Jeder dritte Schulleiter ist unzufrieden

Den eigenen Parkplatz gibt es zwar – aber auch jede Menge Bürokratie. Eine wachsende Zahl von Schulleitern in Rheinland-Pfalz ist mit ihrem Beruf unzufrieden, zeigt eine Forsa-Umfrage. Foto: dpa

37 Prozent der befragten Schulleiter würden ihren Beruf nicht weiterempfehlen, warnt der Verband Bildung und Erziehung in Rheinland-Pfalz.

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MAINZ. Der Unmut wächst mit den Aufgaben. Immer weniger Schulleiter in Rheinland-Pfalz fühlen sich wohl in ihrer Rolle – vor allem wegen ständig wachsender Ansprüche. Das hat eine Umfrage des Instituts Forsa unter Schulleitern ergeben, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben hatte.

37 Prozent der befragten Schulleiter würden ihren Beruf demnach nicht mehr weiterempfehlen, zwölf Prozent mehr als vor einem Jahr. Zwar übt fast die Hälfte der Direktoren ihren Job noch sehr gern aus, aber auch diese Zahl sank deutlich um zwölf Prozent. Als Hauptgrund hierfür wird die steigende Aufgabenmenge genannt (87 Prozent), gefolgt von realitätsfremden Entscheidungen der Politik (79) und zunehmendem Verwaltungsaufwand (77).

Anspruch und Wirklichkeit klaffen besonders bei den „multiprofessionellen Teams“ auseinander. Dahinter verbirgt sich der verstärkte Einsatz von Schulpsychologen, Sozialarbeitern und Erzieherinnen im Schulalltag, was der VBE schon lange fordert. Laut Umfrage wünschen sich 90 Prozent der rheinland-pfälzischen Schulleiter solche Teams, aber nur 41 Prozent haben sie.

„Schulleiter sind Motoren der Schulentwicklung, aber unter diesen Bedingungen ist es schwierig, geeignete und motivierte Kollegen zu finden“, kritisiert der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Bold. Abhelfen könne das Land vor allem mit mehr Anrechnungsstunden für Sonderaufgaben (86 Prozent der Befragten) und einer besseren Ausstattung mit Lehrkräften.

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Das Problem macht der stellvertretende VBE-Landesvorsitzende Lars Lamowski an der Verwaltungsarbeit fest. Zwar hat das Bildungsministerium großen Schulen gerade erst den Einsatz von Verwaltungsfachkräften gewährt, dafür aber müssen die Schulleitungen Anrechnungsstunden abgeben. „Ein kläglicher Versuch gegenzusteuern“ ist das für Lamowski. Diese Kräfte müsste es eigentlich zusätzlich geben, zumal immer noch nicht geklärt sei, wie lange ein Schulsekretariat besetzt sein muss: Das Ministerium verweist auf die Zuständigkeit der Schulträger, die sagen, es gebe keine klaren Vorgaben. „So lange die Schule geöffnet ist, muss auch das Sekretariat besetzt sein“, fordert Lamowski. Ohne Sekretariat bleibt auch diese Arbeit an den Schulleitungen hängen.

Zur sinkenden Berufszufriedenheit trage auch bei, dass die Digitalisierung – gerade in Zeiten der Coronakrise ein wichtiges Thema – nur schleppend anläuft. Nur 28 Prozent der Schulleiter sehen an ihrer Schule Lehrkräfte, die auf diesem Gebiet aktiv und fit sind. Nur gut die Hälfte aller Schulen hat die Mittel aus dem Digitalpakt abgerufen.

Auch das Gesamtfazit der Schulleiter fällt eher gedämpft aus: Der Bildungspolitik im Land geben sie die Note 3,8 – zwar noch etwas besser als der Bundesschnitt, aber 0,2 Punkt schwächer als 2019. Die Note 1 vergab übrigens keiner der 114 Befragten.

Von Ulrich Gerecke