Die Busausfälle und der ausgedünnte Fahrplan in Wiesbaden waren auch Thema im Städteausschuss Mainz-Wiesbaden. Aber so einfach sind die Löcher nicht zu stopfen.
MAINZ/WIESBADEN. Obwohl der Städteausschuss Mainz-Wiesbaden im Mainzer Kurfürstlichen Schloss diesmal eher von Harmonie geprägt war - in einem Punkt konnte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) der Wiesbadener Stadtverordneten Mechthilde Coigné (Linke) aber doch wenig Hoffnung machen. Als der Wiesbadener Nahverkehrsplan diskutiert wurde, fragte sie, ob bei einem coronabedingten Fahrermangel die Stadt Wiesbaden Fahrer für die Busse der gemeinschaftlich betriebenen Buslinien wie die Linien 6, 9, 28 und 33 aus Mainz ausleihen könne. "Auch wir sind auf Kante genäht und haben Fachkräftebedarf", so der OB.
Das Mainzer Stadtratsmitglied Erik Donner (SPD) will wissen, ob bei Personalknappheit in Zukunft die Gemeinschaftslinien von Wiesbadener Seite aus höher priorisiert würden. "Die aktuelle Situation ist unschön und die Fahrplanreduzierung an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht immer glücklich", gab Patrick Düerkop aus dem Büro der Geschäftsführung der Eswe Verkehrsgesellschaft zu: "Ich kann mir vorstellen, dass wir eine Art Notfallplan definieren, dass man schaut, wo man Einschränkungen im Bedarfsfall durchführen kann." Ein Großteil des Plans werde die Stadt Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis tangieren. Düerkop versprach aber, für die Linien, die über den Rhein gehen, auf die Mainzer Kollegen zuzugehen.
Mehr Direktverbindungen
Wie das System mit "möglichst wenig Umstiegen" in die Tat umgesetzt werden soll, danach erkundigte sich das Mainzer Stadtratsmitglied Brian Huck (Grüne) - der zugleich die Idee einer Art Shuttle-Verbindung zwischen Wiesbaden Hauptbahnhof und Innenstadt aufbrachte.
Auch Direktverbindungen zwischen den einzelnen Stadtteilen sollen stärker berücksichtigt werden. Düerkop bestätigte zudem, dass gerade daran gearbeitet werde, in Wiesbaden wieder ein Fahrradverleihsystem zu etablieren. Genaueres dazu könne er aktuell allerdings nicht sagen - beispielsweise, ob es wieder eine Kompatibilität zum Mainzer System gebe. "Wir planen, 400 bis 600 Räder in Wiesbaden zu installieren", ergänzte Jakob Hebsaker von der Stabsstelle Mobilitätskonzepte. "Elektrifizierung wird dabei eine erheblich größere Rolle spielen als bisher." Auch E-Cargo-Bikes seien vorgesehen. Hebsaker glaubt, dass diese noch schneller installiert werden können als die übrigen Räder. "Wir hoffen, noch Fördermittel vom hessischen Umweltministerium zu bekommen." Konkret stellt er für die Einführung das dritte Quartal des kommenden Jahres in Aussicht. Auch E-Scooter sollen zum Konzept gehören.
Umgestaltung des Mainzer Rhein-Ufers
Während der Mainzer Grünen-Politiker Brian Huck für eine Satzung zu deren Nutzung plädierte, war der Wiesbadener Stadtverordnete Christian Hill (FW/Pro Auto) gegen deren Berücksichtigung überhaupt: "Diese Dinger sind mehr Fluch als Segen." Er könne sich zudem in dieser Hinsicht eine gemeinsame Satzung von beiden Städten vorstellen. Stadtverordneter Martin Kraft (Grüne) sagte dazu: "Sie haben in Wiesbaden wahrscheinlich eine deutlich herausgehobenere Rolle, weil wir etwas hügeliger sind, weniger Studenten und kein ganz so leistungsfähiges ÖPNV-System haben." Sie brächten "Mobilität in die Innenstadt", aber natürlich betrachte auch er "wildes Abstellen als großes Ärgernis".
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Thematisiert wurde auch die Umgestaltung des Mainzer Rheinufers. Stadtverordneter Kraft beklagte, bei der Umsetzung der Radschnellverbindung zwischen den beiden Städten über die Kaisersbrücke werde von der einen immer wieder auf die andere Verwaltung verwiesen. Derartige Aussagen bestritt OB Ebling allerdings. Der Mainzer Stadtplaner Axel Strobach erklärte, "Förderbescheide liegen auf beiden Seiten des Rheins vor". Man stimme sich intensiv ab, und auf Mainzer Seite starte demnächst der Architekturwettbewerb.
Frage nach weiterem Wachstum Wiesbadens
Der Mainzer Dezernent für Fördermittelmanagement, Volker Hans (FDP), stellte zudem das Wasserstoffprojekt "MaHYnzExperts" vor. Kraft lobte, dass Mainz in dem Projekt schon "eine Stufe weiter" sei als Wiesbaden.
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Besprochen wurde auch der neue Flächennutzungsplan für Wiesbaden, der den letztmals grundlegend überarbeiteten Plan von 2003 ersetzen soll. Es kam die Frage auf nach dem weiteren Wachstum von Wiesbaden und der Formulierung des Wachsens "bis zu einem gewissen Grad". Definiert werde das durch "die Gremien, die am Ende über den Flächennutzungsplan zu entscheiden haben", antwortete Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD).
Auch das Ostfeld/Kalkofen als Neubaugebiet kam zur Sprache. Wie Mainz mit eigenen Grundstücken dort umzugehen gedenke, fragte Stadtverordneter Hartmut Bohrer (Linke). "Es gibt den Grundsatz, dass wir einer Entwicklung dort nicht im Wege stehen", so OB Ebling.
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