Schulstart in Zeiten von Corona - eine erste Bilanz

aus Coronavirus-Pandemie

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Viele Schüler haben sich auf das neue Schuljahr gefreut - doch in Hessen mussten einige Klassen wegen der Corona-Pandemie direkt wieder in Quarantäne. Foto: dpa

Der Schulstart unter Corona-Bedingungen wurde kritisch beäugt. Vielerorts in Hessen läuft der Unterricht geräuschfrei, doch es mussten auch schon die ersten Klassen in Quarantäne.

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WIESBADEN. Wenige Tage nach Beginn des neuen Schuljahres in Hessen ziehen Schüler, Eltern und Lehrer ein gemischtes Fazit. Die Schüler kämen zwar gut mit den Corona-Maßnahmen zurecht, trügen jedoch auch eine gewisse Angst mit sich, sagte Landesschulsprecher Paul Harder der Deutschen Presse-Agentur. "Und man merkt schon, dass die Schulen nicht vorbereitet waren."

Teils säßen 20 bis 30 Schülerinnen und Schüler eng in kleinen Räumen zusammen, wodurch das Infektionsrisiko steige. Besser seien seiner Ansicht nach entweder kleinere Gruppen oder eine Maskenpflicht kombiniert mit gestaffelten Pausen, um im Freien die Maske absetzen zu können.

Corona-Infektionen bei Schülern

Das neue Schuljahr hat am vergangenen Montag begonnen. So schön der Beginn nach den Sommerferien für manch einen war, so schnell war er für einige auch schon wieder vorbei. Mehrere Schulklassen im Land mussten ebenso wie ihre Lehrer bereits kurz nach Schulstart in häusliche Quarantäne, weil Corona-Infektionen bei einem Schüler festgestellt wurden. Betroffen waren Klassen unter anderem in Wiesbaden, im Wetteraukreis in Bad Nauheim und Büdingen sowie in Homberg (Efze) im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Von der Quarantäne betroffene Schüler wie Lehrer sollen nun getestet werden. In Dieburg bleibt an diesem Freitag die Goetheschule nach zwei Corona-Infektionen bei Schülern vorsorglich geschlossen - mehr Fälle von Schulschließungen sind bislang nicht bekannt.

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"Jeder Tag, an dem keine Schule geschlossen wird, ist ein guter Tag", resümierte der Sprecher des Kultusministeriums, Philipp Bender. Man sei mit dem bisherigen Verlauf so weit zufrieden. Dass einige Klassen in Quarantäne müssten, liege zum Großteil an Reiserückkehrern. Ziel sei es, Schulen, Gesundheits- und Schulämtern den nötigen Spielraum und Entscheidungsfreiheit für einzelne Maßnahmen wie eine Maskenpflicht zu lassen.

Landesweit gilt, dass Schüler wie Lehrer auf dem Schulgelände eine Alltagsmaske tragen müssen. An einigen Schulen ist die Maskenpflicht auch während des Unterrichts aber in dieser Woche bereits Realität geworden. Wegen steigender Infektionszahlen gilt für einen Teil der Schulen im Groß-Gerau-Kreis, dass immer eine Mund-Nasenbedeckung getragen werden muss. Die Städte Offenbach und Frankfurt haben mittlerweile nachgezogen. Die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert unterdessen den Einsatz zusätzlicher Busse im Schülerverkehr in Hessen. Gerade an großen Schulen im ländlichen Raum kämen die Fahrzeuge alle zeitgleich an, sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Wiedwald der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn dann die Schüler auf einmal ins Gebäude strömen, ist Abstand halten schwer." Zudem seien die Busse häufig überfüllt. Die Schulen fühlten sich damit überfordert und alleingelassen. Hier seien Schulträger und Land gefordert, Lösungen zu finden.

Bei Digitalisierung ist wenig passiert

Der Vertreter der Grundschulen im Landeselternbeirat Hessen, Stefan Stein, ist "verhalten optimistisch" nach dem Schulstart. Gerade die jüngeren Schüler seien froh gewesen, wieder zur Schule gehen zu dürfen und ihre Freunde zu treffen, sagte er. "Wir haben allerdings kein Netz, das komplett trägt, sollten die Schulen wieder schließen müssen."

In Sachen Digitalisierung der Schulen sei bisher zu wenig passiert, bemängelten sowohl Stein als auch Landesschulsprecher Harder und Lehrergewerkschaft-Vorsitzende Wiedwald. So sei etwa das Schulportal mit Video-Chatfunktion noch immer nicht für alle Schulen im Land einsatzbereit, erklärte Harder. "Das Video-Tool existiert nicht", ergänzte Wiedwald.

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Einige Schulträger hätten schon Computer angeschafft, die in Teilen bereits einsatzfähig seien, berichtete Wiedwald. Andere hätten auf die finanziellen Mittel gewartet und würden jetzt auf den Herbst vertröstet, weil es Lieferschwierigkeiten für die Geräte gebe. An vielen Schulen fehle es immer noch an WLAN, führte Stein aus. "Da helfen auch keine Endgeräte für Schüler oder Lehrer", so Stein.

Von dpa