Wie wird das Coronavirus eingeschätzt? Gibt es Schnelltests? Wie verläuft eine Erkrankung bei Kindern? Und wie hoch ist die Sterblichkeit? Fragen und Antworten.
MAINZ / WIESBADEN. Stimmt die Aussage noch, dass das Coronavirus weniger gefährlicher ist als die Grippe? Die Einschätzung der Experten verändert sich, auch weil es jeden Tag neue Informationen gibt: „Der neue Coronavirus ist der Grippe recht ähnlich”, sagt nun Prof. Sandra Ciesek von der Universitätsklinik Frankfurt. „Auch bei der Schwere der Erkrankungen bei älteren Menschen.” Allerdings existieren für das neue Coronavirus noch keine Impfstoffe und auch durch die fehlende Immunität der Menschen muss damit gerechnet werden, dass es in den nächsten Wochen zahlreiche neue Erkrankungen mit dem Coronavirus geben wird, wenn dieser sich wie bisher weiter ausbreitet.
Warum ist die Aufregung wegen des neuen Virus überhaupt so groß und warum wird ein so großer Aufwand betrieben, Menschen zu isolieren? Das Problem an dem neuen Coronavirus sei „das Unbekannte”, sagt Prof. Sandra Ciesek. Wie entwickelt sich das Virus weiter? Gibt es Mutationen? „Immerhin hat sich das Virus ja schon einmal verändert, indem es auf den Menschen übergesprungen ist. Das macht es so schwierig”, so Ciesek. Zudem versuche man mit den verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen, die Ausbreitung des Virus schlichtweg abzubremsen. Auf diese Weise will man mehr Zeit gewinnen, um neue Erkenntnisse über das Virus zu erlangen, aber auch wenn irgendmöglich vermeiden, dass eine größere Ausbreitung des Coronavirus mit der Grippezeit zusammenfällt, die das Gesundheitssystem eh schon belastet.
Ist es realistisch, dass auch in Hessen und Rheinland-Pfalz wegen des Coronavirus Städte und Ortschaften abgeriegelt werden - oder das Schulen und Kindergärten geschlossen werden? Zumindest das Abriegeln von Orten hält Prof. René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes und Leiter des Kompetenzzentrums für hochpathogene Infektionserreger (KHPI) in der jetzigen Situation für völlig ausgeschlossen. „Dafür ist die Erkrankung eigentlich zu mild”, sagt er. Das Isolieren von Verdächtigen oder die Schließung von Schulen, Kindergärten oder das Absagen von Massenveranstaltungen seien durchaus Maßnahmen, die je nach Lage ergriffen werden könnten. Ähnlich ist die Haltung in Rheinland-Pfalz: Grundsätzlich bestehe zwar die Möglichkeit ganze Städte oder Regionen unter Quarantäne zu stellen. Allerdings halte das Gesundheitsministerium in Rheinland-Pfalz solche Maßnahmen in der aktuellen Situation weder für sinnvoll noch für zielführend.
Wenn der derzeitige Verlauf anhält: Ist es nicht schon programmiert, dass die Europameisterschaft im Fußball und die Olympischen Spiele in Japan abgesagt werden müssen? Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich dies noch nicht sagen, da die weitere Entwicklung mit dem neuen Coronavirus noch nicht absehbar ist. Die Absage von Großveranstaltungen durch das Virus ist allerdings durchaus eine Möglichkeit, die sich ergeben könnte. Aktuell würde sich hier jedoch kein Veranstalter festlegen wollen. Die Olympischen Spiele in Japan, heißt es in der FAZ daher aktuell auch, sollen nach bisheriger Einschätzung der Veranstalter nicht abgesagt werden.
Lässt sich vorhersagen, wie sich die Infektionen mit dem neuen Coronavirus weiterentwickeln? Die Neuinfektionen mit SARS 2002/2003 sind nach einem guten halben Jahr deutlich zurückgegangen. Wäre das auch bei dem neuen Coronavirus möglich? Auch hierzu sind Vorhersagen schwierig: „Es ist beides drin”, sagt Prof. Sandra Ciesek, Virologin an der Universitätsklinik Frankfurt. „Nämlich: Dass es zu einem Rückgang der Neuinfektionen kommt – oder dass es sich zu einem weiteren Virus entwickelt, das Erkältungskrankheiten hervorruft”, sagt sie. Es könnte also auch durchaus passieren, dass das Corona-Virus einfach bleiben wird – wir lernen müssen, wie mit der Grippe oder anderen Erregern von Erkältungskrankheiten, damit umzugehen.
