte auf der Hannover Messe einer mexikanischen Besuchergruppe den Sockel unseres neuen Großschranksystems auf Spanisch erklären“, erzählt Tina Pfeiffer-Busch.
Dabei war Camila nicht die einzige Auszubildende, die auf der Messe das internationale Unternehmen präsentieren durfte: „Es ist ganz toll, was wir hier schon alles machen können“, sagt Hüseyin Tekin. Für Camila ist klar: „Nach meiner Ausbildung möchte ich in einem Bereich arbeiten, in dem Sprachen gebraucht werden.“ Derzeit arbeitet sie im Produktmanagement. „Da sind gute Kenntnisse in den Office-Programmen wichtig.“ Als nächstes wird sie in der unternehmenseigenen Weiterbildungseinrichtung, der Loh Academy, eingesetzt, lernt dort unter anderem Seminare vorzubereiten und Feedbackbögen zu erstellen sowie auszuwerten.
Auch für den Ausbildungsberuf des Fachinformatikers hat die Friedhelm Loh Group vieles zu bieten: „Fünf Abteilungen muss ich als Fachinformatiker mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung durchlaufen“, erklärt Sven Lorenz, 19 Jahre, aus Dillenburg. Neben der Produktion sind das die Webentwicklung, IT im Vertriebsbereich, IT in der Logistik und die Abteilung Forschung und Entwicklung im IT-Bereich.
Social-Media-Team der Friedhelm Loh Group wird allein von den Azubis geleitet
„Zurzeit arbeite ich in der Webentwicklung, helfe bei der Verbesserung und Verwaltung unserer Webseiten.“ Sven beherrscht dafür verschiedene Programmiersprachen. Außerdem engagiert er sich stark im neuen Social-Media-Team der Friedhelm Loh Group, das allein von Nachwuchskräften geleitet wird. Dieses Jahr ist bereits der neue Facebook-Auftritt über Ausbildung und Studium online gegangen. Sven findet das neue Social-Media-Projekt „einfach super“: „So kann man auch jüngere Leute mit Informationen über die Firma erreichen, die sonst nicht unbedingt auf Unternehmenswebseiten unterwegs sind.“