Was vor einer Corona-Infektion schützt und wie bei einem Verdachtsfall richtig zu handeln ist.
Von Malte Glotz
Redakteur Wetzlar
Foto: Christian Keller
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WETZLAR/HERBORN - "Hände waschen, Hände waschen muss ein jedes Kind", heißt es in einem pädagogisch arg plakativen und dennoch gern gesungenen Kinderlied. Und weiter: "Hände waschen, Hände waschen, bis sie sauber sind". In normalen Zeiten eine Benimm-Regel mit Hygiene-Hintergrund, in Zeiten von Corona eine Hygiene-Regel mit Benimm-Hintergrund. Denn das Händewaschen ist tatsächlich die effektivste Methode, sich und andere vor einer Infektion mit dem neuartigen Virus zu schützen. Besser als jede Atemschutzmaske, besser als das Desinfizieren von Flächen und Körperteilen, besser als der Verzicht auf menschliche Kontakte. Und ganz nebenbei schützt es auch vor der deutlich gefährlicheren und dennoch allgemein als undramatisch empfundenen Grippe, vor Erkältungen und vor vielerlei anderen Erkrankungen.
Dass Händewaschen aber nicht gleich Händewaschen ist, darauf weist der Lahn-Dill-Kreis hin: Mit Seife und mindestens 20, besser 30 Sekunden lang müsse es schon sein. Sonst bringt es wenig. Dieser und weitere Tipps hat der Lahn-Dill-Kreis als oberste Gesundheits- und Katastrophenschutzbehörde der Region veröffentlich, nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) den bundesweiten Maßnahmenkatalog gegen die Ausbreitung der Epidemie vorgestellt haben. Der sieht unter anderem eine Erfassung von Heimkehrern aus besonders betroffenen Weltregionen vor - etwa aus China, Italien oder dem Iran. Beide Minister wiesen darauf hin: Länder und Kommunen müssten letztlich die für ihre Region richtigen Entscheidungen treffen.
Sorgen ernst nehmen, eine Panik vermeiden
In Wetzlar und im Lahn-Dill-Kreis bedeutet das vor allem: Sorgen ernst nehmen, Panik vermeiden. Denn Grund zur Panik besteht noch nicht, allein schon wegen der geringen Fallzahlen. Ein Mundschutz für Gesunde ist weitgehend unnütz - erst im Krankheitsfall sieht das wieder anders aus, erklärt Dr. Gisela Ballmann, Leiterin des in Herborn ansässigen Gesundheitsamtes.
WAS SCHÜTZT VOR INFEKTIONEN?
Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife, dabei 20 bis 30 Sekunden Zeit lassen.
Hände aus dem Gesicht fernhalten.
Händeschütteln vermeiden.
Richtig husten und niesen: Mindestens ein bis zwei Meter Abstand zu anderen halten, Taschentuch nur einmal benutzen oder in Armbeuge husten und niesen.
Wer krank ist, sollte Abstand zu anderen halten und den Hausarzt telefonisch informieren.
Regelmäßiges Lüften von geschlossenen Räumen.
Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung durch "SARS-CoV-2", wie der Coronavirus offiziell heißt, in Hessen als gering bis mäßig ein. Eine weltweite Ausbreitung des Erregers sei jedoch wahrscheinlich. "Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern", sagt deshalb auch Landrat Wolfgang Schuster (SPD). Er betont, was die Lahn-Dill-Kliniken schon beim Auftreten der ersten Corona-Fälle in Deutschland am 27. Januar beteuerten: "Wir sind gut vorbereitet im Lahn-Dill-Kreis." Wichtig sei das richtige Verhalten zum Schutz vor dem Virus. "Es geht um Achtsamkeit, keine Panikmache", so Schuster.
Zur Panikmache gehört etwa, wenn im Internet und in sozialen Medien bereits Einkaufslisten für sogenannte "Hamsterkäufe" kursieren. Nicht einmal im chinesischen Wuhan, wo der Virus ausbrach, war etwa die Versorgung mit Lebensmitteln oder frischem Wasser ernsthaft gefährdet. Unabhängig davon gibt es eine Liste von Notvorräten, die jeder Haushalt stets griffbereit haben sollte: vor allem Wasser und dauerhaft haltbare Lebensmittel sind darauf verzeichnet. Die Vorräte können normal abgebaut und beim nächsten Einkauf wieder aufgestockt werden. Alles was es braucht: etwas Platz.
Schon ein Verdacht ist meldepflichtig
Solch ein Vorrat hilft auch schon bei einer Erkältung oder jeder anderen Krankheit: Wer will dann schon gerne aus dem Haus? Wer mit grippeartigen Symptomen daheim liegt, und grübelt, ob es nicht doch vielleicht Corona sein könnte, dem rät das Gesundheitsamt, seinen Hausarzt telefonisch zu informieren und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. Schon der Verdachtsfall ist meldepflichtig. Der behandelnde Arzt ermittelt, ob der erkrankte Mensch in betroffenen Gebieten war oder Kontakt zu einer Person mit bestätigter Infektion hatte. Dies kann mit dem Gesundheitsamt abgeklärt werden. "Das Gesundheitsamt im Lahn-Dill-Kreis ist in Rufbereitschaft und kann von den Ärzten entweder direkt oder über die Leitstellen erreicht werden", sagt Landrat Schuster. Zudem gebe es einen regelmäßigen Austausch mit verschiedenen medizinischen Einrichtungen und dem Hessischen Gesundheitsministerium.
Wer kurzfristig einen Rat benötigt, dem rät der Landrat zur Info-Hotline des hessischen Gesundheitsministeriums. Sie ist kostenlos unter der Nummer 08 00-5 55 46 66 montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar.