Eine Wetzlarerin räumt ihr Bankschließfach aus und übergibt den Inhalt mit einem Wert im sechsstelligen Bereich an einen Fremden. Übler Fall einer bekannten Masche.
Von Christian Keller
Redakteur Wetzlar
Einem besonders üblen Fall von Telefonbetrug ist eine Wetzlarerin zum Opfer gefallen. Sie fiel auf die Masche herein, leerte ihr Bankschließfach und übergab einem Kurier Gold, Schmuck und Geld im wert eines niedrigen sechsstelligen Euro-Betrages. Foto: Martin Gerten/dpa
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WETZLAR - Eine Wetzlarerin räumt ihr Bankschließfach aus. Kurz darauf übergibt sie Gold, Schmuck und Geld mit einem Wert im niedrigen sechsstelligen Bereich an einen Fremden. Ein übler Fall einer bekannten Masche.
Die Angst vor dem Verlust sämtlicher Wertsachen nutzten Betrüger bereits am 11. März bei einer Wetzlarerin aus. Um die Seniorin angeblich vor Dieben zu schützen, brachten "falsche Polizeibeamte" ihren Schmuck, ihr Gold sowie ihr Bargeld in vermeintliche Sicherheit. Die Polizei fahndet jetzt mit einem Phantombild nach dem Mann, der die Wertsachen in Wetzlar abholte.
Die Geschichte, die ihr ein vermeintlicher Polizeibeamter am Donnerstag, dem 11. März, am Telefon erzählt, klingt bedrohlich: Die Polizei Wetzlar habe eine Betrüger-Bande aus dem arabischen Raum dingfest machen können, so der falsche Ermittler. Die Gruppe sei spezialisiert auf Bank- und Hausschließfächer. Die Täter seien im Besitz einer Liste potenzieller Opfer, auf der auch der Name der Wetzlarerin aufgeführt sei. Da der falsche Polizist nicht ausschließen könne, ob weitere Kopien der Liste bestünden, solle die Frau alle Wertsachen einsammeln und sicherheitshalber an die Polizei übergeben. Wenn die Gefahr gebannt sei, würden ihr diese selbstverständlich wieder vollständig ausgehändigt, so die Version des Anrufers.
Wer kennt diesen Mann, der als „Kurier" mitgewirkt hat und Wertsachen im Wert eines sechsstelligen Betrags an sich genommen hat.
(Phantombild: Hessisches Landeskriminalamt)
Die Angst der Frau, ihr Hab und Gut zu verlieren, war offensichtlich so groß, dass sich die Wetzlarerin auf eine Zusammenarbeit mit den falschen Polizisten einlässt. Sie geht zur Bank, leert ihr Bankschließfach und übergibt Schmuck, Gold und Bargeld an einen "Kurier". Erst später bemerkt die Frau, dass sie Betrügern aufgesessen ist - die sind zu diesem Zeitpunkt mit der Beute vermutlich schon über alle Berge.
Die im Anschluss eingeschaltete Polizei hatte versucht, die Täter im Anschluss dingfest zu machen und darauf gehofft, dass diese sich erneut bei der Geschädigten melden. Das ist bisher nicht geschehen, weshalb die Polizei jetzt mit einem Phantombild nach dem Mann sucht, der die Wertsachen bei der Frau in Wetzlar abgeholt hat. Aus Gründen des Opferschutzes hat sich die Polizei dazu entschieden, die genaue Wohnadresse der Geschädigten nicht zu nennen.
Die Wetzlarerin kann den Kurier, der die Wertsachen bei ihr abholte, wie folgt beschreiben: Zwischen 40 und 50 Jahre alt, circa 170 bis 175 Zentimeter groß, von normaler Statur, ordentlich und dunkel gekleidet und sprach akzentfrei Deutsch. Auffällig war sein leicht hinkender Gang, er zog eines seiner Beine nach.
Die Polizei fragt: Wem ist der auf dem Phantomfoto abgebildete Mann bekannt?
Wer kann sonst Angaben zur Identität des Unbekannten machen?
Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung auch abseits von Wetzlar. "Es ist durchaus davon auszugehen, dass es sich um eine bundesweit tätige Gruppe handelt", erklärte Polizeipressesprecher Guido Rehr im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Polizei rät grundsätzlich dazu, bei Anrufern, die nach Geld oder Wertgegenständen fragen, direkt aufzulegen und sich gar nicht erst in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Außerdem sollte man besonders ältere Mitmenschen und Familienmitglieder über die Masche der "falschen Polizisten" sowie anderen Telefonbetrügern immer wieder aufklären.