Gibt es mittlerweile Schnelltests auf das Coronavirus? Wie schnell kann eine Infektion festgestellt werden? Schnelltests, wie es sie für die Influenza gibt, die in 20 bis 30 Minuten bereits Auskunft über eine Infektion geben, gibt es für das neue Coronavirus noch nicht. Vielmehr handelt es sich bei den Coronavirus-Tests um einen Direktnachweis des Virus und dieser dauert mindestens vier Stunden, teilweise doppelt so lange. Er kann auch nicht in jeder Hausarztpraxis durchgeführt werden, sondern hierfür müssen Proben an spezielle Labore oder die Universitätskliniken eingeschickt werden.
Wie hoch ist die Sterblichkeit bei Patienten mit dem Coronavirus? Diese liegt bei zirka ein bis zwei Prozent. Todesfälle sind bisher vor allem bei Patienten aufgetreten, die älter waren und/oder zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten. Laut aktueller Aussage des Robert-Koch-Instituts ist das Coronavirus tödlicher als die Grippe.
Woran kann ich erkennen, ob ich mich mit Grippe- oder Erkältungssymptomen auf den neuen Coronavirus untersuchen lassen soll? Momentan ist es vor allem wichtig, dass einzelne Infektionen so früh wie möglich erkannt werden, um die Ansteckung weiterer Personen zu vermeiden. Die Unterscheidung ist aufgrund der Symptome allein allerdings schwierig. Zunächst muss geklärt werden, ob überhaupt ein begründeter Verdachtsfall vorliegt. Wer eine Infektion mit dem Coronavirus befürchtet, sollte sich daher telefonisch an den Hausarzt wenden. Ein begründeter Verdachtsfall besteht etwa bei Personen, die Symptome haben – und sich vorher in einem Risikogebiet aufgehalten haben und/oder Kontakt zu einer Infizierten Person hatten.
Gibt es eine Hotline, wo man sich informieren kann? Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Coronavirus-Hotline eingerichtet. Die Telefonnummer lautet 030-346465100. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beantwortet auf der Seite www.infektionsschutz.de Fragen. Hessen hat ebenfalls eine Hotline eingerichtet. Diese ist montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr unter 0800–5554666 zu erreichen. Die rheinland-pfälzische Hotline ist ab Freitag unter 0800-5758100 zu erreichen (Mo. bis Do. von 9 bis 16 Uhr, Fr. bis 12 Uhr).
Wie lange ist die Inkubationszeit? Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Inkubationszeit zwischen zwei und 14 Tagen liegt.
Was sind die Symptome? Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus kann zu Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Mehr als 80 Prozent der derzeitigen Coronavirus-Erkrankungen verlaufen mild. Bei einem Teil der Patienten, schreibt das Robert-Koch-Institut, scheine das Virus mit einem schwereren Verlauf einherzugehen und zu Atemproblemen und Lungenentzündung zu führen.
Wer ist besonders gefährdet? Ältere Menschen mit Begleiterkrankungen haben ein höheres Risiko für schwerere Verläufe der Krankheit. Rund 15 Prozent erkranken schwer. Kinder hingegen erkranken nach den bisherigen Erfahrungen nur leicht.
Wie kann ich mich und andere vor dem neuen Coronavirus schützen? Wichtig ist häufiges Händewaschen. Außerdem sollte man Händeschütteln vermeiden und in den Ellenbogen niesen oder husten. Diese Maßnahmen sind auch in Anbetracht der Grippesaison sinnvoll. Zudem rät Prof. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Uniklinikum Frankfurt: „Wenn man sich krank fühlt, sollte man lieber zu Hause bleiben und sich nicht an den Arbeitsplatz schleppen.“ Das Tragen eines Mundschutzes ist im Alltag hingegen nicht notwendig.
Muss jeder Fall einer Coronavirus-Infektion im Krankenhaus behandelt werden? Nein. Momentan wird zwar noch jeder bestätigte Fall ins Krankenhaus eingewiesen und isoliert. Mit der Zunahme der Infektionen wird sich das jedoch ändern und später sortiert werden müssen, wer auch zu Hause bleiben kann. In der Lombardei wurden zum Vergleich zuletzt von 400 Fällen 300 zu Hause behandelt.
Diese Live-Karte zeigt alle weltweiten Fällen des Coronavirus. Diese wird täglich auf Grundlage der neuesten von der WHO publizierten Daten aktualisiert.
Diese Tabelle mit den der WHO gemeldeten Coronavirus-Fällen wird jeden Tag aktualisiert.