30 Millionen Euro fließen 2021 als Corona-Hilfen in Stipendien für Künstler und ein Programm für Open-Air-Kultur im Sommer. Ministerin Dorn will Bundeshilfen weiterhin ergänzen.
WIESBADEN. Unter dem Motto „Perspektiven öffnen, Vielfalt sichern“ legt das Land Hessen zum zweiten Mal ein Corona-Hilfspaket für Kulturschaffende auf: Insgesamt 30 Millionen Euro können jetzt in drei verschiedenen Gruppen abgerufen werden. Zuletzt hatte das Bundesland im Mai 2020 50 Millionen zur Verfügung gestellt – 24 Millionen Euro wurden davon nicht abgerufen.
Das seien vor allem die Arbeitsstipendium Bildender Künstler gewesen, so die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. Diese Mittel fließen nun in das neue „Kulturpaket II“ für 2021 ein. Sie stehen für Projektstipendien für Künstler, Liquiditätshilfen für Kultureinrichtungen und Spielstätten, Beratungsangebote der Kulturverbände sowie ein Programm für Open-Air-Kultur in den Sommermonaten zur Verfügung.
"Hessische Kulturlandschaft 2020 gesichert"
„Die Kulturschaffenden in Hessen stehen vor riesigen Herausforderungen, denen sie sich mit Engagement, Mut und Erneuerungskraft stellen. Dabei haben wir sie unterstützt: Wir konnten mit dem ersten Kulturpaket rund 3600 Arbeitsstipendien und zusätzlich rund 1200 Projektstipendien vergeben“, blickt die Ministerin zurück. Außerdem seien im „Kulturpaket I“ rund 200 Spielstätten bei coronabedingten Anpassungen unterstützt worden. Teilweise würden jetzt noch Hilfen ausgezahlt. „Wir haben mit den Kulturverbänden genau geschaut: Was hat sich bewährt? Was könnte besser sein?“, so die Ministerin. Die Verbände hätten insgesamt ein positives Feedback gegeben. Auch die Verluste von Festivals seien kompensiert worden. „Wir haben die hessische Kulturlandschaft 2020 gesichert“, betont die Ministerin. Auch Fairness spiele dabei eine Rolle: So habe es eine Empfehlung für die Staatstheater gegeben hinsichtlich der Ausfallhonorare von mindestens 50 Prozent. Von einem Kino-Sofort-Hilfeprogramm konnten 44 Kinos profitieren. Bei einem Bundes-Ausfallfonds für Film- und TV-Drehs habe sich auch Hessen beteiligt.
Land will Bundeshilfen ergänzen
Nun solle die lebendige Kultur Hessens weiter gestärkt werden, betont der hessische Finanzminister Michael Boddenberg. Auch unabhängig von den Bundesmitteln, die 2021 mit besseren Komponenten für die Kultur angekündigt seien, als es sie 2020 gab. So gehe es nun beim Bund unter anderem auch um Ausgleichszahlungen für Soloselbstständige und Fonds zur Absicherung von Ausfallrisiken. Doch auch das werde nicht ausreichen, sind sich beide Minister sicher. Daher wolle das Land die Bundeshilfen bedarfsgerecht ergänzen.
Das „Kulturpaket II“ ruht auf drei Säulen, jede ausgestattet mit zehn Millionen Euro. Das Programm zur Liquiditätssicherung von Theatern, Kinos und Musikspielstätten zielt darauf ab, die Mindereinnahmen auszugleichen, die bei kulturellen Veranstaltungen mit eingeschränkten Publikumszahlen entstehen. Dadurch lohnt es sich für diese Spielstätten eher, auch für weniger Zuschauer zu öffnen. Das Programm ergänzt die Überbrückungshilfen des Bundes und das angekündigte „Zukunftsprogramm Kino III“.
Stipendium soll allen Freischaffenden offenstehen
Die zweite Säule ist mit 10 Millionen Euro die Unterstützung von Künstlern mit einem neuen „Brückenstipendium“ – in Ergänzung zu der vom Bund erstmals geplanten Neustarthilfe von Soloselbstständigen. In Hessen soll dieses Stipendium allen Freischaffenden offenstehen, diesmal auch unabhängig von einer Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse. Über die Hessische Kulturstiftung werden insgesamt 3600 Stipendien mit jeweils 2500 Euro vergebe. Da die Erfahrungen vom „Kulturpaket I“ gezeigt haben, dass viele Künstler schlicht nicht von diesen Möglichkeiten wussten, werden zudem die entsprechenden Verbände mit einer Corona-Bonus Beratung von 300.000 Euro ausgerüstet – und auch Kulturschaffende zu erreichen, die nicht Mitglied sind.
Dritte Säule des hessischen Hilfspakets sind Perspektiven für sichere Räume: Da sich im Sommer 2020 vor allem jene Angebote im Freien unter Einhaltung der Hygieneregeln bewährt haben, unterstützt das Land mit 10 Millionen Euro den Aufbau neuer und die Erweiterung bestehender Open-Air-Spielstätten sowie Pop-Up-Spielstätten, die Auftrittsmöglichkeiten bieten und auch Dienstleistern neue Aufträge. Das Programm „Ins Freie!“ wird ebenfalls jetzt starten für die Spielzeit Mai bis September.
Mit Kultur die Pandemie verkraften
Bei vielen Kulturschaffenden hätte sich Resignation breit gemacht, so die Ministerin. Es sei jetzt wichtig, nach vorne zu blicken und sie in dem Neustart zu unterstützen. Umgekehrt fehle dem Kulturpublikum das Angebot. "Ich bin fest davon überzeugt: Eine Pandemie kann man mit all ihren Facetten besser verkraften, wenn man den Spiegel der Kultur erlebt.” Auch, wenn der Start erst mit weniger Publikum möglich sei.