Ein inzwischen gekündigter Ex-Geschäftsführer von ZDF Digital soll Kameras in Hotelzimmern installiert haben. Drei Frauen klagen auf Entschädigung.
Von Christian Matz
Reporterchef
Eine Statue der Justitia.
(Symbolfoto: dpa)
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MAINZ - Ein früherer Geschäftsführer von ZDF Digital soll drei Mitarbeiterinnen (26 bis 28) heimlich in deren Hotelzimmer gefilmt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen eine „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen“ vor. Darauf stehen bis zu zwei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Die Staatsanwaltschaft hat die Eröffnung des Hauptverfahrens beantragt, der Beschuldigte selbst bestreitet nach einem Bericht des „Spiegel“ die Vorwürfe. Neben dem laufenden strafrechtlichen Verfahren klagen die Mitarbeiterinnen zudem vor dem Arbeitsgericht in Mainz auf Entschädigung.
ZDF Digital entwickelt nach eigenen Angaben „anspruchsvolle TV- und Multimedia-Produkte für nationale und internationale Kunden“; das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter von ZDF Enterprises, diese Firma ist wiederum eine Tochter des ZDF. Im Juli 2020 gab ZDF Enterprises die Trennung von dem Geschäftsführer bekannt, damals noch ohne Angaben von Gründen. Nun erklärte das Unternehmen auf Anfrage, dass man ihm fristlos gekündigt habe, weil er „die Gesellschafterin und den Aufsichtsrat der ZDF Digital“ nicht über die strafrechtlichen Ermittlungen informiert habe – und weil er die Vorwürfe gegen ihn „nicht hinreichend entkräften konnte“.
Auf Kameras wurden Bewegtbilder der Frauen gefunden
Es geht dabei um einen Vorfall, der sich im November 2018 bei einer Klausur in einem Hotel in Unterfranken zugetragen haben soll. Zuständig ist deshalb die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg. Laut „Spiegel“ wird dem Mann vorgeworfen, in den Zimmern von zwei Mitarbeiterinnen so genannte „Spy-Cams“ installiert zu haben. Auf beiden wurden Bewegtbilder der Frauen gefunden, auch der Mann sei von einer Kamera gefilmt worden. Eine dritte Kamera soll bei einer weiteren Mitarbeiterin im Bad angebracht worden sein, sei aber nicht gefunden worden. Der Mainzer Anwalt Niko Brill, der zwei Frauen als Nebenklägerinnen vertritt, sagte auf Anfrage, dass die Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens nun anstehe. Die Staatsanwaltschaft war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Im Raum steht zudem der Vorwurf, dass ZDF Enterprises den Fall nicht ernst genommen und die Mitarbeiterinnen im Stich gelassen habe. Sie seien „heute noch in einem psychisch angegriffenen Zustand“, heißt es laut „Spiegel“ in der Klageschrift ihrer Anwälte vor dem Mainzer Arbeitsgericht. Die Frauen fordern jeweils 30.000 Euro Schmerzensgeld sowie eine Spende von 40.000 Euro für die SOS-Kinderdörfer, zudem eine Anerkennung der Tat als Arbeitsunfall durch die Berufsgenossenschaft.
ZDF Enterprises erklärte gegenüber dieser Zeitung, man habe erst im Juni 2020 von den Vorwürfen erfahren, kurz danach sei dem Mann Hausverbot erteilt worden. Man sei bereit, eine „großzügige Regelung“ mit den Mitarbeiterinnen herbeizuführen. Zu einer Einigung sei es aber bislang noch nicht gekommen.