Bootsurlaub in Brandenburg

Die Landschaft spiegelt sich im Wasser: ein Stillleben, das entspannt. Foto: Jens Schulze
© Jens Schulze

Unterwegs mit dem Bungalowboot: Dabei kann man von der Veranda direkt ins Wasser springen und ankern, wo es am schönsten ist. Eine Woche Auszeit im Dahme-Seenland.

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. Wichtig ist an Bord vor allem, dass immer eine Hand frei ist – zum Grüßen. Und dass beim Ankern die Terrasse in der Sonne liegt. Alles andere wird dann nach Lust und Laune entschieden: Eine Runde schwimmen oder in der Urlaubslektüre schmökern? Ein wenig Angeln oder in der Hängematte schaukeln? Puh, wer hätte gedacht, dass das süße Nichtstun so viele Optionen bereithält.

Die Landschaft spiegelt sich im Wasser: ein Stillleben, das entspannt. Foto: Jens Schulze

Wir sind mit einem Bungalowboot unterwegs – kurz BunBo. Ein schwimmendes Holzhaus, das auf zwei breiten Aluminiumschwimmkörpern sitzt und außen farbenfroh gestrichen ist: grün, gelb, blau oder rot. Eine Woche schaukelnde Auszeit im Dahme-Seenland. Die Region zwischen Berlin, dem Scharmützelsee und dem Spreewald gehört zu den wasserreichsten im Land Brandenburg. Eigentlich wollen wir gar nicht an Land. Oder doch?

„Hm“, auch Erich Wernike ist unschlüssig. „Was man sich hier in der Gegend anschauen kann?“ Der Schleusenwärter überlegt kurz und zuckt mit den Schultern. „Wir haben hier eigentlich nur Natur“, sagt der 57-Jährige, der in Kummersdorf die Wasserfahrzeuge auf ein anderes Level hebt oder senkt. Dann lacht er und verspricht: „Mehr braucht ihr nicht – ihr werdet sehen.“

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Unsere Tour führt auf dem Wasserweg von Zernsdorf nach Bad Saarow und zurück. In gemächlichem Tempo schippern wir über die Seen und gleiten durch die Kanäle. Hin und wieder schiebt der Wind winzige Wellen vor sich her und lässt die Seerosen schaukeln. Doch spannt sich das Wasser einmal spiegelglatt zwischen den Ufern, dann präsentiert es die Landschaft noch einmal kopfüber.

Ein Stillleben, das entspannt. „Die Leute verändern sich auf dem Wasser“, hatte uns Stationsleiter Christian Schubert im Anleger Zernsdorf erzählt. Dort haben fast 50 BunBos ihren Hafen. „Bei der Einweisung sind die Urlauber häufig noch ungeduldig. Aber in der Regel zieht schon nach dem ersten Bootstag Ruhe ein.“

Eine gewissenhafte Instruktion des ungeübten Bordpersonals gehört zum Pflichtprogramm. Vom Anfahren bis zum Ankern, vom Wenden bis zum Schleusen wird mindestens ein Crewmitglied zuerst theoretisch, dann praktisch geprüft. Der so erworbene Charterschein reicht aus, um auf dem Revier der Dahme-Seen unterwegs zu sein. Sogar bis nach Berlin können die Bunbo-Kapitäne von Zernsdorf aus tuckern. „Turbulent kann es in der Schleuse werden, wenn das BunBo nicht korrekt gesichert ist“, hatte der Stationsleiter gemahnt.

Wir passieren problemlos auch alle Selbstbedienungsschleusen, machen Station in der Fischerhütte am Wolziger See und bummeln später durch Storkow. Das eigentliche Erlebnis bei einer BunBo-Fahrt ist allerdings das „Parken“. Mithilfe von zwei Pfahlankern fixieren wir unser Urlaubsgefährt an einer lauschigen Bucht, rücken die Stühle zurecht und schauen dem Wasser beim Wellen formen zu.

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Leise raschelt das Schilf, zwei Kormorane gleiten elegant über den See, in der Ferne schnattert eine Entenfamilie. Wie wär’s mit einem Bad? Unser Ferienhaus ist schnell einmal umschwommen: 18 Quadratmeter Wohnfläche, dazu noch zwölf Quadratmeter Terrasse bieten Platz für zwei Schlafzimmer, eine Dusche mit WC, einen Grill, einen Kühlschrank und eine Küchenzeile.

Und wenn es unterwegs mal Probleme gibt? „Dann ruft ihr einfach die Service-Nummer an“, hatte uns Stationsleiter Schubert geraten. „Dann komme ich mit dem Service-Boot.“ Hilfe würde vor allem gebraucht, wenn ein Boot auf Grund gelaufen oder der Tank plötzlich leer oder die Wasserpumpe kaputt sei. „Ich bringe auch schnell mal einen Kasten Bier vorbei.“

Schnell? Wir haben schon längst auf Müßiggang geschaltet. Baden, grillen, lesen, angeln und zwischendurch immer mal wieder ein kleiner Landgang. Wer es aktiver mag, bucht ein Kanu oder Fahrrad dazu. Doch wir bevorzugen das leichte Hin und Her in der Hängematte, die standardmäßig an Bord ist: ein wenig abhängen, ein wenig träumen, wenn backbord die Wellen beruhigend ans Boot plätschern.

Von Katrin Schreiter