Kinder werden zu oft im Auto vergessen – im Hochsommer kann das tödlich enden. Das Verkehrsministerium arbeitet nun an Lösungen.
Von Hagen Strauß
Unterschätzte Gefahr: Kinder werden zu oft im Auto vergessen – im Hochsommer kann das tödlich enden.
(Foto: dpa)
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BERLIN - Die erste Hitzewelle rollt durchs Land. Wenn Eltern dann nicht achtsam sind, könnte dies tödlich enden für ihre Kinder. Denn immer wieder kommt es dazu, dass diese im Auto vergessen werden. Einer kanadischen Studie von 2021 zufolge ist es bei über der Hälfte der Eltern ein Versehen, entstanden durch Ablenkung, weil das Handy klingelt, durch Alltagsstress, durch Müdigkeit. Das Bundesverkehrsministerium lässt nun prüfen, inwieweit ein verpflichtendes Alarmsignal am Kindersitz helfen kann.
Auch wenn man nur kurz etwas besorgen will, bei sommerlichen Temperaturen sollten Eltern ihre Kinder keinesfalls im Auto warten lassen. Die Fahrzeuge heizen sich extrem schnell auf. Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, warnt: „Im Verhältnis zu ihrem Körpervolumen haben Kinder eine geringere Körperoberfläche, somit kommt es schneller zu einem Hitzschlag oder anderen Kreislaufproblemen, die letztendlich zum Tode führen können.“ Eltern sollten daher bei längeren Standzeiten ihren Nachwuchs aus dem Wagen herausnehmen. „Auch ein geöffnetes Fenster ist nicht ausreichend.“
Unglücksfälle kommen vor, in den USA sollen im Schnitt 40 pro Jahr tödlich enden. Auch in Deutschland sind tragische Fälle bekannt. Allerdings wird nicht erfasst, wie viele Kinder jährlich betroffen sind. Die Verkehrssicherheit von Kindern sei „ein wichtiges Anliegen des Bundesministeriums“, so eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. Man habe daher die Bundesanstalt für Straßenwesen beauftragt, die Verwendung von Warnsystemen an „Kinderrückhaltesystemen“ zu untersuchen und technische Anforderungen zu erarbeiten.
Die Ergebnisse sollen 2023 vorliegen. Dann muss man laut Ministerium allerdings europäisch aktiv werden. Denn Maßgaben für Kindersitze sind auf EU-Ebene harmonisiert. Die bisherigen Regelwerke enthielten Anforderungen zum Schutz der Kinder vor Verletzungen bei Verkehrsunfällen, so die Sprecherin von Minister Volker Wissing (FDP). „Sie enthalten jedoch derzeit keine Anforderungen an ein Alarmsignal, dass das Vergessen von Kindern in Fahrzeugen verhindern soll.“ Das könnte sich dann aber ändern.
Gleichwohl wäre ein nationaler Alleingang durchaus möglich. Laut ADAC ist etwa in Italien bereits ein Warnsystem für Kinder bis drei Jahren im Auto Pflicht. Es warnt den Fahrer, wenn das Kind im Wagen zurückgelassen wird. Auch in Deutschland sind nach Angaben des Automobilclubs solche Systeme bereits erhältlich, die zum Beispiel per App oder mit Sensoren funktionieren. Doch technisch überzeugt haben sie die Experten des ADAC bisher noch nicht. Auch befürchteten die Tester, dass sich Eltern zu sehr auf das Alarmsystem verlassen könnten.