So nutzt man den Regen im Winter für den nächsten Sommer

Jetzt gilt es, das viele Regenwasser in die Tiefe der Erde zu leiten – statt in den Abwasserkanal. Foto: dpa

Tipps für Hauseigentümer und Gartenbesitzer: Wie man den Garten klimafest macht und in der kalten Jahreszeit ein Wasserreservoir im Boden anlegt.

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NEUSTADT. Nach dem heißen Sommer haben die Regentage der Natur sichtlich gutgetan. Mit Blick darauf, dass die Sommer künftig voraussichtlich noch häufiger trocken sein werden, wäre es doch praktisch, wenn man solche Niederschläge, die im Herbst und Winter fallen, auch für den heimischen Garten besser nutzen könnte.

Tatsächlich ist es möglich, das Regenwasser zu sammeln und im Boden zu speichern, bestätigt die Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Mit einem sogenannten Regendieb, einem Regenwassersammler, der in das Fallrohr eingebaut wird, kann das Wasser vom Dach gesammelt werden. Anstatt die Niederschläge über die Kanalisation abzuleiten, könne man sie über einen angeschlossenen Gartenschlauch direkt in den Garten leiten. Dort wird das Wasser im Boden gespeichert. Denn der Gartenboden hat die natürliche Eigenschaft, Regenwasser aufzunehmen und es bei Bedarf wieder abzugeben, sodass sich die Pflanzen in trockenen Sommern das Wasser aus tieferen Bodenschichten holen können.

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Regenwasser geht über Kanalisation verloren

Aber kann das Wasser wirklich so lange im Boden gespeichert werden? Versickert es nicht in die tieferen Bodenschichten? „Es funktioniert vor allem im Winter, weil es dann mehr Niederschläge gibt“, erläutert Eva Hofmann von der Gartenakademie. „Weil es im Sommer seltener regnet, gibt es dann ja nicht so viel zu sammeln.“ Natürlich komme es auch auf die Durchlässigkeit des Bodens an, so die Gartenbauingenieurin. Bei einem sandigen Boden sei die Speicherkapazität anders als bei einem lehmigen Boden. Der Regendieb sei eine sinnvolle Sache, die jeder haben sollte, findet Hofmann. Man brauche auch keine Angst zu haben, dass man sich dadurch einen Sumpf im Garten anlegt, weil die Böden bis in tiefe Schichten ausgetrocknet sind.

Auch wenn das in den Böden gespeicherte Wasser nicht unbedingt für die Gemüsepflanzen im nächsten Sommer verfügbar ist, bleibe es dennoch in der Region. Denn selbst wenn es in tiefere Schichten versickert, stehe es immerhin für die Grundwasserneubildung zur Verfügung, anstatt über die Kanalisation in die Flüsse und von dort in die Nordsee zu gelangen.

Pflanzen sollen lange Wurzeln ausbilden

Wichtig sei es, dass man auch seine Pflanzen so erzieht, dass sie längere Wurzeln ausbilden, damit sie tiefere Bodenschichten erreichen können. „Dann können sich die Pflanzen auch in Dürreperioden besser aus der Tiefe mit Wasser versorgen“, so Hofmann. Das erreiche man, indem man seltener, dafür aber tiefgründiger gießt, sodass das Wasser bis in die tiefen Bodenschichten gelangt. Anstatt jeden Tag mit einer 10-Liter-Gießkanne nur die obersten Bodenschichten zu wässern, sei es besser, wenn man alle zehn Tage etwa 100 Liter gießt. Dann sickert das Wasser weiter nach unten und auch die Wurzeln wachsen weiter in die Tiefe – insbesondere bei Bäumen.

Eine weitere Möglichkeit, das kostbare Regenwasser vom Dach zu sammeln, ist die klassische Regentonne. Auch diese könne man immer, wenn sie voll ist, in den Garten entleeren, um den Wasserspeicher im Boden zu füllen.

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Möglichst viele Flächen entsiegeln

Zudem sei es grundsätzlich sinnvoll, möglichst viele Flächen zu entsiegeln, um Wasser zu speichern. „Vielleicht kann man einfach mal einzelne Platten aus dem Gartenweg rausnehmen oder den Weg verschmälern“, rät Hofmann. Auch sei es besser, eine Terrasse mit offenen Fugen anzulegen, anstatt diese zu vermörteln, damit Niederschläge besser in den Boden gelangen.

„Die Dachbegrünung ist ebenfalls ein toller Puffer“, zählt die Gartenexpertin weitere Möglichkeiten auf. Damit könne auch bei Starkregenereignissen das Wasser erst einmal zurückgehalten werden. Es verdunstet dann wieder und gelangt nicht sofort in die Kanalisation.