Lage in den hessischen Wäldern dramatisch

Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde. Foto: dpa

Sturm- und Dürreschäden der vergangenen Jahre, die lange Trockenheit in diesem Frühjahr - um die Wälder Hessens steht es nicht gut. Vor allem der Borkenkäfer sorgt für Probleme.

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WIESBADEN. Ungeachtet der jüngsten Regenfälle ist die Lage in den hessischen Wäldern nach Angaben des Waldbesitzerverbands weiter höchst dramatisch. Die starken Sturm- und Dürreschäden der vergangenen drei Jahre, die lange Trockenheit auch in diesem Frühjahr sowie die Borkenkäfer und der massive Verfall des Holzpreises machten sowohl den privaten als auch den kommunalen Waldbesitzern schwer zu schaffen, sagte der Präsident des hessischen Waldbesitzerverbands Michael Freiherr von der Tann am Montag in Wiesbaden.

Für das lange am besten verkaufte Fichtenholz werde heute gerade einmal ein Zehntel des vorher üblichen Betrags gezahlt. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden überstiegen längst die Einnahmen.

Allein in den privaten und kommunalen Wäldern Hessens seien bis März bereits 32.000 Hektar dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und mussten kahlgeschlagen werden, sagte von der Tann. Das seien sechs Prozent der Waldfläche, und die Kahlfläche wachse weiter. Nach den extrem trockenen und heißen Sommern der beiden vergangenen Jahre sei die Borkenkäferpopulation auf eine nie dagewesene Größe gewachsen und fresse in einigen Regionen den Fichtenbestand buchstäblich auf, so dass dieser in den nächsten Jahren verschwinden werde. Aber auch die Buche erleide massive Schäden und sterbe in den trockeneren Regionen Hessens ab. Im Hessischen Ried rund um Mörfelden und Rüsselsheim lösten sich die Wälder bereits auf, zumal die Bäume dort wegen der starken Wasserentnahme vielfach keine Verbindung mehr zum Grundwasser haben und so von der Spitze eher austrockneten.

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"Viele Waldeigentümer sind zahlungsunfähig"

Das Überangebot an Schadholz sei am Markt kaum noch absetzbar, viele Sägewerke seien nicht mehr in der Lage, weitere Mengen aufzunehmen. Hinzu kämen die Probleme beim Holzexport durch die Folgen der Corona-Pandemie. So seien in China Container mit deutschem Holz in den Häfen liegengeblieben, inzwischen sei der Export auch wegen der stark gestiegenen Frachtkosten nicht mehr wirtschaftlich. "Viele Waldeigentümer sind zahlungsunfähig und nicht mehr in der Lage, ihren Wald zu unterhalten", sagte der Verbandspräsident. Sie seien durch die Folgen des Klimawandels und Witterungsextreme unverschuldet in eine Notlage geraten, aus der sie mit eigener Kraft nicht mehr herauskämen. Von der Tann warnte, auch die notwendigen Maßnahmen zur Verkehrssicherungspflicht und der Öffnung der Wälder für Spaziergänger und Sporttreibende könnten viele Waldbesitzer nicht mehr finanzieren, so dass auch Sperrungen drohten.

Er begrüßte die von Bundes- und Landesregierung zugesagten Hilfsmittel, allerdings seien viele Waldbesitzer nicht einmal mehr in der Lage, den Eigenanteil aufzubringen, den sie bei der Beantragung der Fördergelder aufbringen müssten. Auch sonst komme das auf vier Jahre verteilte Geld nur schleppend bei den Betroffenen an, und der bürokratische Aufwand sei erheblich. Der Verband fordert daher die Auszahlung nicht an größere Auflagen gebundener Zuschüsse, um den Betrieben liquide Mittel zum Überleben zu verschaffen. Der Geschäftsführer des Waldbesitzerverbands, Christian Raupach, nannte dafür eine Summe von 200 Euro pro Hektar und Jahr. Nur so könnten die in Hessen rund 57.000 Beschäftigten im Bereich Fort und Holzwirtschaft bezahlt und die dringend nötige Wiederaufforstung der Wälder in Angriff genommen werden.

Von epd