Große Hilfsbereitschaft in Wiesbadens Partnerstadt Breslau

aus Krieg in der Ukraine

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Breslaus Bahnhof gleicht derzeit einem Besatzungslager, täglich kommen Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine dort an.     Foto: Stadt Wroclaw
© Stadt Wroclaw

In der polnischen Stadt kommen täglich Tausende geflüchtete Ukrainer an. Wiesbaden wolle sich bei seiner Hilfe auf die Unterstützung Breslaus konzentrieren, so OB Mende.

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BRESLAU/WIESBADEN. Die Lage in Polen spitzt sich zu. Über 1,5 Millionen Ukrainer sind zum jetzigen Zeitpunkt über die Grenze nach Polen geflüchtet und täglich werden es mehr. Ihr Hauptziel ist Polens Hauptstadt Warschau, doch die zweitgrößte Last trägt Wiesbadens Partnerstadt Breslau (Wroclaw). Die Stadt schätzt, dass täglich Tausende mit dem Zug am Hauptbahnhof oder Busbahnhof ankommen. Lebten vor dem Krieg etwa 120.000 Ukrainer in Breslau, so seien es jetzt sicher dreimal so viele, schätzt Svitlana Kucherenko von Fudajca Ukraina, einer gemeinnützigen Stiftung für die ukrainische Gemeinschaft in Breslau und Niederschlesien.

Seit Kriegsbeginn arbeiten Nichtregierungsorganisationen (NGO) und die Stadt eng zusammen, um die Flüchtlingswelle zu koordinieren. Die Stadt nimmt dabei eine aktive Rolle ein: „Bisher nutzten etwa 10,000 Menschen die städtischen Unterbringungsmöglichkeiten. Die Stadt kann 1500 Schlafplätze bieten. Jeden Tag bleiben einige Hundert Plätze ungenutzt“, sagt Stadtpräsident Jacek Sutryk. Die Menschen werden auf Hotels, Herbergen und Studentenwohnheime verteilt. Die Stadt stellt derzeit Hunderte weiterer Schlafplätze in einem ehemaligen Gymnasium bereit und arbeitet aktiv daran, weitere Orte zur Unterbringung zu finden. „Je nach Bedarf können wir auch Sporthallen in Schlaflager umwandeln“, fügt Sutryk hinzu.

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Die Meisten finden bei Familie und Freunden Unterschlupf

Die Stiftung Fundacja Ukraina besteht seit acht Jahren. Viele gebildete Ukrainer haben in Breslau und Niederschlesien, nahe der deutschen Grenze, Jobs gefunden, leben und arbeiten seit Jahren dort. Die meisten Flüchtlinge fänden daher bei Freunden oder Familie Unterschlupf, berichtet Kucherenko. Innerhalb kürzester Zeit haben sich zusätzlich zu den 30 festen Mitarbeitern der NGO über 7000 Freiwillige gemeldet, die bei Spendensammlungen helfen, sei es beim Sortieren, Lagern oder Transportieren.

Der Hauptbahnhof gleicht seit über zwei Wochen einem Besatzungslager. Helfer von Fundacja Ukraina tragen gelbe Warnwesten. Sie leiten die Ankömmlinge weiter, sei es weiter in die Stadt, zur Weiterreise ans nächste Gleis oder zur Essensausgabe. „Die meisten unserer Helfer sprechen Polnisch, Russisch, Ukrainisch oder Englisch, können also weiterhelfen“, sagt Kucherenko. Die Stadt bringt täglich Tausende „Breslauer Hilfspakete“ dorthin. Darin enthalten: Lebensmittel, Süßigkeiten und Kosmetikartikel des täglichen Bedarfs.

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Über 200 Tonnen Hilfsgüter ins Krisengebiet

Die Hilfsbereitschaft der freiwilligen Helfer kenne derzeit kaum Grenzen, berichtet Kucherenko. Wer sich nicht direkt bei der NGO engagiert, kommt einfach so vorbei und packt an. Doch auch die Spendenbereitschaft sei groß. Fast 1,5 Millionen Zloty (circa 300.000 Euro) wurden auf das Konto der NGO gespendet. Und aus dem Ausland 37.000 Euro und 1600 US-Dollar. Davon kauft die Hilfsorganisation Militärbedarf, medizinische Artikel und weitere Hilfsgüter, die direkt in die Ukraine transportiert werden. Insgesamt hat Fundacja Ukraina bereits über 200 Tonnen Hilfsgüter ins Kriegsgebiet, meist in die Breslauer Partnerstadt Lemberg (Lviv) verbracht.

Auch die Wiesbadener wollen helfen. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) teilte in einer Pressemitteilung der Stadt mit, dass Wiesbaden sich auf die Zusammenarbeit mit Breslau konzentrieren wolle. In einer koordinierten Hilfsaktion Anfang März wurden unter anderem Verbandskästen, Powerbanks, Ladekabel, Akku-Taschenlampen, Schlafsäcke, Isomatten, Zelte, warme und regenfeste Jacken, bruchsichere Thermosflaschen und Konserven gesammelt. Doch auch Geldspenden sind weiterhin möglich und wichtig für die Arbeit der Hilfsorganisationen in Breslau.