BTW21 – Was Wähler wollen: Schüler Nico Lorenz

aus Bundestagswahl 2021

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Nico Lorenz. Foto: Sebastian Reh

Wir wollen in unserer Serie von Wählerinnen und Wählern wissen, was sie von der neuen Bundesregierung erwarten. Heute sagt Schüler Nico Lorenz aus Solms seine Meinung.

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SOLMS-OBERNDORF. Was erwarten die Menschen in der Region von der Politik? Welche Drängenden Probleme müssen aus ihrer Sicht gelöst werden? Und was muss eine Kanzlerin oder ein Kanzler überhaupt können? Das wollen wir bis zur Bundestagswahl am 26. September täglich von einer Wählerin oder einem Wähler aus der Region wissen. Heute antwortet uns Nico Lorenz (18) aus Solms.

Der Spritpreis soll sinken: Hinter dieser Forderung des Schülers Nico Lorenz lässt sich zunächst Hedonismus vermuten. Und ja, der 18-Jährige fährt gerne Motorrad. Doch es seien vor allem die täglichen Fahrten zur Schule, die ins Geld gehen. Denn öffentliche Verkehrsmittel seien „auf den Dörfern“ keine ernst zu nehmende Option.

Wenn Lorenz mit dem Auto die Strecke zwischen seiner Schule und seinem zu Hause fährt, dauere das etwa eine halbe Stunde. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln brauche er unter Umständen jedoch knapp zwei Stunden. „Die Verbindung ist schlecht. Anschlusszüge sind teilweise schwer zu kriegen“, erklärt der Schüler.

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Also nutzt Lorenz das Auto. Wenn nicht gerade coronabedingtes Homeschooling stattfindet, fährt er fünfmal in der Woche täglich etwa 30 Kilometer zur Schule hin und wieder zurück. Das sei teuer – und der Spritpreis steigt weiter.

"Erhöhte Spritpreise treffen die Personen, die auf ein Auto angewiesen sind, die keine andere Option haben." Nico Lorenz, Schüler

Seit Januar 2021 wird unter anderem beim Tanken eine CO2-Steuer fällig. Bedeutet: Für jede Tonne CO2, die ausgestoßen wird, fällt ein bestimmter Preis an. Dieser schlägt sich bei Autofahrern wiederum im Spritpreis nieder. Der CO2-Preis ist 2021 mit 25 Euro pro Tonne gestartet und soll bis 2025 schrittweise auf 55 Euro ansteigen.

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Eine Klimaschutzmaßnahme, die Lorenz nicht für wirkungsvoll erachtet. „Erhöhte Spritpreise treffen die Personen, die auf ein Auto angewiesen sind, die keine andere Option haben“, sagt der 18-Jährige. Zwar würde der erhöhte Preis auch die Attraktivität von Elektroautos steigern, aber das helfe nicht den Personen, die sich kein E-Auto leisten können. „Ich denke, dass man so für viele Leute Klimaschutz zu einem lästigen Thema macht. Das sollte es aber nicht sein.“

Grundsätzlich beschäftigt sich Lorenz mit Autos: „Ich fände es gut, wenn mehr auf alternative Kraftstoffe gesetzt würde.“ Er spricht vom emissionsarmeren Bioerdgas. Dabei erinnert sich der 18-Jährige an einen Schulausflug in den Bundestag. Anschließend habe seine Klasse Helge Braun (CDU), Minister für besondere Aufgaben, besucht und ihm Fragen gestellt. So auch, weshalb Bioerdgas nicht umfänglicher gefördert wird. Autos, die mit Erdgas betrieben werden, würden schließlich weniger CO2 ausstoßen als ein Verbrenner.

Hoffnung: öfter spürbaren Veränderungen zustimmen

Weil Bioerdgas lediglich eine Zwischenlösung darstellen könne, um Emissionen einzusparen, habe Braun geantwortet. „Das ist zu kurz gedacht, denke ich“, kommentiert Lorenz. Zwar finde auch er, dass Bioerdgas nicht die endgültige Antwort auf einen emissionsfreien Verkehr sein werde, „aber für viele Menschen wäre es jetzt schon eine gute Möglichkeit, etwas fürs Klima zu tun“. Denn dieses Thema hält Lorenz für wichtig. Er findet aber, dass erst mal „mit weniger polarisierenden Themen“ Klimapolitik betrieben werden sollte. „Ich kenne viele, die sagen, sie würden prinzipiell die Grünen wählen. Aber sie sind gegen das Tempolimit“, erläutert er.

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Nichtsdestotrotz ist der 18-Jährige der Meinung, dass „meine Generation bereit ist, große Veränderungen anzunehmen“. Das erhofft er sich auch von einem neuen Bundeskanzler: öfter spürbaren Veränderungen zustimmen. Das könne Politikverdrossenheit und der Wahrnehmung, die unter vielen Gleichaltrigen herrsche, Politiker würden nichts tun, entgegenwirken. Lorenz fügt hinzu: „Daher sollte der neue Kanzler auch Präsenz in Formaten für junge Menschen zeigen.“ So würden sie nämlich eher mitbekommen, woran der Kanzler arbeitet. Als positives Beispiel nennt er den Podcast „Bundeskanzlerin Merkel aktuell“.

Lorenz hält allerdings auch fest, dass er im Grunde doch relativ zufrieden sei: „Es ist mir schwergefallen, etwas Konkretes zu finden, dass von der Regierung unbedingt angegangen werden muss.“ Steigende Spritpreise seien eben das Thema, was in seinem Alltag oft aufkomme.