Volkmarsen: 60 Verletzte und zwei Festnahmen

Einsatzkräfte nehmen an der Unfallstelle in Volkmarsen Spuren auf. Foto: dpa

Im nordhessischen Volkmarsen ist ein Autofahrer in einen Karnevalsumzug gefahren. Unter den Verletzten sind viele Kinder. Die Suche nach dem Motiv dauert an.

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VOLKMARSEN. Bei einem Rosenmontagszug im nordhessischen Volkmarsen ist ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Dabei wurden nach Polizeiangaben 60 Menschen verletzt. Hessens Innenminister Peter Beuth hatte zunächst von etwa 30 Verletzten gesprochen, rund ein Drittel davon Kinder. Viele, die nur leicht verletzt wurden oder unter Schock standen, haben sich erst später bei der Polizei gemeldet. Derzeit befinden sich noch 35 Personen in stationärer Behandlung, wie die Polizei am Dienstag in Kassel mitteilte. Weitere 17 Menschen wurden demnach ambulant behandelt. Die Zahl der verletzten Kinder liege bei 18, das jüngste sei drei Jahre alt. Wie stark die Kinder verletzt sind und ob unter den Opfern auch Schwerverletzte sind, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Im nordhessischen Volkmarsen ist ein Autofahrer in einen Karnevalsumzug gefahren.
Im nordhessischen Volkmarsen ist ein Autofahrer in einen Karnevalsumzug gefahren.
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Fahrer war nicht betrunken

Langsam werden Details über den 29-Jährigen bekannt - vieles bleibt aber weiter unklar. Der Mann, der am Montag mit einem Auto in der nordhessischen Stadt Volkmarsen in eine Menschenmenge gefahren ist, war nicht alkoholisiert. Ob er unter Drogeneinfluss gestanden habe, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag. Bislang sei der Mann nicht vernehmungsfähig.

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Zum Motiv könne man noch nichts sagen, teilte der Sprecher der Behörde, Alexander Badle, am Montag mit. "Wir ermitteln in alle Richtungen." Zuvor hatte es zu den Hintergründen zum Teil widersprüchliche Angaben der Polizei gegeben. Der Fahrer wurde nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft festgenommen, ist deutscher Staatsbürger, 29 Jahre alt und kommt aus Volkmarsen. Er erlitt Verletzungen und soll einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand dies zulasse.

Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat lagen nicht vor. Das hessische Innenministerium schloss einen Anschlag nicht aus. Ein Sprecher der Behörde begründete das am Montag mit der Situation vor Ort. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war der Mann der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Medien- und Augenzeugenberichte, wonach der Tatverdächtige stark alkoholisiert war, konnten die Ermittler zunächst nicht bestätigen. Eine Nachbarin sagte zu RTL: "Ich habe ihn heute wegfahren sehen, er sah aus, als stünde er unter Drogen und sagte, "bald stehe ich in der Zeitung"." Badle sagte am Montagabend, zum jetzigen Zeitpunkt könne er weder dementieren noch bestätigen, das Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen seien.

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Gaffervideo führt zu zweiter Festnahme

Ein sogenanntes Gaffervideo hat zu einer zweiten Festnahme bei dem Zwischenfall im nordhessischen Volkmarsen geführt. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt sagte am Dienstag, gegen den Festgenommenen werde wegen "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Filmaufnahmen" ermittelt. Ob es darüber hinaus einen Zusammenhang zu dem Vorfall am Montag gegeben habe, müsse noch ermittelt werden. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll der zweite Festgenommene hinter dem Auto gefilmt haben. Es sei aber noch unklar, ob als Schaulustiger oder ob er eingeweiht war. Er sei bereits kurz nach dem Zwischenfall von der Polizei mitgenommen worden.

Noch am späten Montagabend hatte die Polizei vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters gewarnt. "Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter", schrieb die Polizei Nordhessen bei Twitter. "Teilen Sie keine Falschnachrichten!", hieß es. Dazu stellte sie ein Bild, auf dem mehrere Menschen zu sehen sind, die neben einem Auto stehen. Ihre Gesichter wurden unkenntlich gemacht. Es würden derzeit Fotos kursieren, die angeblich die Festnahme des Täters zeigen sollen, hieß es in dem Tweet.

Daneben hätten sich aber auch Zeugen gemeldet, die während des Rosenmontagszuges Handyfotos oder Videos gemacht hatten, um ihre Aufnahmen den Ermittlern zur Verfügung zu stellen. "Das hilft natürlich für die Ermittlungen der Gesamtsituation", sagte der Sprecher.

