Spendenaktionen und Hilfstransporte: Wie Schüler, Bürger, Vereine und Kirchen sich für Flüchtlinge engagieren und Zeichen gegen den Krieg setzen.
WIESBADEN. Weithin sichtbar war dieses Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine: Die Kirche Mariä Heimsuchung auf dem Kohlheck erstrahlte in Blau und Gelb. Ute Stader vom Ortsausschuss und Astrid Lauter vom Pfarrgemeinderat haben die Aktion initiiert. Theresa Kreutz aus der Pfarrei St. Peter und Paul, zu der die Kirche gehört, sagte: „So zeigt die Gemeinde ihr Mitgefühl mit den Kriegsopfern in der Ukraine. In Gedanken sind wir auch bei den Menschen in Russland, die mutig gegen den Krieg demonstrieren.“ Die Firma „Schoko Pro“ hat mitgeholfen, die Aktion zu verwirklichen.
Sie ist zehn Jahre alt und geht in die vierte Klasse. Und der Krieg in der Ukraine lässt der Tochter von Christian Adelhütte keine Ruhe. So hat sie sich hingesetzt und berührende Friedenswünsche für die Kinder dort aufgeschrieben. Diese hängen inzwischen ganz groß auch in der Taunusstraße am Sitz der Agentur „Kraft und Adel“. Außerdem könnten sie noch bald auf Einkaufstaschen aufgebracht werden, deren Erlös an Hilfsprojekte für ukrainische Kinder geht.
Die zwölfjährige Eva Reichardt aus der Umwelt-AG der Gerhart-Hauptmann-Schule hat sich bei uns gemeldet. Die Aktivitäten unserer Gruppe, erzählt sie, „dienen nicht nur dem Umweltschutz, sondern auch den Menschen“. Innerhalb von drei Tagen haben die Schüler 45 Kisten mit Spenden gesammelt, die jetzt in die Ukraine gebracht werden. Auf dem Schulgelände baut die AG von dieser Woche an mit dem Lehrer H. Etz ein Wildblumenbeet, das eine Künstlerin mit gestaltet.
Und auch die Mädchen und Jungen an der Schumann-Grundschule wünschen sich Frieden für die Kinder in der Ukraine. An den Fenstern ihrer Schule haben sie Friedenstauben angebracht (Foto: Schumann-Schule), versehen mit Wünschen. Nicht nur das: Ein Teilerlös ihres Sponsorenlaufs haben sie dem Aktionsbündnis Katastrophenhilfe für die Ukraine gespendet. Insgesamt kamen 1950 Euro zusammen, berichtet Schulleiterin Katharina Hattig-Böhm.
Auf dem dem Dernschen Gelände haben 60 Schülerinnen und Schüler der Elly-Heuss-Schule am Freitagmittag Friedenslieder gesungen. Sie besuchen das Gesangsprofil des Gymnasiums. Auf dem Programm standen „Imagine“ von John Lennon und „Blowing in the Wind“ von Bob Dylan. Unterstützt wurden die Sängerinnen und Sänger von einem E-Piano, berichtet Julia Hirsing.
Am Mittwoch wurde geladen, und dann ging es los: Mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Schülern und Lehrkräften der Schulze-Delitzsch-Schule und des Partnerschaftsvereins Schierstein Kamenez Podolski wurde ein Bustransport an die polnisch-ukrainische Grenze organisiert. An Bord des Busses der Firma Wahl-Reisen: Lebensmittel, Medikamente, Babynahrung, Windeln, Hygieneartikel, drei Notstromaggregate und Schlafsäcke. Das Team hat die Artikel sortiert, verpackt und auf Ukrainisch beschriftet. Drei Busfahrer (der Chef Michael Wahl verzichtet auf Bezahlung), Inna Lacay aus dem Zwerg-Nase-Team, die dolmetscht, sowie Wenceslav Schlaghoff, Konzertmeister des Sinfonieorchesters der Philharmonie in Charkiv, der geflohen ist und jetzt im Haus von Christoph Hahn und Uta Knigge lebt, sind mit an Bord. Auf dem Rückweg, so kündigt die GEW an, möchte man Flüchtlingen die Möglichkeit bieten, mitzufahren. Im Vorfeld beteiligt waren auch Susanne Vögtler, Maria von Pawelsz-Wolf, Rassia Paljukowitzsch und Hajo Barth.
