Beim 17. Hessischen Gründerpreis ist Mittelhessen stark vertreten

WETZLAR - Junge Unternehmen aus Darmstadt, Frankfurt und Kassel sind die Sieger des Hessischen Gründerpreises 2019. Die Verleihung fand am Freitagabend im Wetzlarer Leitz-Park statt. Auch Mittelhessen war bei der 17. Auflage des 2003 erstmals ausgetragenen Wettbewerbs stark vertreten. Drei Start-ups aus der Region hatten es ins Finale der letzten Zwölf geschafft.

Vergeben wird der Gründerpreis in vier Kategorien. Den Sieg in der Kategorie "Innovative Geschäftsidee" sicherte sich das Team um Lionel Born von der Solorrow GmbH aus Darmstadt. Das Start-up bietet eine unkomplizierte, satellitengestützte App für die Landwirtschaft an, um die Feldbewirtschaftung präziser und nachhaltiger zu machen. Landwirte können mit "Solorrow" ihre Felder mit wenigen Klicks analysieren lassen und erhalten eine Feldkarte, anhand derer die Düngung nach Bedarf einstellen. Überreicht wurden Urkunden und Trophäe durch Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

Als Siegerin in der Kategorie "Gesellschaftliche Wirkung" ging aus dem Wettbewerb Franziska Hannig hervor, die mit der von ihr gegründeten INASKA GmbH in Frankfurt nachhaltige Bade- und Sportmoden aus recyceltem Fischernetzen und Teppichflusen produziert. Aus dem Rohmaterial entstehen ressourcen- und energiesparend neue Produkte. Seit der Gründung im Januar 2016 seien so 1,7 Tonnen Plastikmüll aus den Meeren und der Umwelt entfernt und verarbeitet worden, berichtete die 35-Jährige. Der Preis wurde ihr von Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, überreicht.

An der Spitze der Kategorie "Zukunftsfähige Nachfolge" siegte Björn Henk, der die Gabelstapler Gratzer GmbH in Kassel innerhalb von anderthalb Jahren vom Ein-Mann-Betrieb zum Unternehmen mit sieben Angestellten vergrößert hat. Neben Verkauf und Service bietet Gabelstapler Gratzer den Youtube-Channel "Stapler TV", dort kann jeder kostenfrei sein Wissen zum Thema Gabelstapler erweitern. Verliehen wurde Björn Henk die Auszeichnung durch Sven Volkert, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Hessen.

In der erst 2018 neu eingeführten Kategorie "Gründungen aus der Hochschule" ging der Sieg an Timur Sirman und seine Partner von der Darmstädter MagnoTherm Solutions, die klimafreundliche und effiziente magnetokalorische Kühlaggregate entwickeln. Der Vorteil der magnetischen Kühlung: 40 Prozent Effizienzsteigerung - ohne jeglichen Kühlgase oder Kompressor. Überreicht wurde der Preis durch Professor Lilia Waehlert, Prodekanin der Hochschule Fresenius in Frankfurt und Wiesbaden.

Aus Mittelhessen schafften es drei junge Unternehmen - die Muli-Cycles GmbH aus Driedorf, die Keimgrün GmbH aus Leun und die Marburger ChrystalsFirst GmbH - in ihren Kategorien ins Finale. Alle Finalisten wurden mit einer Urkunde und einer Trophäe ausgezeichnet. Der Sieger jeder Kategorie erhielt eine zweite Urkunde sowie ein professionell produziertes Video für die eigene Öffentlichkeitsarbeit.

Die Entwicklung der im Dezember 2016 in Driedorf gegründeten Muli-Cycles GmbH ist ein kompaktes Lastenrad, das besonders auf die Bedürfnisse und Herausforderungen des täglichen Lebens in der Stadt abgestimmt ist. Es ist im Vergleich zum herkömmlichen Lastenrad ein Leichtgewicht und kann dennoch große Lasten spielend transportieren. Ein Fahrrad, das das Auto ersetzen soll. Zunächst ausschließlich online, werden die Lastenräder (auch als E-Bike) inzwischen über 60 Fachhändler auch im europäischen Ausland vertrieben, berichtete Oliver Philipps, der für IT und Controlling verantwortlich ist. Muli-Cycles zählte zu den Finalisten in der Kategorie "Gesellschaftliche Wirkung".

In der gleichen Kategorie stand auch die Keimgrün GmbH aus Leun im Finale. Ihre Innovation heißt Grow-Grow Nut: Zu 100 Prozent biologisch abbaubare Micro-green-Anzuchtsets, mit denen Kunden in einer Kokosnussschale das ganze Jahr über frische Vitamine auf der Fensterbank anbauen können, erklärte Manuel Voigt. Etwa Broccoli, Rucola oder Radieschen. Mit jedem verkauften Set lässt das junge Unternehmen drei Bäume in den ärmsten Regionen der Welt pflanzen. Seit der Gründung vor acht Monaten sind laut Voigt über 20 000 Bäume zusammengekommen.

Pharmaunternehmen weltweit sind Kunden der Marburger CrystalsFirst, gegründet im Dezember 2017 von einem jungen Team aus Pharmazeuten, Biologe, Chemiker und Wirtschaftswissenschaftler. Mit ihrer Technologie "SmartSoak" unterstützen sie auf Basis von stabilisierten Proteinkristallen bei der Entwicklung von Arzneistoffen. Das beschleunige die Verfahren, spare Geld und ermögliche die Schaffung neuartiger Moleküle, erklärte Chief Operation Officer Christian Rötz. CrystalsFirst zählte zu den Finalisten in der Gründerpreis-Kategorie "Innovative Geschäftsidee".