Hessen weitet die Notbetreuung aus

aus Coronavirus-Pandemie

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Ab dem 27.April werden sich Hessens Schulhöfe wieder füllen - allerdings schrittweise und nur mit kleinen Schülergruppen. Foto: dpa

Künftig können in Hessen alle berufstätigen Alleinerziehende ihre Kinder betreuen lassen. Das soll sie in der Corona-Krise entlasten.

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WIESBADEN. Hessen weitet die Notbetreuung von Kindern in Kitas und Schulen aus. Künftig können alle berufstätigen alleinerziehenden Eltern dieses Angebot in Anspruch nehmen. Das gelte unabhängig von der Berufsgruppe und auch für die Arbeit im Home-Office, erläuterte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Donnerstag nach einer Kabinettssitzung. Auch Mitarbeiter von Medienunternehmen könnten ihre Kinder betreuen lassen, sofern sie für den Betriebsablauf von besonderer Bedeutung seien. Weiter gelte der Grundsatz, dass die Betreuungsgruppen möglichst klein sein sollten. „Wir müssen jetzt Erfahrungen sammeln, wie viele Eltern das sein werden und wie viele die Betreuung in Anspruch nehmen“, meinte der Regierungschef.

Vom kommenden Montag an könnten Einzelhandelsgeschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern wieder öffnen. Zum Schutz von Verkäufern und Kunden habe die Landesregierung festgelegt, dass pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche nur ein Kunde eingelassen werden dürfe. Bouffier erinnerte an die dringende Empfehlung, in den Geschäften Mund- und Nasenschutz zu tragen. Ausdrücklich warnte Bouffier den Einzelhandel vor Tricksereien, um etwa durch die Abtrennung von Verkaufsfläche die Obergrenze einhalten zu können.

Zahl der Infektionsfälle steigt deutlich moderater an

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) erläuterte Details der stufenweisen Öffnung der Schulen vom 27. April an. Neben den Abschlussklassen in Haupt-, Real- und Berufsschulen sollten auch die vierten Klassen der Grundschulen wieder die Schule besuchen. Dies gelte auch für die Vorabiturklassen in den gymnasialen Oberstufen. Die anstehenden Abschlussprüfungen würden auf Ende Mai verschoben, sagte Lorz. Er wollte sich nicht festlegen, wie viele der etwa 830.000 Schüler vom 27. April an wieder die Schule besuchten. „Grob aus der Hand geschätzt“ gehe es um eine Größenordnung von 150.000. Die Lerngruppen sollten die Größe von 10 bis 15 Schülern nicht überschreiten.

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Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) kündigte den Aufbau eines landesweiten Netzes von Corona-Behandlungszentren an. Damit solle die ambulante Betreuung von Patienten mit leichten Symptomen neu organisiert werden, um die Klinken zu entlasten und für die schweren Fälle freizuhalten.

Die Zahl der Infektionsfälle steige in Hessen mittlerweile deutlich moderater als noch vor einigen Wochen, berichtete Klose. Am Donnerstag (Stand 14 Uhr) gab es 6590 Fälle, 256 mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesfälle nahm um 18 auf 192 zu. 917 Corona-Patienten werden derzeit stationär in Krankenhäusern behandelt, 253 davon müssen künstlich beatmet werden.

Hygienevoraussetzungen sind für Schulen eine große Herausforderung

Die Fraktionsvorsitzenden Nancy Faeser (SPD) und René Rock (FDP) forderten von der Landesregierung verstärkte Anstrengungen, um die Lernbedingungen für Schüler zu verbessern, die nach wie vor zu Hause bleiben müssten. Sie dürften nicht ein Schuljahr verlieren. An vielen Schulen fehle es an der notwendigen Ausstattung und auch einem Konzept, um flächendeckend Chancengleichheit im Homeschooling zu gewährleisten. Faeser und Rock äußerten die Befürchtung, dass die Schulträger nicht ausreichend auf den Schulstart am 27. April vorbereitet seien. Die erforderlichen Hygienevoraussetzungen für Schüler und Lehrer zu schaffen, bedeute in der Kürze der Zeit eine große Herausforderung.