Selbst lesen Kinder vor allem dann gut, oft und gerne, wenn ihnen vorher vorgelesen wird.
(Foto: Maren Bonacker)
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WETZLAR - Es ist nicht nur eine Vermutung, ein „Gefühl“, sondern wissenschaftlich bestätigt: Kinder, denen vorgelesen wird, entwickeln sich nicht nur sprachlich deutlich besser, sondern werden auch seelisch und psychisch in einer Weise gestärkt, die ihnen den Weg in ein besseres, weniger kantiges Leben ermöglicht. Das seit nunmehr 13 Jahren erfolgreich laufende Projekt „Vorlesen in Familien“ koordiniert ehrenamtliche Vorleser und Familien, deren Kinder durch den wertvollen Kontakt zu Bilderbüchern aufgefangen werden.
Ausbildung dauert ein Jahr und 14 Seminartage
Es mag auf den ersten Blick etwas befremdlich erscheinen, einen der Familie zunächst fremden Vorleser in die Wohnung zu setzen, damit der sich wöchentlich etwa eine Stunde mit einem Buch zu einem Kind setzt. Fragt man aber in einer Grundschulklasse, wie vielen Kindern regelmäßig vorgelesen wird, erkennt man schnell, dass in vielen Familien die Zeit oder die Muße dafür fehlt: Berufliche Belastung, Geschwisterkinder, laufende Fernseher oder Spielekonsolen – das Buch hat oft schlechte Chancen.
Dabei wünschen sich viele Kinder den einen, ruhigen Moment, in dem ein Erwachsener ihnen ein Bilderbuch zeigt, darüber mit dem Kind ins Gespräch kommt, es zu eigenen Gedanken anregt. Vorlesen ist mehr als nur Lesen – es bedeutet Zuwendung, Inspiration und Interesse am Kind. Ein Bilderbuch kann zu spannenden Entdeckungen führen: es kann Anregungen zu Konfliktlösungen im Alltag liefern, Mut machen und die Kreativität wecken.
Familien, denen die Zeit zum Vorlesen fehlt, können Hilfe bei „Vorlesen in Familien“ finden, ein Angebot, das zunehmend angefragt und von einigen Kinderärzten auch empfohlen wird. Mehr als 150 Familien in und um Wetzlar haben bisher schon von dem Angebot profitiert – ehrenamtliche Helfer sind daher immer gefragt.
Wer sich engagieren möchte, aber unsicher ist, wie er an ein Lesekind kommt, mit welchen Büchern der Einstieg gelingt, findet Antworten bei insgesamt 14 Seminaren rund um Bilderbücher, Erzählen, Sprache und Ermutigung. Im Laufe eines Jahres lernen sich die Vorleser kennen und werden ein gutes Team. Der Kontakt zu anderen Vorlesern bleibt bestehen, so dass auch künftig im Rahmen von Zusatzangeboten und Treffen zum Erfahrungsaustausch gemeinsam gearbeitet werden kann.
„Zu meinen schönsten Erlebnissen als Vorleserin gehörte, dass ich nach einer besonders schönen Vorlesestunde das Kind gegenüber seine Mutter lobte und diese mir sagte, dass ihr Sohn sonst nie zuhört“, berichtet eine Vorleserin. „Ich konnte aber sehen, wie sehr sie sich über das Lob freute – und der Junge selbst strahlte auch.“
Wer sich näher über die Ausbildung informieren möchte, setzt sich mit der Projektleiterin Angelika Nitschke unter 0 64 41-40 01 46 in Verbindung oder meldet sich unter www.phantastik.eu/projekte/ im Netz an.