Arbeitnehmer haben sich laut einer Analyse der Krankenkasse DAK im ersten Halbjahr 2023 besonders häufig krankgemeldet. Woran das liegen könnte. Häufen sich bestimmte Krankheiten?
Mainz/Frankfurt. Der Krankenstand der Beschäftigten ist laut einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. In Rheinland-Pfalz gab es 71 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr, in Hessen waren es sogar 72 Prozent. Über die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung. So eine hohe Quote – in Hessen 53,4 Prozent, in Rheinland-Pfalz 52,3 Prozent – wird gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Nach der DAK-Analyse stieg der Krankenstand in Rheinland-Pfalz auf sechs Prozent, in Hessen auf 5,6 Prozent. Das ist der höchste Stand seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren, teilte die Kasse mit.
Vor allem kurze Erkrankungsfälle seien häufiger gewesen als sonst. „Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur rund zehn Fehltage pro Fall hatten. Die Falldauer in früheren Halbjahren war immer wesentlich höher“, sagt Rainer Lange, Landeschef der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz.
Atemwegserkrankungen mehr als verdoppelt
Besonders häufig wurden Atemwegserkrankungen diagnostiziert. Allein die Krankschreibungen wegen Husten, Schnupfen und anderer Infekte hat sich mehr als verdoppelt – von etwa 16 auf rund 36 Fälle je 100 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz, beziehungsweise von etwa 17 auf rund 39 Fälle je 100 Beschäftigte in Hessen.
Die Fehlzeiten aufgrund von Corona gingen im ersten Halbjahr 2023 allerdings deutlich zurück. Sie hatten nur noch einen Anteil von drei Prozent am Krankenstand. Im ersten Halbjahr 2022 waren es in Rheinland-Pfalz noch rund sieben Prozent gewesen, in Hessen rund acht Prozent.
Zu einem deutlichen Anstieg kam es ebenfalls bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hier ging die Anzahl der Fälle bei 100 Beschäftigten in beiden Bundesländern von knapp acht auf rund 12 Fälle hoch. Bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen gab es bezogen auf 100 Beschäftigte knapp fünf Fälle. 2022 waren es rund drei.
Berufe mit Personalmangel haben die höchsten Krankenstände
Die Analyse zeigt auch, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark ist. In Rheinland-Pfalz war der Krankenstand zum Beispiel in Kitas weit überdurchschnittlich hoch, hier hatten Beschäftigte rund 14 Fehltage. In Hessen waren Altenpfleger im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt pro Kopf ebenfalls fast 14 Tage krankgeschrieben. Im Durchschnitt aller Berufe waren es nur rund zehn Tage. Auch bei den Mangelberufen der Fahrzeugführung ist der Krankenstand weit überdurchschnittlich hoch. Hier hatten Beschäftigte in Rheinland-Pfalz fast 15 Fehltage, in Hessen waren es im Schnitt fast 13 Fehltage.
„Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort“, erklärt Britta Dalhoff, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Hessen. „Personalmangel kann zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt.“ Das Ergebnis seien mehr Fehltage, was die Personalsituation weiter verschärfe – „ein Teufelskreis“. Der hohe Krankenstand mache deutlich, dass sich beim Thema Arbeit die gesundheitliche Dimension nicht wegblenden lasse. „Die Unternehmen sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten“, sagt Dalhoff.