Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs erklärt - wie zuvor Peter Lustig - Kindern und vielen Erwachsenen die Welt. Was hat sich in 40 Jahren „Löwenzahn“ verändert?
REGION. Als Fritz Fuchs vermittelt Guido Hammesfahr im ZDF auf pfiffige Art Wissen. Ein Gespräch darüber, was sich verändert hat.
Herr Hammesfahr, bis 2006 hat Peter Lustig mit Latzhose und Nickelbrille Generationen von Kindern die Welt erklärt. Dann haben Sie die Nachfolge angetreten. Wie groß waren Lustigs Fußstapfen?
Ehrlich gesagt, ist mir das gar nicht so bewusst gewesen. Als wir 2006 auf Sendung gegangen sind, war ich natürlich froh, dass die Resonanz so gut war.
Ahnten Sie beim Casting, dass Sie der Wunschkandidat der Redaktion unter den 700 Bewerbern waren?
Es war schon mal außergewöhnlich, dass ich zum Casting direkt von der Produktion angerufen wurde. Ich hatte mich nämlich gar nicht um die Rolle beworben. Die Redaktion hat drei Bewerber ausgesucht und die endgültige Auswahl den Kindern überlassen. Der Neue wurde nicht vorgesetzt, sondern die Zuschauer wurden gefragt. Und sie sagten: Der blonde Typ da, der kann eigentlich ganz gut erklären.
Eine Folge haben Sie 2007 noch gemeinsam mit Peter Lustig moderiert. Wie war er?
Peter war ein sehr aufgeschlossener, netter Kollege. Wir sind uns total auf Augenhöhe begegnet. Es war sehr angenehm mit ihm.
Das „Löwenzahn“-Markenzeichen ist der blaue Bauwagen. Ist das noch derselbe wie 1980?
Nee, das ist mittlerweile ein anderer. Das lag am Tüv, denn der alte hatte Bremsen, die nicht mehr zugelassen sind. Wir brauchten deshalb ein neues Fahrgestell. Und weil wir das machen mussten, haben wir uns den Bauwagen darauf für unsere Zwecke zurechtgebaut. Er hat hinten einen Wintergarten ranbekommen.
Was hat sich in der Sendung verändert, seit Sie die Hauptrolle übernommen haben?
Ich glaube, wichtig ist erst mal das, was sich nicht verändert hat: Wir haben immer eine spannende Geschichte um den Themenbereich, den wir gerade behandeln. Verringert hat sich der Anteil, bei dem ich vor der Kamera dozierend etwas erkläre. Wir gehen immer mitten rein ins Abenteuer. Ich erforsche die Dinge, habe Fragen, auf die ich Antworten suche. Außerdem sind wir etwas schneller geworden in der filmischen Erzählweise.
„Löwenzahn“ ist mit der Umweltbewegung entstanden, war die erste Natur-Wissenssendung für Kinder. Sie soll den richtigen Umgang mit unserer Umwelt zeigen und den Spaß am eigenen Forschen und Entdecken anregen, sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut. Empfinden Sie das als Auftrag?
Auf jeden Fall. Ich bin natürlich von der Sendung geprägt, habe sehr früh ein Umweltbewusstsein entwickelt. Das war bei unserer Elterngeneration wohl noch nicht so. „Löwenzahn“ hat Bewusstsein geweckt. Aber: Wir haben noch nicht genug getan. Im Moment sehen wir durch die Corona-Pandemie, dass einiges möglich ist, was man sich gar nicht als möglich hat vorstellen können.
Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Job bei „Löwenzahn“?
Dass ich ein kontinuierliches Team habe, mit dem ich zusammenarbeite. Es ist wie eine Familie. Man sieht dem Format an, dass da sehr viel Herzblut dabei ist. Wir machen keine 08/15-Geschichte – trotz aller Routine, die ich mittlerweile nach vierzehn Jahren habe. Wunderbar ist auch, dass ich fast nur draußen bin. Ich sitze nicht in dunklen Proberäumen oder künstlich beleuchteten Studios. Ich bin von Mai bis September draußen. Das macht was mit einem. Ich genieße das sehr.
Sind Sie privat auch viel in der Natur unterwegs?
Ja, ich bin ja passionierter Segler. Jede freie Minute, jedes freie Wochenende und während unserer Sommerpause bin ich auf dem Wasser.
Es heißt, auch viele Erwachsene gucken „Löwenzahn“. Können Sie das bestätigen?
Ja, anhand der Zahlen, die ich von der Redaktion bekomme, ist das wohl so. Wobei ich davon ausgehe, dass unsere Sendetermine am Wochenende ritualisierte Familien-Fernsehtermine sind. Das „Löwenzahn“-Schauen vermittelt Geborgenheit und ein wenig Zuhause-Gefühl. Als ich mein Schauspiel-Studium begonnen habe, haben wir am Wochenende beim Frühstück auch nebenbei „Die Sendung mit der Maus“ oder „Löwenzahn“ geguckt. Das war ein Ritual.
Werden Sie von den Kindern auf der Straße erkannt?
Nicht so häufig, wie man sich das vorstellt. Wenn, dann sind das immer sehr nette Begegnungen. Manche sagen einfach nur „Hallo“, andere kommen mit ganz konkreten Problemen. Kinder haben keinen Star-Kult, die sehen mich mehr als den Typ von nebenan.
Von Andrea Herdegen