Chemie-Nobelpreis: Biontech-Trio hat erneut das Nachsehen

aus Biontech

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Carolyn R. Bertozzi, Morten Meldal und K. Barry Sharpless heißen die Preisträger des diesjährigen Chemie-Nobelpreises. Die Biontech-Köpfe Karikó, Türeci und Sahin gehen leer aus.

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MAINZ / STOCKHOLM. Katalin Karikó, Özlem Türeci und Ugur Sahin haben es auch beim Chemie-Nobelpreis nicht geschafft: Die wahrscheinlich bedeutendste wissenschaftliche Auszeichnung, die den Aufstieg in den Wissenschaftsolymp und ein Preisgeld von rund einer Million Euro bedeutet, geht im Bereich Chemie zu gleichen Teilen an die Wissenschaftler Carolyn R. Bertozzi (USA), Morten Meldal (Dänemark) and K. Barry Sharpless (USA). Und zwar „für die Entwicklung der Click-Chemie und der bioorthogonalen Chemie", wie das Nobelpreis-Komitee gerade bekanntgab. Dabei handelt es sich um die Entwicklung von Methoden zum zielgerichteten Aufbau von Biomolekülen.

Grundstein für mRNA-Impfstoffe gelegt

Die Biontech-Gründer, Macher und Ehepartner Sahin und Türeci sowie die ungarische Biochemikerin Karikó (67), die bis Ende September bei Biontech als Senior Vice President ein eigenes Forschungsteam leitete und der Firma weiter als Beraterin zur Seite steht, gehen zwar leer aus, ihnen wurden im Vorfeld aber durchaus Chancen auf den Chemie-Nobelpreis eingeräumt. Denn die Basis für die Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna bildet ein biochemisches Verfahren mit Messenger-RNA (mRNA). Impfstoffe, die mittlerweile milliardenfach zum Schutz vor Corona verabreicht wurden. Karikó legte mit ihren jahrzehntelangen Forschungen an mRNA überdies einen Grundstein, damit die Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna überhaupt wirken können.

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Sahin, Türeci und Karikó wurden in diesem und im vergangenen Jahr mit bedeutenden Auszeichnungen förmlich überschüttet wurden. So erhielt Karikó zusammen mit dem US-Immunologen Drew Weissman, einem langjährigen Weggefährten bei der RNA-Forschung, den Rosenstiel Award, den Lasker Award, der auch als Nobelpreis der USA bezeichnet wird, sowie gemeinsam mit Sahin und Türeci den Paul Ehrlich-Preis. Die Auszeichnungen gehören zu den bedeutendsten Ehrungen in der medizinischen Forschung.

Viele Preisträger bekamen später einen Nobelpreis. Und für Karikó und Weissman ging es in diesem Jahr weiter. So wurden sie im Juni mit dem hoch dotierten (Preisgeld umgerechnet rund eine Million Euro) und vom taiwanesischen Geschäftsmann Samuel Yin gestifteten Tang Prize ausgezeichnet, zum anderen erhielten Karikó und Weissman kürzlich den renommierten Canada Gairdner International Award. Ein Wissenschaftspreis, der in Kanada ebenfalls als "Vorbote des Nobelpreises" angesehen wird.

Zwar sind die drei Biontech-Köpfe in diesem Jahr bei den Nobelpreisen nicht zum Zuge gekommen, das heißt aber nicht, dass es in den kommenden Jahren nicht vielleicht doch klappen kann. Denn in der Regel erhalten die betreffenden Wissenschaftler die Ehrung zeitversetzt zu ihren Entdeckungen, nicht selten viele Jahre später. Auch wenn Preisstifter Alfred Nobel verfügt hatte, dass die jeweilige wissenschaftliche Entdeckung der Menschheit im Jahr vor der Auszeichnung den größten Nutzen erwiesen haben müsse.