Volksfeste feiern in Hessen ihr Comeback

Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sehnen sich viele Menschen nach etwas Unbeschwertheit. Den Anfang der Feste macht die Dippemess in Frankfurt.

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FRANKFURT / GIESSEN. Frankfurt/Gießen. Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sollen viele hessische Volksfeste in diesem Jahr nach derzeitiger Planung wieder in gewohntem Umfang steigen. Nicht alle Menschen können sich zwar momentan vorstellen, wieder ausgelassen zu feiern, während in der Ukraine Bomben fallen. Auf die Planungen der Städte hat das aber bisher keine größeren Auswirkungen. Umfangreiche Corona-Maßnahmen wie eine Maskenpflicht wird es nach derzeitigem Stand nicht geben, und auch die Besucherzahlen könnten sich wieder an das frühere Niveau annähern - auch wenn sich die Veranstalter vielerorts noch keine genauen Prognosen zutrauen. Für die von der Pandemie gebeutelten Schausteller und Marktbeschicker sind das erst einmal gute Nachrichten.

Zum Beginn der Saison steht in Frankfurt beispielsweise die Dippemess an. Um die eine Million Besucher zählte das traditionsreiche Volksfest in Vor-Corona-Zeiten jährlich. Ob das auch in diesem Jahr von 8. April bis 1. Mai erreicht wird, muss sich zeigen: "Stand heute ist, dass die Dippemess ungefähr so wird, wie sie früher einmal war", sagte eine Sprecherin der Tourismus + Congress GmbH Frankfurt. Der "Dippemess-Park", der im vergangenen Herbst mit einem umfangreichen Sicherheits- und Hygienekonzept an den Start ging, sei sehr erfolgreich verlaufen.

Möglich, dass Auflagen noch angepasst werden

Grundsätzlich fahre man bei solchen Veranstaltungen auch weiter auf Sicht und je nach aktueller Entwicklung könnte es auch sein, dass die Auflagen während des Volksfestes noch angepasst werden müssten, sagte die Sprecherin mit Blick auf mögliche Hotspot-Regelungen. Grundsätzlich wolle man den Besuchern ein sicheres Gefühl geben und empfehle deshalb auch in Gedränge-Situationen, Masken zu tragen. In Darmstadt laufen derweil die Vorbereitungen für das Heinerfest. Mit rund 120 Veranstaltungen zählt es zu den großen Volks- und Kulturfesten Hessens, vor der Pandemie lockte es alljährlich rund 600 000 bis 700 000 Menschen in die südhessische Stadt. Erst vor wenigen Tagen habe man grünes Licht von Stadt und Behörden bekommen und freue sich nun, dass die 72. Auflage von 30. Juni bis 4. Juli stattfinden kann, wie Sabine Welsch, Geschäftsführerin des Heimatvereins Darmstädter Heiner, sagte. Man wolle ein großes, buntes und friedliches Fest feiern mit Menschen aller Nationalitäten und Generationen, sagte Welsch.

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Weil sich das Heinerfest über die gesamte Darmstädter Innenstadt verteilt, unter freiem Himmel stattfindet und es auch ruhigere Ecken gibt, müssten sich die Besucher keine großen Sorgen um eine Ansteckung mit Covid-19 machen. Corona-Beschränkungen seien nicht vorgesehen, auch wenn Ordner stellenweise dafür sorgen sollen, dass es nicht zu großem Gedränge kommt. Das Kulturprogramm werde auf acht Bühnen dargeboten. Ob frühere Besucherzahlen wieder erreicht werden, sei nicht absehbar, allerdings gehe es auch mehr darum, wieder in Gemeinschaft sein, Nähe zu anderen Menschen haben und Kultur gemeinsam genießen zu können.

In Gießen drehen sich nach der Pandemie-Pause wieder die Fahrgeschäfte der Frühjahrsmesse. Die Kirmes startete bereits am Samstag und läuft noch bis zum 10. April, wie die mittelhessische Stadt mitteilte. "Wir sind froh, nach der zweijährigen Zwangspause diese Gießener Traditionsveranstaltung wieder anbieten zu können", erklärte Frank Hölscheidt, der Geschäftsführer der Gießener Marketing-Gesellschaft. Da Corona aber noch präsent ist, wird zum Tragen einer Maske auf dem Messegelände geraten.

Auch in Lampertheim soll bald gefeiert werden: Vom 10. bis zum 13. Juni steht das Spargelfest in der südhessischen Stadt an. "Man gehe davon aus, dass die Besucher nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause mehr Lust haben zu feiern, was für einen kleinen Zuwachs auf bis zu 12 000 Besucher pro Tag sorgen könnte", erklärt der Erste Stadtrat von Lampertheim, Marius Schmidt.

Der Hessentag fällt in diesem Jahr wieder aus

Beim Landesverband für Markthandel und Schausteller Hessen hofft man derweil nach massiven Einbußen in den beiden Pandemiejahren wieder auf ein besseres Jahr. "Es planen ähnlich viele Kommunen wie vor der Pandemie ihre Volksfeste", erklärte Verbandsgeschäftsführer Roger Simak. Dennoch blieben die Erwartungen eher vorsichtig.

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Ein großes Fest fehlt in diesem Jahr erneut: der Hessentag. Die mittelhessische Stadt Haiger, die das Landesfest vom 10. bis zum 19. Juni ausrichten wollte, hatte dieses Anfang des Jahres pandemiebedingt abgesagt. Die Stadt sieht sich angesichts der aktuellen Entwicklung darin bestärkt: "Es war genau der richtige Zeitpunkt, und es war genau die richtige Entscheidung", sagte Bürgermeister Mario Schramm (parteilos) mit Blick auf die Corona-Fallzahlen derzeit - und den hohen Krankheitsstand innerhalb der Verwaltung. "Wir haben 70 Prozent Ausfall im Moment durch Infektionen. Wir hätten keine Manpower gehabt, den Hessentag überhaupt planen zu können."

Ab dem 2. April greifen in Hessen deutlich gelockerte Corona-Regelungen - denn ab dem Wochenende ermöglicht das Bundesinfektionsschutzgesetz nur noch Corona-Basisschutzmaßnahmen. Das betrifft etwa die Maskenpflicht, die dann nur noch in eng begrenzten Bereichen gilt. Eine Hotspot-Regelung wie im Bundesgesetz beschrieben hält das Land Hessen derzeit für nicht umsetzbar.

Von Christine Schultze und Carolin Eckenfels