Haben Sie bei der FDP eigentlich Hausverbot, Herr Köster?

Herr Köster, lassen sich über den Krieg in der Ukraine Witze machen?
Über den Krieg direkt nicht, nein. Wenn, dann eher über Umstände. Zum Beispiel, wenn bei dieser Militärparade in Russland die Jets wegen angeblich schlechtem Wetter nicht fliegen, bei 20 Grad und Sonnenschein.

Ist Wladimir Putin ein leichtes Ziel?
Putin ist ja so böse, dass man das Gefühl hat, darüber Witze zu machen, ist nicht hart genug. Über demokratische Politiker lässt sich einfacher späßeln. Zurzeit begleite ich mit meinem Kollegen Lutz van der Horst für ein „Heute Show Spezial“ Mitte Juni die CDU in der Opposition. Da kann man viel befreiter Witze machen. Auch wenn Friedrich Merz das vielleicht anders sieht.

Wie schwierig ist es für Sie, aktuell nicht den Humor zu verlieren?
Es ist schon schwierig. Ich weiß noch, als Putin einmarschiert ist, war in Köln Weiberfastnacht. Das ist hier quasi der höchste Feiertag. Man ist aufgewacht und hat diese Eilmeldung gesehen. Da war einem nicht nach Feiern zumute.

Wandern Sie inzwischen gerne? Sie wissen, worauf ich hinauswill.
(Lacht) Na klar, meinen ersten Auftritt bei „TV Total“. Doch, ich gehe jetzt auch manchmal wandern. Das Wandern war bei dem Beitrag auch nicht der Haupt­angriffspunkt. Es ging eher um diese Situation, die jeder Jugendliche kennt, mit der Familie den Sonntagsspaziergang machen zu müssen.

Sehen Sie hier einige der Lieblingsreportagen von Fabian Köster und Lutz van der Horst aus der Heute Show.

Was war das für ein Gefühl, mit 18 bei Stefan Raab aufzutreten?
Stefan Raab ist für meine Generation eine Legende. Man hat früher immer „TV Total“ geguckt und sich auf dem Schulhof darüber unterhalten. In der Sendung zu sein, die ich als Jugendlicher immer geguckt habe, war total aufregend.

Ihr Markenzeichen ist Ihre Schlagfertigkeit in Interviews mit Politikern. Woher kommt diese Fähigkeit?
Da müssten Sie meine Lehrer fragen.

Sie provozieren Politiker ja sehr, manchmal wird es auch persönlich.
Ich glaube, dass Politiker bei uns am Mi­krofon durchaus gewinnen können. Dafür braucht es nur etwas Selbstironie und Lust auf einen Schlagabtausch.

Wer verkauft sich gut?
Karl Lauterbach ist zum Beispiel ein Naturtalent mit seiner rheinischen Art. Der älteste Politiker der CDU, Philipp Amthor, macht das aber auch ganz gut.

Sind Ihre Punchlines eigentlich vorbereitet? Oder ist es wie eine Art mentales Schubladenziehen, dass Sie nur darauf warten, bis Ihr Gesprächspartner Ihnen einen Ball zuspielt?
Das ist schon zu technisch gedacht. Die Gespräche gehen oft in eine völlig andere Richtung, als man es erwartet hat. Vorher überlegt man sich ja, wie die Grundhaltung des Beitrags sein soll. Darauf komme ich als rote Linie möglichst immer wieder zurück.

Dafür muss man gedankenschnell sein, oder?
Wahrscheinlich, ja. Ich merke immer, dass ich nach Drehs wirklich erschöpft bin. Nicht im körperlichen Sinne, sondern psychisch. Es zehrt an einem, wenn man die ganze Zeit über total unter Anspannung steht und fokussiert bleiben muss. Gerade auf Partei­tagen, wo man häufig nur eine Chance für einen Spitzenpolitiker hat, weil der dann nur genau diese drei Minuten Zeit hat. Wir wollen ja keine Abläufe stören, und dann muss alles punktgenau in dem Moment passen.

