Netzwelt: Online-Zirkus und virtuelle Adrenalinkicks
Kleine Fluchten aus dem Corona-Alltag sind fast nur virtuell möglich. Die Pandemie hat aber auch kreative Wege der Zerstreuung zutage gefördert. Eine kommt aus Dornholzhausen.
Von Sirka Schmidt
Online-Redakteurin
Luftakrobatik im heimischen Wohnzimmer gibts während der drei Vorstellungen des "Home Ciricus" Foto: Circus Jonny Casselly
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Fällt Ihnen auch die Decke auf den Kopf? Sorgt das ständige Zuhause-Arbeiten, Zuhause-Hocken und Zuhause-Bleiben bei ihnen für einen ausgewachsenen Corona-Blues? Willkommen im Club - Sie sind nicht allein.
Ich stelle für mich persönlich nicht in Frage, dass es sinnvoll ist, Abstand zu halten, unnötige Kontakte zu vermeiden, Maske zu tragen, und, und, und. Aber selbst glühendsten Anhängern der AHA (Abstand - Hygiene - Alltag mit Maske)-Regeln fehlt irgendwann etwas. Nichts gegen Video-Anrufe, die mir die Lieben immerhin digital nach Hause holen. Oder die alltägliche Spazierstrecke, auf der meine Schritte einen eigenen kleinen Trampelpfad hinterlassen haben. Aber ich vermisse die Abwechslung. Und vor allem die Möglichkeit, spontan etwas zu unternehmen.
Kleine Fluchten von der Corona-Eintönigkeit finde ich aktuell hauptsächlich online. Da hat die Pandemie durchaus kreative Wege der Zerstreuung zutage gefördert.
Eine Idee, um dem Alltagsstress zu entfliehen und gleichzeitig mein inneres Kind zu erfreuen, kommt aus Dornholzhausen: der Besuch einer virtuellen Zirkusvorstellung mit Zauberer, Clowns, Luftakrobaten und Co.. Unter www.circus-for-kids.de (hier sind auch die entsprechenden Online-Tickets erhältlich) kommt der "Home Circus" vom Festplatz der Langgönser Gemeinde aus direkt ins heimische Wohnzimmer. Denn hier hat der Circus Rondel, der das Projekt gemeinsam mit dem Circus Jonny Casselly ins Leben gerufen hat, sein Quartier aufgeschlagen.
Premiere wird am 5. April um 16 Uhr gefeiert. Die zweite Vorstellung findet am 11. April ebenfalls um 16 Uhr statt und die dritte wird am 17. April ab 18 Uhr übertragen. Ein professionelles Filmteam hat die Darbietungen der Artisten im Vorfeld aufgezeichnet. Dazwischen lassen die Künstler uns Zuschauer hinter die Kulissen blicken. "In den Einspielern zeigen wir, was wir in der Corona-Zeit gemacht haben, um diese zu meistern", erzählt Rebecca Ortmann, deren Ehemann Rene Direktor des Circus Rondel ist. Dieser wird mit seinen "Alten Kameraden", die einige vielleicht noch aus der TV-Show "Das Supertalent" kennen auch selbst in der Manege stehen.
Sollte mir nach all der Akrobatik der Sinn nach weiteren Adrenalinkicks stehen, muss ich Vergnügungspark-Junkie ebenfalls mit einer virtuellen Lösung begnügen. Auch wenn es natürlich nicht lebensnotwendig ist, sich in einem Fahrgeschäft die Lunge aus dem Leib zu schreien, vermisse ich es. Zumindest ein Gefühl davon hole ich mir auf dem Facebook-Account des Disneyland Paris. Hier gibt es von allen Achterbahnen "On Ride"-Videos, die mich mit auf die wilde Fahrt nehmen. Wer es ausprobieren möchte, die Mitfahrvideos sind auch ohne eigenen Facebook-Account erreichbar - unter https://bit.ly/3cjIeEt
Und gegen mein immer stärkeres Fernweh hilft ein Besuch der Website Drive & Listen. Hier kann ich bequem von zu Hause aus weltweit fremde Reiseziele erkunden. Dafür muss ich nur die Stadt auswählen, die ich schon immer mal besuchen wollte - und schon bin ich auf den Straßen von San Francisco oder Tel Aviv unterwegs. Selbst Singapur ist nur einen Klick entfernt. Während jeder Fahrt bekomme ich einen lokalen Radiosender zu hören. So fühlt es sich fast so an, als würde ich im Auto durch die Stadt cruisen. Nach einer kleinen Alltags-Flucht eben.