US-Armee in Wiesbaden: General Hodges tritt ab - Untersuchung...

General Ben Hodges. Archivfoto: wita/Paul Müller

Der Oberkommandierende des US-Heeres in Europa, Ben Hodges, tritt ab. Damit verlässt er auch das Hauptquartier des US-Militärs in Wiesbaden. Seinen Nachfolger wird er das...

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WIESBADEN. Dieser Tage ist Ben Hodges, der Oberkommandierende des US-Heeres in Europa, auf Abschiedstournee. Ursprünglich war vorgesehen, dass Hodges seinem Nachfolger bei einer großen Zeremonie in Wiesbaden das Kommando übergibt. Jetzt bleibt er seinen Gesprächspartnern die Antwort auf die Frage nach dessen Namen schuldig. Der US-General verlässt am 15. Dezember Europa und scheidet aus dem Dienst. Vorübergehend wird Hodges‘ Stellvertreter, Generalmajor Timothy P. McGuire, die Geschäfte führen.

Das war anders gedacht. Brigadegeneral Ryan Gonsalves, der Wunschnachfolger, steckt in einem Verfahren, das Rätsel aufgibt. Bis August war Gonsalves Kommandeur der Vierten Infanterie-Division in Fort Carson, Colorado, wo er geboren und aufgewachsen ist. Seine Karriere bei der Army, die vor 33 Jahren begann, ist eng mit der Vierten Division verknüpft. Diese Einheit spielt eine Schlüsselrolle beim neuen Verteidigungskonzept der Nato in Osteuropa. So wird seit 2016 eine Brigade dieser Division mit der gesamten Ausrüstung für neun Monate in Polen stationiert und rotiert dann wieder zurück in die USA. Während der gegen ihn laufenden Untersuchung wurde Gonsalves als „special assistant“ beim III. Korps der US-Army nach Ford Hood/Texas versetzt.

Ob auch politische Motive für die Untersuchung gegen den Berufssoldaten eine Rolle spielen, halten Beobachter in der Trump-Ära für möglich, belegt ist dies nicht. Gonsalves war im März 2016 Opfer einer Kampagne des republikanischen Senatskandidaten Jerry Eller in Colorado. Dieser musste seine Behauptung, der General werde ihn im Wahlkampf unterstützen, widerrufen. Gonsalves hatte ausrichten lassen, weder privat noch öffentlich engagiere er sich für den Kandidaten. Angehörige des US-Militärs unterliegen strengen Vorschriften, was ihre aktive Beteiligung in Wahlkämpfen angeht.

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Hodges betonte stehts eine starke Verteidigungsposition gegen Russland

Der jetzt scheidende General Hodges hat den Posten des Chefs der US-Army in Deutschland politisch aufgeladen. Seit seiner Amtseinführung vor drei Jahren hat der energische Offizier aus Florida keine Gelegenheit versäumt, die Dringlichkeit einer starken Verteidigungsposition gegen Russland zu fordern. Inzwischen haben auch führende Politiker und Militärs seinen Standardspruch übernommen, man habe zwar nur 30.000 Soldaten zur Verfügung, diese müssten aber die Wirkung von 300.000 Mann entfalten.

Hodges absolvierte unzählige Medienauftritte, um für das Bündnis gegen Russland zu werben. In seiner Amtszeit dient in der Person von General Kai Ronald Rohrschneider nun schon der zweite Deutsche nacheinander als Chef des Stabes im US-Hauptquartier in Wiesbaden-Erbenheim. 2018 wird der 59-Jährige in das „Center for European Policy Analysis“ (CEPA, Zentrum für europäische Politikanalyse) nach Washington wechseln und dort als Spezialist für geopolitische Fragen und europäische Verteidigungspolitik arbeiten.

Von Stefan Schröder