Lena Eiler aus Merxheim näht Atemschutzmasken gegen Spenden
Seit der Coronakrise hat die Handtaschenmanufaktur „JustLena“ umgesattelt – und produziert seitdem Atemschutzmasken. 20 freiwillige Helfer unterstützen das Unternehmen dabei.
Von Stephen Weber
Zentraler Reporter
Unternehmerin Lena Eiler (l.) produziert zurzeit unter Hochdruck selbstgemachte Atemschutzmasken – auf Spendenbasis.
(Foto: Eiler)
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KREIS BAD KREUZNACH - In der Not zeigt der Mensch einer bekannten Floskel nach sein wahres Gesicht – und Lena Eiler, die hilft in der Not, dieses Gesicht hinter einer Atemschutzmaske zu verbergen. 2018 hat die gebürtige Merxheimerin in Koblenz die Handtaschenmanufaktur „JustLena“ gegründet. Doch statt selbst designter Handtaschen näht die 37-Jährige seit der Corona-Krise massenweise Atemschutzmasken, vor allem für soziale Einrichtungen. „Vor einer Woche haben wir einen Facebook-Aufruf eines Altenpflege-Stifts gelesen, das händeringend auf der Suche nach Näherinnen für Mundschutz nach spezieller Anleitung war“, erzählt Lena Eiler. „Und da haben wir nicht lange überlegt und uns gemeldet.“
Seitdem näht das kleine Start-up die dringend benötigten Atemschutzmasken, und zwar aus dem festen und waschbaren Stoff, der ursprünglich für die Frühjahrskollektion der Handtaschen gedacht war – rein auf Spendenbasis. „Das ist uns ganz wichtig, denn wir möchten aus der Notsituation keinen Profit schlagen“, erklärt die Unternehmerin.
Zudem hat sich seit dem ersten Auftrag eine Eigendynamik entwickelt, sagt Lena Eiler, die sie und ihr dreiköpfiges Team selbst überrascht. Nach den ersten großen Bestellungen postete die Merxheimerin einen Aufruf bei Facebook, der binnen kürzester Zeit über 12 000 mal geteilt wurde. Am nächsten Tag stand ihr Telefon nicht still, so viele Bestellungen kamen herein. „Wir sind tatsächlich überrannt worden von der starken Nachfrage.“ Um die Vielzahl an Aufträgen überhaupt noch erfüllen zu können, hat sich aus dem persönlichen Umfeld des Start-ups binnen kürzester Zeit eine Gruppe von mittlerweile mehr als 20 freiwilligen Helferinnen zusammengefunden, die zurzeit im Dauereinsatz Masken näht. Alles, ohne persönlichen Kontakt, versteht sich. Jede Näherin arbeitet in ihren eigenen vier Wänden, die Stoffe werden vor die Tür gelegt und ebenso die Masken von Tür zu Tür geliefert.
EMPFEHLUNG
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat zum Tragen einfacher Atemschutzmasken aufgefordert. Diese garantierten zwar keinen Schutz vor Ansteckung, sagte Reinhardt, „aber sie können ein wenig helfen, das Risiko zu verringern, andere anzustecken oder selbst angesteckt zu werden.“ Reinhardt appellierte zugleich, sich mit einfachen oder notfalls selbstgebastelten Masken zu schützen. Professionellere Schutzmasken würden hingegen dringend von Ärzten und Krankenpflegern oder Menschen mit Vorerkrankungen benötigt.
„Dank unserer wunderbaren Mitnäherinnen können wir mittlerweile neben Altenpflegeheimen auch Apotheken, Hebammen, Sozial- und Rettungsdienste sowie Krankenhäuser in Koblenz und der Region Bad Kreuznach mit den Stoffmasken beliefern. Auch ein Pizza-Service verwendet sie“, führt Eiler weiter aus.
Was der 37-Jährigen wichtig ist: Weil ihre Behelfsmasken nur aus Baumwollstoffen bestehen, folgen sie keinem medizinischen Standard. Dennoch: „Die Masken können Leben retten“, findet Eiler. Der Meinung ist auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der vergangene Woche Privatpersonen aufgefordert hat, sich verstärkt mit selbst gebastelten Stoffmasken zu schützen und die medizinischen stattdessen dem medizinischen Personal sowie Risikopatienten zu überlassen (siehe Info-Kasten).
Über 300 handgemachte Masken haben Eiler und ihr Team inzwischen genäht, alle nach Vorgaben einer Nähanleitung der Stadt Essen. „Im Schnitt sind drei Masken pro Stunde zu schaffen. Zur Zeit stehen Aufträge von mehr als 1000 Masken ins Haus – das können wir dann nicht mehr komplett mit unseren eigenen Stoffen produzieren und kostenfrei bewältigen.“ Allein für die Bestellung der Schrägbänder hat das Start-up bereits mehr als 2000 Euro bezahlt. Auch der Draht, der in den Masken verarbeitet wird, muss eigens zugekauft werden. Eiler: „Wir freuen uns daher über jeden Zuschuss für den Kauf der Bänder – oder Schrägbänder-Spenden. Stoffspenden sind hingegen tollerweise schon reichlich bei uns eingegangen.“