„Schnäppchenpreis“ à la Porsche

Auch der 4S, das „Basismodell“ des Porsche Taycan, reißt beim Kaufpreis die 100  000-Euro-Latte deutlich. Foto: Porsche
© Porsche

Nicht immer bestraft den, der zu spät kommt, das Leben. Wer zum Marktstart des Porsche Taycan vor einem Jahr nicht Haus und Hof versetzte, nicht die Lebensversicherung...

Anzeige

OHREN. Nicht immer bestraft den, der zu spät kommt, das Leben. Wer zum Marktstart des Porsche Taycan vor einem Jahr nicht Haus und Hof versetzte, nicht die Lebensversicherung auflöste, sich nicht über beide Ohren verschuldete, um den Startpreis von mehr als 180 000 Euro für das erste vollelektrische Modell der Zuffenhausener Sportwagenschmiede zu kaufen, kann beim Taycan jetzt fast 80 000 Euro sparen. Denn Porsche stellt dem Turbo S, der lange das Stromer-Feld der Sportwagenfirma alleine beackerte, nun den Taycan 4S zur Seite. Natürlich muss man bei dem 103 802 Euro teuren Basismodell Abstriche machen. Statt bis zu 560 kW/761 PS, über die der der Fahrer eines Taycan-Turbo-S herrscht, muss sich der Mann oder die Frau am Steuer des 4S mit 390 kW/530 PS „zufriedengeben“ (Notiz am Rande: Hier wie da kann diese Spitzenleistung nur im Overboost-Modus für wenige Sekunden abgerufen werden). Wobei „zufriedengeben“ vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist. Beim Start mit aktivierter Launch-Control, bei dem der linke Fuß auf der Bremse steht, der andere das Gaspedal durchtritt und dann die Bremse gelöst wird, beschleunigt der 2,1-Tonner in 4,0 Sekunden auf Tempo 100 – 1,2 Sekunden langsamer als der Taycan Turbo S. So oder so: Testfahrten auf dem Hockenheimring zeigten, dass die Launch Control nur etwas für Menschen ist, die auch auf einer Kirmes den Freefall-Tower genießen oder hauptberuflich Kampfjet-Piloten sind. Falls besagte 4,0 Sekunden zu langsam und der Turbo S unbezahlbar sein sollten, findet sich im „Mittelfeld“ der Taycan-Angebotspalette nun auch noch der Turbo (ohne S), der dank 500 kW/680 PS Overboost-Leistung die 100-km/h-Marke nach 3,2 Sekunden erreicht. Preis: ab 149 158 Euro.

Zwar fühlt sich der Taycan, gleich welcher Ausprägung, auf der Rennstrecke besonders wohl. Natürlich ist der Porsche-Stromer aber hauptsächlich für die normale Straße gemacht. Mit der serienmäßigen Performance-Batterie kommt der E-Sportwagen in 4S-Ausführung nach WLTP-Messverfahren auf eine Reichweite von bis zu 408 Kilometer. Porsche selbst scheint dieser Wert nicht geheuer zu sein; das Unternehmen gibt deshalb speziell eine Langstreckenreichweite von 320 Kilometern an. Die Achillesferse jedes Elektrofahrzeugs verliert beim Taycan ihren Schrecken. Bei maximaler Ladeleistung an einer Gleichstromsäule fließt in fünfeinhalb Minuten Strom für 100 Kilometer in den 79,2 kWh-Akku. An der 11-kW-Ladesäule dauert es acht Stunden – also idealerweise eine Nacht –, um die leere Batterie komplett aufzuladen. Bei einem Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde an einer solchen Wechselstrom-Ladesäule und einem Verbrauch von 27 kWh/100 km kostet eine 100-Kilometer-Strecke also um die elf Euro an Energiekosten – bei einem Fahrspaß, der dem eines Porsche mit Verbrennermotor in nichts nachsteht. Im Gegenteil.