Zwei Jahre nach der Absage der Wiesbadener Bürger an die City-Bahn melden sich die Befürworter wieder zu Wort. Was sie von Politik und Verwaltung fordern.
Wiesbaden. Exakt zwei Jahre ist es her, dass sich die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener mehrheitlich gegen die City-Bahn entschieden haben. Jetzt meldet sich der Verein „Wiesbaden neu bewegen“, der im Frühjahr 2021 aus „Bürger Pro City-Bahn Wiesbaden“ hervorgegangen war, erneut zu Wort. „Und wir brauchen die Straßenbahn doch!“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Situation für Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV in Wiesbaden ist schlimmer denn je.“
Neue Wohngebiete benötigen ÖPNV-Anbindung
Dass wegen akuten Personalmangels bei Eswe Verkehr die Busse seit dem Ende der Sommerferien bis auf Weiteres nach reduziertem Fahrplan fahren, sei „für eine Landeshauptstadt mehr als peinlich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Alexander Mehring. Es zeige sich deutlich, warum Wiesbaden mit einem „Ja“ zur City-Bahn besser gefahren wäre: „Straßenbahnen fassen deutlich mehr Passagiere als Busse. Der Bedarf an Fahrpersonal ist niedriger.“ Deshalb halte „Wiesbaden neu bewegen“ weiter an der Idee einer Straßenbahn fest. Die Argumente für eine Straßenbahn seien so stark wie eh und je: weniger benötigtes Fahrpersonal, weniger Flächenversiegelung für Rasengleise, weniger Feinstaub wegen Metallrädern, keine Emissionen und kein Lärm durch Stromantrieb direkt von der Oberleitung. Neue Wohngebiete wie das Ostfeld seien zudem nur mit einer guten ÖPNV-Anbindung denkbar. Eine Straßenbahn sei schmaler und beanspruche weniger Straßenraum als Busspuren oder ein Bus-Rapid-Transit-System.
„Wiesbaden neu bewegen“ begrüßt, dass die Reaktivierung der Aartalbahn auf der politischen Agenda steht. Die Strecke habe das Potenzial, Pendlerinnen und Pendler aus dem Taunus von der Straße zu holen. Das ersetze aber nicht die Diskussion um den Ausbau des innerstädtischen ÖPNV. „Leider haben sowohl Stadtverwaltung als auch Politik beim Nahverkehr in den letzten zwei Jahren versagt“, so der Vereinsvorsitzende. „Weder hielt man sich an das mit viel Input von Bürgerinnen und Bürgern entwickelte Mobilitätsleitbild, noch gibt es einen klaren Plan, wie es jetzt weitergehen soll in Wiesbaden.“ Ein neues Straßenbahnkonzept müsse her, sobald dies nach Ablauf der gebotenen Frist von drei Jahren nach dem Entscheid möglich ist. Diese Frist endet 2023.