Für Werder Bremen steht nun gegen Mainz 05 ein Entscheidungsspiel mit Siegzwang an - sonst geht es ziemlich sicher in die Zweite Liga. Reinhard Rehberg ist sicher: Die Bremer...
. Wie viel kann ein Sportler ertragen? Wie viele Enttäuschungen kann ein Fußballer wegstecken? Wie oft kann eine Mannschaft hinfallen, sofort wieder aufstehen - und weiterkämpfen? In der Theorie gibt es da keine Grenzen. In der Praxis kann es passieren, dass es irgendwann genug ist. Dann fühlt sich eine Spielergemeinschaft, als hätte ihr jemand den Stecker gezogen. Strom weg. Wie das bei Werder Bremen aussieht? Ein interessanter Fall.
Am vergangenen Wochenende war Werder der Spieltags-Gewinner. 5:1 in Paderborn. Die Abstiegskampf-Konkurrenten haben ihre Heimspiele verloren. Und danach gelingt dem Team von Florian Kohfeldt - in der Heimtabelle der schlechteste Bundesligist mit 12 Niederlagen in 16 Spielen - in der Werder-Arena der wahrscheinlich stärkste Saisonauftritt. Der FC Bayern muss sich quälen, der Tabellenführer muss beim letzten Schritt zum Titel kämpferisch seine Grenzen ausloten, um die leidenschaftlich marschierenden Bremer mit 1:0 in die Knie zu zwingen. Faktisch nimmt Werder nicht mehr mit, als: Die Tordifferenz hat sich nicht dramatisch verschlechtert.
Überdrehte Motivationsschrauben?
Und einen Tag später gewinnt der Konkurrent Mainz 05 in Dortmund. Und der Konkurrent Fortuna Düsseldorf macht in Leipzig aus einem 0:2 in den letzten fünf Minuten noch ein 2:2. Werder ist - trotz einer bemerkenswerten Widerstandskraft - der Spieltags-Verlierer. Nun ist das eine Kategorie, von der man sich im Abstiegskampf komplett lösen sollte. Aber: Spieler spüren das Momentum, ob sich die Dinge in die richtige Richtung entwickeln – oder eben eher nicht. Du strampelst auf dem Rad wie ein Verrückter, aber du hast das Gefühl, keinen Meter voranzukommen. Dann kann es passieren, dass die Motivationsschrauben irgendwann überdreht sind.
Und nun die Partie in Mainz. Die Möglichkeit ist gegeben, dass schon ein Unentschieden für Werder die Zweite Liga bedeutet. Setzt das in dieser gewaltigen Drucksituation Kräfte frei? Oder reagieren die Köpfe der Spieler mit Blockaden - und diese erzeugen den berühmten Zitterfuß? Als Gegner wird man sich darauf einstellen: Die Bremer werden noch mal kämpfen bis zum letzten Schweißtropfen.
Die Bremer haben 22 ihrer 28 Zähler in fremden Stadien errungen. Das ist gedanklich und emotional ein Anker. Die Profile der Offensivspieler Milot Rashica, Yuya Osako, Leonardo Bittencourt oder Josh Sargent kommen auswärts besser zur Geltung. Das gilt auch für die Mittelfeldspieler Johannes Eggestein und Davy Klaassen. Fünf Tore in Paderborn haben positive Bilder erzeugt: Auswärts treffen wir. Ein Führungstreffer kann dem Boot mächtig Wind in die Segel wehen. Aber: Wir reden von einem ersten Entscheidungsspiel mit Siegzwang. Was das aus der Mannschaft macht im Verlauf der 90 Minuten mit unterschiedlichen Phasen, das lässt sich nicht voraussagen.