Für mehr Kinderarzneimittel in diesem Herbst und Winter

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Unter anderem Schmerzsäfte für Kinder waren während der letzten Infektionswellen im Winter knapp.
© Hendrik Schmidt/dpa

Gesundheitsminister Lauterbach stellt gemeinsam mit Industrie, Ärzten und Apothekern einen 5-Punkte-Plan zur Vermeidung von Lieferengpässen vor.

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Berlin. In diesem Herbst und Winter könnte es erneut zu Engpässen bei Medikamenten kommen, warnen Kinder- und Jugendärzte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich jedoch zuversichtlich. „Wenn es keine große Infektionswelle gibt, werden wir dem Problem Herr werden können“, versicherte der SPD-Politiker am Donnerstag in Berlin.

Der Bundesgesundheitsminister hatte Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie Pharmaunternehmen zu einem „Spitzengespräch Kinderarzneimittel“ geladen. Diskutiert wurde ein 5-Punkte-Plan zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln im Herbst/Winter 2023/24. „Wir werden diesem Winter alles tun, um sicherzustellen, dass Kinder die Arzneimittel, die sie benötigen, bekommen“, sagte Lauterbach bei der anschließenden Pressekonferenz. Er sei schon seit einigen Wochen im Kontakt mit den Herstellern.

So sei die Produktion von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika im Vergleich zum vergangenen Winter deutlich gesteigert worden – und zwar um bis zu 100 Prozent.

Warnung vor Hamsterkäufen

Bei einer starken Grippe- oder RSV-Welle könnten Engpässe jedoch nicht komplett ausgeschlossen werden. Der Bundesgesundheitsminister warnte daher eindringlich vor Hamsterkäufen. „Eltern, die Fiebersäfte benötigen, müssen sie auch zuverlässig bekommen können und das kann nur stattfinden, wenn nicht gehortet wird.“

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Um die Versorgung mit Arzneimitteln sicherstellen zu können, war bereits im Juli das sogenannte Lieferengpassbekämpfungsgesetz (ALBVVG) beschlossen worden. Im Blick stehen nun jedoch vor allem kurzfristige Maßnahmen. So sollen Apotheken die Darreichungsform leichter austauschen können – zum Beispiel von Tropfen zu Tabletten oder zu einer anderen Packungsgröße – und zwar, ohne dass Rücksprache mit dem Arzt oder ein neues Rezept nötig sind. „Wir wollen dafür Rechtssicherheit und wirtschaftliche Sicherheit schaffen“, sagte Lauterbach.

„Wir erwarten, dass diese Zusagen für weitreichendere Flexibilität, aber auch weitergehende Entlastung und die nachhaltige Unterstützung darin, zeitnah vom BMG (Anmerk: Bundesgesundheitsministerium) eingehalten und umgesetzt werden“, sagte Gabriele Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Dann können wir vor Ort die Menschen gut versorgen und ihnen schnell helfen.

Die Vertreter der Ärzteverbände begrüßten den Dialog zwischen Politik, Industrie, Apotheken- und Ärzteschaft. „Wir haben gegenüber dem letzten Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Es sei jedoch notwendig, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um dauerhaft die Versorgung von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen.

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Das betonte auch Andreas Burkhardt, Deutschlandchef des Pharmaunternehmens Teva und Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes Pro Generika. Teva ist mit der Marke Ratiopharm einer der letzten Anbieter von Paracetamol-Saft in Deutschland. „Der Dialog war wichtig. Die Frage wird sein, wie wir das nachhaltig machen“, sagte Burkhardt. Es sei zwar aktuell möglich gewesen, die Produktion bis zum technischen Limit zu erhöhen, die ökonomische Grundlage spreche jedoch nicht dafür, in eine solche Produktion zu investieren oder dauerhaft in einen 3-Schicht-Betrieb über die ganze Woche zu gehen.