Chancen für Reaktivierung der Aartalbahn gestiegen

Die alte Aartalbahnstrecke am Bahnhof Eiserne Hand. Foto: René Vigneron

Die Aussichten für die Reaktivierung der Strecke zwischen Bad Schwalbach und Wiesbaden stehen nicht schlecht, wie eine Studie ergeben hat. Doch es wird mit Widerstand gerechnet.

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WIESBADEN. Die Chancen für eine Reaktivierung der Aartalbahn stehen gar nicht so schlecht – aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das ist das Zwischenergebnis einer Machbarkeitsstudie, die Peter Forst, Bereichsleiter Netzentwicklung und Schienenverkehr beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), jetzt im Mobilitätsausschuss vorgestellt hat.

Nach dem „weniger erfreulichen Ergebnis“ für den Nordabschnitt zwischen Bad Schwalbach und Diez nehmen Gutachter bis etwa Anfang 2023 den südlichen Teil zwischen Bad Schwalbach und Wiesbaden unter die Lupe. „Die Bauwerke entlang der Strecke sind bis auf die Brücke über die Flachstraße in einem guten Zustand“, berichtete Forst. In der Studie werden bereits mögliche Haltestellen vorgeschlagen, etwa Dolomitenstraße, Saarstraße und Volkerstraße. Außerdem werde sowohl die Anbindung an den Hauptbahnhof als auch an den Halt Wiesbaden-Ost untersucht.

Neue Bewertungsgrundlagen erhöhen Chancen für Aartalbahn

Das Endergebnis der Machbarkeitsstudie für die ganze Strecke von Wiesbaden bis Diez werde allerdings erst in anderthalb Jahren vorliegen, sagte Forst. Dabei werden auch Aussagen zur Förderfähigkeit gemacht. Die Chancen seien wegen neuer Bewertungsgrundlagen seit diesem Sommer besser geworden. Jetzt werden etwa auch Kriterien wie Flächenbedarf und Tourismus in die Waagschale geworfen.

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„Positiv überrascht“ zeigte sich Alexander Winkelmann (FDP) von den Zwischenergebnissen. „Aber das Ganze könnte schneller gehen.“ Ob ein vereinfachtes Verfahren möglich sei? Das komme nicht infrage, bremste Forst die Erwartungen. Die Umsetzungskosten liegen unter 30 Millionen Euro. Laut grober Schätzung von Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) ist jedoch für den Abschnitt zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach mit Kosten von um die 80 Millionen Euro zu rechnen. Ähnliche Kosten waren auch für die City-Bahn auf dieser Strecke veranschlagt worden.

Auch Christian Hill (Freie Wähler/Pro Auto) geht es zu langsam: „Wir brauchen eine Alternative für die Pendler.“ Martin Kraft (Grüne) kritisierte, dass zu viele Haltepunkte eingeplant seien, allein vier zwischen Hauptbahnhof und Dotzheim: „Das würde die Fahrtzeit verlängern.“ Sie seien nicht in Stein gemeißelt, sondern es müsse eine Abwägung stattfinden, erklärte Kowol. Ohnehin sei die Bahnstrecke zum Teil langsamer als der Bus, stellte Forst klar. Der größte Teil der Strecke wird eingleisig verlaufen, es soll jedoch Kreuzungspunkte etwa an den Bahnhöfen geben. Geplant sei ein emissionsfreier Antrieb der Züge, batterieelektrisch oder mit Brennstoffzellen, also mit Wasserstoff.

Eine Bürgerbeteiligung zum südlichen Streckenabschnitt ist ab diesem Winter vorgesehen. „Es wird irgendwann Widerstand aus der Bevölkerung geben“, ist sich Kraft sicher. Denn die Strecke führt auch durch bebaute Gebiete.