Eine Spende über 10.000 Euro hat der Lionsclub Wiesbaden Mattiacum aus seinem „Not Depot“ genommen, um es für Hilfsgüter für die Ukraine zur Verfügung zu stellen. Das Geld geht unter anderem an den Ukrainischen Verein Mainz, berichtet Schatzmeisterin Inge Becker.
Sechs Tonnen Hilfsgüter hat ein Konvoi der Wiesbadener Rotarier am Wochenende an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Die Aktion wurde mit Unterstützung des Ukrainers Igor Boychuk und Bärbel Storch auf deutscher sowie Gemeinderäten auf ukrainischer Seite geplant. Am Steuer eines der fünf Transportfahrzeuge saßen Oliver Huhle und Jörg Brömer, Wiesbadener Unternehmer und Rotarier. Mitglieder der drei Clubs haben mit vielen Geldspenden die Aktion ermöglicht, die – sofern es der Kriegsverlauf zulässt – am Wochenende fortgesetzt wird. Thilo von Debschitz, Präsident des Rotary Clubs Wiesbaden-Kochbrunnen, hatte eine Taskforce ins Leben gerufen, die schnell die aus der Ukraine gewünschten Hilfsgüter zusammenstellte. Die Übergabe erfolgte rechtzeitig, denn schon einen Tag danach schlug eine Rakete in Grenznähe ein. Ein Teil der Produkte wurde nach Mariupol geliefert, wo die Infrastruktur bereits zusammengebrochen ist.
Die Nassauische Sparkasse hat einen Spendentopf mit 50.000 Euro für regionale Hilfsprojekte eingerichtet, die sich um ukrainische Geflüchtete kümmern. „Der brutale Angriffskrieg Russlands hat eine große Flüchtlingswelle in der Ukraine ausgelöst. Es ist uns ein Anliegen, einen Beitrag zur Linderung der Not von Menschen zu leisten, die davon betroffen sind“, sagt Naspa-Vorstandsvorsitzender Günter Högner. „Um die Geflüchteten zu unterstützen, die mit nicht viel mehr als dem, was sie auf dem Leib tragen, bei uns ankommen, stellen wir Geld für regionale Initiativen bereit.“ Vereine und Institutionen, die ihren Sitz im Geschäftsgebiet der Naspa haben, können Spendenanträge stellen. Näheres unter wwww.spendenmanagement.naspa.de.
Und auch die Bäckerei Bürger hat sich sehr für die Ukraine engagiert.2000 Berliner, die, weil blau-gelb glasiert, zu „Ukrainern“ wurden, brachten eine Spendensumme von 2000 Euro. Die Volksbank hat die gleiche Summe nochmal draufgelegt, sodass 4000 Euro zustande kamen, berichten Markus und Sabine Bürger.
Die Katholische Stadtkirche Wiesbaden unterstützt die Hilfsmaßnahmen des Partnerbistums Košice in der Ostslowakei. Dort kommen viele Flüchtlinge aus der Ukraine an. Angeregt vom Pfarrgemeinderat von St. Bonifatius wurden in allen Gottesdiensten dafür Spenden gesammelt. 17.000 Euro kamen bereits zusammen. Spenden sind weiterhin möglich an die Kirchengemeinde St. Bonifatius Wiesbaden, IBAN DE32 5105 0015 0100 0038 80.
Wir wissen, dass es noch viele weitere Aktionen von Kindern und Erwachsenen gibt. Leider können wir nicht alle berücksichtigen.