Rehberg: Beruf Spielerberater - eine Gelddruckmaschine

Geldscheine, die vom Himmel regnen. Symbolfoto: dpa

Die Methoden einiger Spielerberater sind zahlreichen Fußball-Clubs ein Dorn im Auge. Die Hoffnung, dass sich an diesem eingefahrenen System nach der Corona-Krise etwas ändert,...

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. Aktuelle Ausgabe des Fachmagazins „kicker“. Ein Interview. Die zweite Frage lautet: „Welche Lernprozesse wünschen Sie sich aus Corona?“ Die Antwort: „Wenn ich träumen dürfte, würde ich mir erhoffen, dass jeder Weltbürger von seinem Jahreseinkommen vielleicht 0,5 Prozent abgibt, damit kein Kind mehr verhungern muss.“

Das sagt Reza Fazeli. Ein bekannter Spielerberater, der sich mit seiner ISM-Holding um Bundesligaakteure wie Mario Götze, Emre Can, Mahmoud Dahoud oder Nuri Sahin kümmert. Da hat ein Mann gesprochen, der seinen Klienten Jahresgehälter vermittelt im hohen Millionenbereich.

Man spürt: Die Corona-Krise zu betrachten als Ansatzpunkt eines Umdenkungsprozesses im Profigeschäft – dieser Gedanke ist der Beraterbranche schwer zu vermitteln. Und damit dürfte die Idee einer Neuorientierung schon im Ansatz stecken bleiben. Denn ohne die Berater dreht sich im Profifußball gar nichts. Ein sehr einseitiges System.

Fußball-Clubs sind Kunden der Berater

Der Kunde zahlt. So kennen wir das aus dem Alltagsleben. Im Fußball ist das anders. Ein Spieler nimmt sich einen Berater und wird damit zum Kunden. Aber wer bezahlt die Dienstleistung der Berateragentur? Ein Dritter. Der Arbeitgeber des Spielers. Die Berater haben es geschafft, die Klubs zu ihren Kunden zu machen. Nach dem Motto: Wir bringen euch den Spieler, der für euch interessant ist – also müsst ihr dafür zahlen.

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Bis zu zehn Prozent des ausgehandelten Jahressalärs des Spielers fordert der Berater vom Verein für seine Dienstleistung ein. Die darin besteht, für den Spieler die bestmöglichen Konditionen auszuhandeln. Der Spieler als Kunde der Agentur zahlt für die für ihn erbrachte Dienstleistung: nichts!

Angenommen, ein guter Bundesligaprofi verdient 100.000 Euro im Monat. Grundgehalt. Zusatzkosten für den Verein: 10.000 Euro monatlich für den Berater. Stellen wir uns vor, der Berater hat fünf Profis dieser Kategorie in seinem Portfolio: 50.000 Euro Einkommen pro Monat für eine Dienstleistung, die drei, vier Verhandlungsrunden nebst ein paar Telefonaten umfasst. Stellen wir uns jene Berater vor, deren Starklienten eine Mio. pro Monat kassieren... Eine Gelddruckmaschine.

Und es geht noch weiter. Der Verein zahlt diese zusätzlichen bis zu zehn Prozent für den Berater auch auf die Jahresleistungsprämien der Spieler. Einsatzprämie, Punktprämie. Summen, die das Jahreseinkommen des Spielers je nach Spieleinsätzen und Erfolgsprämien noch mal um 20, 30, 40 Prozent aufstocken. Der Berater kassiert mit. Der Verein zahlt. Diese Deals gelten für die komplette Vertragsdauer. Vertragsverlängerung? Noch mal dasselbe Spiel. All das für rund 25 Profis im Kader.

Schon vor Jahren haben Klubmanager angemahnt, sie wollten von den zehn Prozent für den Berater nur noch fünf Prozent übernehmen; den Rest solle gefälligst der von der Beraterleistung profitierende Spieler zahlen. Prompte Forderung der Berater: Können wir gerne machen, aber dann schlagen wir jetzt mal direkt diese fünf Prozent, die auf meinen Klienten entfallen, drauf auf dessen Grundgehalt. Und wieder löhnt der Verein die komplette Beraterprovision.

Ein Spieler, dessen Vertrag ausgelaufen ist, ist beim Klubwechsel ablösefrei. Das ist weder ein Verdienst des Spielers, noch ein Verdienst des Beraters. Dennoch ist es üblich, dass der aufnehmende Verein - unabhängig von den Beraterprovisionen - einen Anteil des virtuellen Marktwertes des Spielers als Einmalzahlung auf den Tisch blättern muss. Beispiel: Man einigt sich auf einen Marktwert von zehn Millionen, dann fließen schnell mal drei, vier, fünf Extra-Millionen an den Berater - der sich das nette Sümmchen mit seinem Klienten teilt. Eine Gelddruckmaschine.

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Nach Corona wird sich kaum was ändern

Auch ein Problem: Ablösesummen bleiben im Finanzkreislauf des Fußballgeschäfts – Beraterhonorare nicht. Änderungen in der Nach-Corona-Zeit, wenn definitiv weniger Geld im Markt sein wird? Wahrscheinlich wird sich in diesem Bereich gar nichts ändern. Argument der Berater: Der freie Markt regelt doch alles ganz hervorragend.

Wie sieht es aus bei Gehaltsverzicht der Spieler in Corona-Zeiten? Hat ein Berater seine zehn Prozent am Grundgehalt des Spielers zu Saisonbeginn als Einmalzahlung schon erhalten, und das ist durchaus üblich, dann müsste er jetzt den Verzichtsbetrag des Spielers an seine Provision anpassen und anteilig an den Klub zurückzahlen - oder von seinem Anteil an der ausstehenden Jahresleistungsprämie abziehen lassen. Wird das passieren? Das werden wir nie erfahren.