Rehberg: In welches Regal soll man Leverkusen einsortieren?

Bayer Leverkusen kämpft derzeit nicht nur um den Ball. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Bayer Leverkusen hat nur noch theoretische Chancen, den Sprung auf Rang vier und damit die Champions League zu schaffen.

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. Enttäuschung ist in vielen Fällen das Produkt überzogener Erwartungen. Muss man in dieses Regal auch Bayer Leverkusen einsortieren? Am letzten Spieltag hat die Werkself nur noch theoretische Chancen, den Sprung auf Rang vier und damit die Champions League zu schaffen. Wenn das noch klappen soll, dann nur unter diesen beiden Voraussetzungen: Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 – und die zwei Punkte besser ausgestatteten Gladbacher verlieren ihr Heimspiel gegen Hertha BSC. Prognose: Bayer 04 wird in dieser Saison „nur“ Fünfter.

Müssen die Leverkusener dann enttäuscht sein? Bricht dann wieder eine Diskussion aus über mangelnde Erfolgsmentalität auch dieser fußballerisch guten Mannschaft? Wahrscheinlich wird das passieren. Und das wird festgemacht werden an genau vier Ergebnissen im Rahmen der Corona-Spielzeit: 1:4 zu Hause gegen den VfL Wolfsburg, 2:4 zu Hause gegen den FC Bayern, nur 1:1 beim kränkelnden FC Schalke 04 und zuletzt das 0:2 bei der Hertha. Klar, da sind locker zwei, drei Punkte liegen geblieben. Die können jetzt entscheidend sein.

Von daher ließe sich sagen: Bayer darf enttäuscht sein, weil der vierte Platz kein überzogener Anspruch war – dieses angestrebte Endergebnis lag in Reichweite und auch im Rahmen des Leistungspotenzials. An guten Tagen kann diese Mannschaft jeden Gegner spielerisch auseinanderschrauben oder mit Umschalttempo überrollen – an weniger guten Tagen kann die Elf von Peter Bosz aber auch mit überschaubarer Gegenwehr gegen jeden Ligakonkurrenten verlieren. Da fehlt es (noch immer) an Erfolgshärte.

Typisch für Bayer? Da muss man anmerken: Mancher Bundesligist wäre froh über die Platzierungen der „Pillendreher“ seit 1997: Der Klub war in diesem Zeitraum fünf Mal Zweiter und vier Mal Dritter in der Bundesliga. Und in dieser Saison hat die Betriebssport-Mannschaft auch noch das DFB-Pokal-Finale erreicht. Das ist gut. Und mit Kai Havertz steht ein junger Mann aus dem eigenen Nachwuchs im Kader, um den sich nahezu alle Spitzenklubs in Europa balgen. Und wenn der Hochbegabte geht, dann steht mit dem 17 Jahre alten Florian Wirtz schon der nicht minder talentierte Nachfolger bereit. In Leverkusen wird auf allen Ebenen hervorragend gearbeitet. Schalke 04, nur ein Beispiel, kommt da nicht mit.