So reagierten Polizei und Bürgermeister auf den Vorfall

Die Polizei war nach dem Vorfall am Montagnachmittag mit einem großen Aufgebot vor Ort. Es wurde umgehend eine "Besondere Aufbauorganisation" im Polizeipräsidium Frankfurt eingesetzt, von dort wird die Lage geführt. Aus Sicherheitsgründen sollten am Montag keine weiteren Faschingsumzüge in Hessen mehr stattfinden. Die polizeiliche Präsenz wurde landesweit verstärkt.

Volkmarsens Bürgermeister Hartmut Linnekugel (parteilos) sagte: "Wir sind alle betroffen, alle tief geschockt." Im Rathaus sei ein Notlagezentrum mit Seelsorge und Polizeikräften eingerichtet worden, das bis Dienstag geöffnet bleibe. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigte sich betroffen und sprach den Opfern sein Mitgefühl aus. "Ich bin schockiert über diese schlimme Tat, durch die viele unschuldige Menschen zum Teil schwer verletzt worden sind. Ich bin mit meinen Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden und wünsche allen eine schnelle und vollständige Genesung."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigt sich indes "tief erschüttert" über den Vorfall. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ich wünsche den Verletzten von Herzen eine vollständige Genesung", sagte er laut einer Mitteilung vom Dienstag auf Facebook. Steinmeier dankte zudem den Helfern: "Mein Dank gilt den Einsatzkräften vor Ort."

Augenzeugen berichten

Die Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" berichtete, Zeugen hätten geschildert, dass der Fahrer die Absperrung umgangen habe und dann mit Vollgas auf die Menschenmenge zugerast sei. Die Zeugen hätten den Eindruck gehabt, dass der Fahrer es vor allem auf Kinder abgesehen hatte. Von der Polizei gab es dazu keine Angaben. Die "Hessenschau" berichtete, der Tatverdächtige sei frontal gegen die Laufrichtung in die Menschenmenge gefahren. Die Ermitler machten dazu keine Angaben.

Ein Zeuge berichtete laut "Bild"-Zeitung, erboste Menschen seien am Tatort mit erhobenen Fäusten auf den Fahrer zugelaufen, die Polizei habe ihn schützen müssen. Laut dem Vorsitzenden der Volkmarser Karnevalsgesellschaft, Christian Diste, hatten an dem Umzug 700 Menschen in 27 Gruppen teilgenommen.

Rosenmontagsumzüge in Hessen abgebrochen

Nach dem Zwischenfall waren alle Fastnachtsumzüge in Hessen vorsichtshalber abgebrochen worden. Das Polizeipräsidium Frankfurt bezeichnete dies als Vorsichtsmaßnahme. Wie viele Umzüge betroffen waren, war unklar.

Die Polizei Nordhessen richtete nach dem Zwischenfall ein Hinweisportal ein. Die Polizei Nordhessen appellierte am Montag, keine Aufnahmen in sozialen Medien zu verbreiten. Volkmarsen ist eine Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg mit rund 6800 Einwohnern. Sie ist rund 30 Kilometer von Kassel entfernt.

Mainzer Polizei überwacht Zufahrtsstraßen

Die Polizei in Mainz hat an Rosenmontag spontan auf den Vorfall bei einem Karnevalsumzug im nordhessischen Volkmarsen reagiert und überwacht mit Drohnen gezielt Zufahrtsstraßen. Ziel sei es, "auffällige Fahrzeugbewegungen" frühzeitig zu erkennen, teilte die Polizei in Mainz mit. Die Drohnen seien eigentlich dafür vorgesehen gewesen, gefahrenträchtige Situationen rund um den Bereich des Rosenmontagszuges auszumachen. Nun würden sie an den Rändern des Veranstaltungsraumes genutzt. Wegen des Rosenmontagszuges sind knapp 500.000 Menschen in Mainz unterwegs.

Fastnacht geht weiter

Die Fastnachter in Hessen sagten eine Reihe geplanter Umzüge für Dienstag ab - viele hielten jedoch auch an ihren Plänen fest. Es gebe keine konkreten Hinweise darauf, dass sich die Gefährdungslage für die noch geplanten Umzüge im Land erhöht habe, teilte das hessische Innenministerium mit. Die Veranstalter der Umzüge wurden jedoch nachdrücklich dazu aufgefordert, ihre Sicherheitskonzepte nochmals zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.

Von dpa/red