CDU-Stadtverordneter Wolfgang Gores legt Mandat nieder

Wolfgang Gores hat sein Mandat in der CDU-Rathausfraktion niedergelegt.  Archivfotos: René Vigneron, Sascha Kopp
© Archivfotos: René Vigneron, Sascha Kopp

Nach Vorwürfen gegen ihn und seine Tochter im Zusammenhang mit dem Awo-Skandal verlässt Wolfgang Gores nach knapp 20 Jahren die Wiesbadener CDU-Rathausfraktion.

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WIESBADEN. Der Wiesbadener CDU-Politiker Wolfgang Gores wird sein Stadtverordnetenmandat niederlegen. Das hat die CDU-Rathausfraktion am Freitag mitgeteilt. Bis zum Ende des Sitzungszugs, also bis zum 2. Juli, werde Gores noch als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und als sozialpolitischer Sprecher fungieren.

Tochter soll jahrelang Bezüge ohne Arbeitsleistung erhalten haben

Mit dem Rücktritt reagiert der 60-Jährige auf die Anschuldigungen gegen seine Tochter. Wie von dieser Zeitung aufgedeckt, soll die junge Frau bei der Arbeiterwohlfahrt mehrere Jahre lang für eine Vollzeitstelle bezahlt worden sein, ohne dafür eine nachvollziehbare Arbeitsleistung erbracht zu haben. Gores hatte eingeräumt den Kontakt zum Awo Kreisverband Wiesbaden hergestellt zu haben, sonst habe er „mit der Sache“ nichts zu tun. Im Oktober 2019 hatte sich Gores in den Awo-Kreisvorstand wählen lassen, legte das Amt aber wenige Wochen später wieder nieder.

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In einem anonymen Schreiben, das auch der Staatsanwaltschaft zuging, waren Vorwürfe gegen Gores selbst erhoben worden. Dieses Verfahren ist nun Teil des Awo-Komplexes, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilt. Dabei wird gegen verschiedene Personen wegen Betrugs und Untreue ermittelt. Gores hatte Anzeige gegen Unbekannt erstattet und sein Anwalt Bernhard Lorenz erläuterte: „Ein Wolfgang Gores im Februar anonym zugesandtes Schreiben beinhaltet falsche Angaben und unzutreffende Vorwürfe, die gegen ihn und seine Familie gerichtet sind.“

Teilweiser Rückzug habe sich abgezeichnet

Seit dem Aufkommen der Anschuldigungen habe sich abgezeichnet, dass Gores sich aus seinen Ämtern teilweise zurückziehen werde, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Wittkowski auf Anfrage und ergänzte: „Menschlich hat mich das sehr getroffen.“ Gores habe sich sich immer durch Geradlinigkeit und Ehrlichkeit ausgezeichnet und sei gerade deswegen besonders geschätzt, nicht nur von den Kollegen der eigenen Fraktion.

Umso schwerer wiege für Gores die aktuelle Diskussion um seine Person. Diese belaste seine Tätigkeit für und in der Fraktion. „Wolfgang Gores sieht seine Verantwortung gegenüber der Fraktion und legt sein Mandat auch aus diesem Grund nieder“, heißt es in einer Pressemitteilung der CDU.

Wittkowski: "Wird uns in allen Belangen fehlen"

Die CDU-Fraktion verliere einen Stadtverordneten, dessen anerkannt große Fachkompetenz sehr fehlen werde, betonte Wittkowski und sagte: „Wolfgang Gores, der sich insbesondere in den Bereichen Sport und Soziales mit großem Einsatz engagiert hat, wird uns in allen Belangen fehlen.“ Er habe Gores als äußerst empathischen Menschen kennengelernt, „der mit seiner ehrlichen und überzeugenden Art immer eine Stütze der Fraktion war.“ Vor der Niederlegung des Mandats habe man „großen Respekt“.

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Neben Wittkowski und dem Fraktionsvorstand hatte auch der neue CDU-Kreisvorsitzende Ingmar Jung mehrere Gespräche, darunter ein langes persönliches, mit Gores geführt. Auf Anfrage sagte er: „Ich kann die Entscheidung gut nachvollziehen.“ Sie sei allerdings kein Schuldeingeständnis. „Die Fragen muss die Staatsanwaltschaft beantworten. Der Rücktritt war eine politische Entscheidung.“ Wolfgang Gores gehört seit nahezu 20 Jahren der CDU Rathausfraktion an. Nachrücker in der Stadtverordnetenversammlung wird der Auringer Ortsvorsteher Hans-Jörg Frommann. Eine neuer sozialpolitischer Sprecher sei noch nicht bestimmt, erklärte Wittkowski. Er gehe nicht davon aus, dass Gores bei der Kommunalwahl 2021 erneut für die Stadtverordnetenversammlung kandidieren wird.