Wir fragen in unserer Serie Wählerinnen und Wähler, was sie von der neuen Bundesregierung erwarten. Heute sagt Lehrer Dominik Zisselaus Wiesbaden seine Meinung.
WIESBADEN. Was erwarten die Menschen in der Region von der Politik? Welche Drängenden Probleme müssen aus ihrer Sicht gelöst werden? Und was muss eine Kanzlerin oder ein Kanzler überhaupt können? Das wollen wir bis zur Bundestagswahl am 26. September täglich von einer Wählerin oder einem Wähler aus der Region wissen. Heute antwortet uns Dominik Zissel (35) aus Wiesbaden.
„Die Bildungsungerechtigkeit muss behoben werden, das Bildungssystem muss modernisiert werden.“ Dieses Problem sollte die neue Bundesregierung dringend lösen, fordert Dominik Zissel, 35 Jahre alt und Lehrer an der Wilhelm-Leuschner-Schule in Kostheim, einer Integrierten Gesamtschule. Ganz vom vergangenen Corona-Schuljahr geprägt, hat er beobachtet, dass der Distanzunterricht im Lockdown die Ungerechtigkeit zwischen verschiedenen Gruppen von Schülerinnen und Schülern weiter verstärkt hat. „Die Nöte von Kindern und Jugendlichen müssen mehr im Mittelpunkt stehen“, sagt Zissel, selbst Vater zweier Kinder.
Nicht nur im Bildungswesen, insgesamt hält er die Gesellschaft in Deutschland für „fortschreitend gespalten“. Dies müsse von einer neuen Regierung aufgehalten werden. Auf „Basis des gegenseitigen Respekts“ fordert Zissel „mehr ehrliche demokratische Streitkultur.“
Welche Forderungen haben sie an die neue Bundesregierung, wollen wir von unseren Lesern und Usern wissen. Zissel: „Ich wünsche mir mehr Visionen für die Zukunft insbesondere in den Bereichen Bildung, gesellschaftlicher Grundordnung und im Umgang mit den bestehenden Energieressourcen.“ Außerdem findet es der 35-Jährige, der in Wiesbaden-Bierstadt aufgewachsen ist und jetzt mit seiner Familie auch wieder dort lebt, wichtig, Vereine und das Ehrenamt mehr zu stärken.
"Und ich wünsche mir, dass meine Kinder in einer globalen, aber friedlichen Welt leben dürfen, in der Diversität und Toleranz Normalität sind." Dominik Zissel, 35 Jahre alt und Lehrer
Für die Zukunft seiner Kinder wünscht er sich eine verbesserte Klimapolitik und dass alle in eine digitalisierte Zukunft mitgenommen werden. „Und ich wünsche mir, dass meine Kinder in einer globalen, aber friedlichen Welt leben dürfen, in der Diversität und Toleranz Normalität sind.“
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Wählen zu gehen, sieht Zissel, der Englisch, Sport und Geschichte unterrichtet, als „unser Recht, wie auch unsere Pflicht und ein Privileg.“ In der heutigen Zeit sei das Wahlrecht „ein zu schützendes Gut.“ Eine Chance auf Mitbestimmung, Einflussnahme und Verantwortungsübernahme.
Thema Kanzler oder Kanzlerin: Zissel war 20, als Angela Merkel das Amt übernahm. Was hat sie gut gemacht, was nicht? Für ihn verkörpert die Kanzlerin „Kontinuität, Stabilität und den Beginn des Modernisierungsprozesses unserer Gesellschaft.“ Bleiben werde von 16 Jahren Kanzlerinnenschaft von Angela Merkel vor allem „die humanitäre und historisch wichtige Entscheidung der Flüchtlingsaufnahme und die Bewältigung der Finanzkrise. Weiter bleiben mir im Gedächtnis die Besonnenheit und ausgleichende Art von Frau Merkel auf nationaler und internationaler Ebene“, sagt der 35-Jährige. Allerdings haben ihm Zukunftsvisionen der CDU-Frau gefehlt. Die Politik wirkte „zu zurückhaltend und abwartend, manchmal nach dem Motto reagieren statt agieren.“ Es blieben auch „die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft und die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Integration der Geflüchteten.“
Merkels Nachfolger oder Nachfolgerin muss für Dominik Zissel folgende Eigenschaften mitbringen: „Er oder sie sollte Führungsstärke zeigen bei der Bewältigung der Coronakrise und weitere Lockdowns verhindern.“ Er oder sie müsse sich den Bedürfnissen aller Bevölkerungsschichten widmen, Visionen ebenso haben wir konkrete Lösungsvorschläge für die Herausforderungen unserer Zeit. Der neue Kanzler oder die neue Kanzlerin solle Ängste der Menschen ernst nehmen und Lösungen finden. Außerdem wünscht sich der Lehrer eine transparentere Kommunikation der Politik an die Bevölkerung. Diese wirkte „gerade in Zeiten der Pandemie oft unglücklich.
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