Immer mehr Anbieter drängen auf den Streaming-Markt. Während die Kosten für die Nutzer steigen, sinkt die Qualität der Ware. Die Anbieter scheinen auf Masse statt Klasse zu setzen.
Passionierte Freizeit-Glotzer wie ich können eigentlich nicht meckern: Die Auswahl an guten Serien und Filmen auf dem Markt ist gigantisch. Wenn man dann noch - wie ich - gerne einen Rewatch durchläuft, um bei einer frischen Staffel der Lieblingsserien auf der Höhe zu sein, können die Nächte schon mal ziemlich kurz werden. Aber natürlich gibt's dennoch was zu meckern: Ich blicke nämlich langsam nicht mehr durch. Täglich pumpen Streaming-Anbieter neues Material auf ihre Plattformen. Die Zeiten, in denen man mit einem Netflix-, Sky- und einem Amazon-Prime-Video-Abo 95 Prozent des coolen Contents sicher hatte, sind vorbei. Sportfans kennen das Problem. Einst reichte Sky. Um keine wichtigen Spiele zu verpassen, zahlt der Hardcore-Fan heute daneben für DAZN, Amazon Prime Video und RTL Plus.
Disney Plus, Apple TV, Magenta TV und weitere Anbieter setzen zunehmend darauf, Nutzer mit Exklusivmaterial zu locken. So hat etwa Disney Plus zuletzt Serien mit Marvel-Helden von Netflix abgezogen.
Zum Glück hatte ich grade für mich entschieden, die Star-Trek-Serie "Discovery" doof zu finden, als der neue Streamingdienst Paramount Plus entschied: "Discovery" gibt's jetzt nur noch bei uns.
Dass die Lage auf dem Streamingmarkt immer weniger gut zu überblicken ist, hat einen weiteren Grund: Um die Abonnenten bei der Stange zu halten, wird haufenweise Content produziert - und das Motto scheint dabei leider zu sein: Masse statt Klasse. Das aktuelle Hauen und Stechen vieler Player führt zu weiteren handfesten Nachteilen. Grade Netflix schauen viele Nutzer mit geteilten Accounts. Heißt: Einer bestellt die Musik, mehrere hören mit. Netflix weiß seit jeher um diesen Graubereich, hat ihn sogar über Social Media aktiv beworben.
Das war einmal: Jetzt will man gegen diese Trittbrettfahrer vorgehen. Und der Tabubruch ist nahe: Werbung als Einnahmequelle. Dabei war Werbefreiheit ein zentrales Gründungsversprechen des Unternehmens. Dazu steht die Praxis, neue Serienstaffeln komplett zur Verfügung zu stellen, auf dem Prüfstand. Dabei war dadurch das sogenannte Binge-Watching groß geworden. Doch um Kunden länger zu binden, scheint die Verlockung groß, Serien demnächst, wie die Konkurrenz, via Salami-Taktik zu servieren. Der Handlungsdruck ist groß: Erstmals gehen bei Netflix die Abonnentenzahlen zurück - was bei Bekanntgabe zu einem massiven Einbruch an der Börse führte. 50 Milliarden Dollar lösten sich innerhalb kürzester Zeit in Luft auf. Meine 18 Euro Abo-Gebühr haben sie derzeit noch sicher. Noch.