Wo haben Sie schon überall Hausverbot? Bei der FDP vielleicht?
Tatsächlich nicht, die Liberalen haben überraschend viel Selbstironie.

Sind Sie schon mal körperlich angegangen worden?
Nicht auf Parteitagen. Von den demokra­tischen Parteien freuen sich die meisten, wenn wir kommen. Die sind dann gespannt, worüber wir bei ihnen herziehen. Aber ich war einige Male auf Querdenken-Demos und bei Pegida. Da ist uns wenig Zuneigung entgegengeschlagen. Dass mein Kollege Abdelkarim und unser Kamerateam in Berlin verprügelt wurden, hat mich sehr mitgenommen.

Welcher Politiker fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung?
Angela Merkel haben wir nie vors Mikrofon gekriegt. Wahrscheinlich auch ganz clever von ihr. Mit ihrem Bodyguard hatte ich irgendwann ein witziges Verhältnis. Ich weiß noch, einmal sagte er zu mir: „Na, wieder da? Das wird heute wieder nichts.“

Haben Sie Olaf Scholz schon mal getroffen?
Ja, vor der Bundestagswahl 2021.

Wie packt man so jemanden, der alles an sich abperlen lässt?
Vielleicht genau damit. Dass man den Leuten zeigt, wie er auf Fragen antwortet. Das kann ja auch unterhaltsam sein.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Talent für das haben, was Sie tun?
Ich habe schon zu Schulzeiten auf Bühnen gestanden. Da gab es schon früh Situationen bei der Interaktion mit dem Publikum, in denen ich improvisieren musste. Als ich bei der „Heute Show“ als Autor angefangen habe, war Lutz van der Horst mein Vorbild. Ich habe irgendwann Moderator Oli Welke gefragt, ob ich so was auch mal machen darf.

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Haben Ihre Freunde Sie auf die Bühne gezerrt oder wollten Sie das selbst?
Ich wollte auf die Bühne, habe gerne Texte geschrieben und wollte die dann vortragen. Es hat sich so ergeben, dass ich in der Schule einen regelmäßigen Poetry-Slam veranstaltet habe. Den gab es aber vorher auch schon. Irgendwann kamen dann Auftritte bei Formaten wie „Night Wash“ dazu.

Welchen Auftritt haben Sie so richtig versemmelt?
Am schlimmsten war meine Laudatio beim Deutschen Comedypreis. Da saßen alle Größen der Szene im Publikum und haben fünf Minuten einfach geschwiegen. Das war wirklich hart. Aber durch dieses Stahlbad geht man durch und lernt daraus.

Ab wann konnten Sie von Ihren Auftritten leben?
Leben konnte ich von der Comedy erst, als ich fester Autor der „Heute Show“ wurde. Von den Auftritten allein wäre es am Anfang schon schwierig gewesen. Aber das war ja das Coole für mich: Dadurch, dass ich so früh angefangen habe, konnte mir das mit 16 egal sein, da musste ich mein Leben noch nicht selbst finanzieren und habe zu Hause gewohnt.

Gab es von Ihren Eltern auch mal ein „Junge, mach lieber was Vernünftiges“ zu hören?
Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Als ich noch keinen Führerschein hatte, haben sie oft genug den Fahrdienst gemacht und mir dabei geholfen, meinen Traum zu verwirklichen.

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Die „Heute Show“ geht jetzt in die Sommerpause. Dafür kommt am 17. Juni ein „Heute Show Spezial“. Können Sie darüber schon etwas verraten?
Noch ist nicht alles im Kasten. Ich kann aber schon mal so viel verraten: Es wird sehr unterhaltsam, wir waren nämlich bei der CDU, die ja noch ihre Rolle in der Opposition sucht.

Stirbt das Fernsehen aus?
Ich glaube nicht. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat wieder an Relevanz gewonnen, weil die Leute seriös informiert werden wollen. Ich bin mir aber sicher, dass sich das mehr und mehr ins Internet verlagern wird. Der Mediathek wird die Zukunft gehören, das wissen aber auch alle.