Reicht die Ankündigung der Bundesregierung, den vom Lockdown betroffenen Betrieben bis zu 75 Prozent ihrer Umsatzeinbußen zu ersetzen? Nein, sagt Christoph Schäfer, Vorsitzender des Wetzlarer Altstadt-Vereins. Er fordert: "Allen, denen der Staat ein Sonderopfer für die Allgemeinheit abverlangt, steht ein 100-prozentiger Entschädigungsanspruch zu. Das ist schlicht ein Gebot der Gerechtigkeit."
Laut Schäfer hat die Ankündigung der erneuten Schließung ab Montag die Gastronomen und Hoteliers der Stadt kalt erwischt. "Unsere Mitglieder schwanken zwischen Unverständnis, Frustration und Existenzangst." Für einige Gastwirte komme der neuerliche Lockdown einem Todesstoß gleich. "Nach Monaten der Kurzarbeit, nachdem die Corona-Hilfsgelder aufgezehrt sind und KfW-Kredite auf den Büchern lasten, stehen viele Betroffene vor dem wirtschaftlichen Aus."
Schäfer zeigt Verständnis dafür, dass die Politik auf gestiegene Infektionszahlen reagiert. Sagt aber auch: Die Maßnahmen müssten verhältnismäßig sein. So zeigten Daten des Robert-Koch-Instituts, dass sich die meisten Infektionen im privaten Bereich sowie in Alten- und Pflegeheimen ereignen. Restaurants spielten nur eine untergeordnete Rolle.
Besonders belastend wirkt laut Schäfer, dass sich viele Gastronomen mit großen Investitionen und Konzepten zur Einhaltung der Hygieneregeln auf den Winter vorbereitet hätten. Auch wegen dieser Kosten werde der neuerliche Lockdown das Aus für viele Betriebe bedeuten. (pre)