Deutsche Burgen erzählen manch schaurige Gruselgeschichten. Unglückliche Frauenseeln sollen dort den Sagen nach umherspuken. Ob man den Geistern auch bei einer Führung begegnet?
Von Liudmila Kilian
Redakteurin Leben/Wissen
Burg Eltz in der Südeifel bei Wierschem.
(Archivfoto: Thomas Frey dpa)
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Nebelschwaden, kalte, dicke Steinmauern, krächzende Eisentüren: Alte Burgen und Wehranlagen haben häufig ein schaurig-geheimnisvolles Ambiente. Sie stecken voller Geschichte – und neben belegten Fakten ranken sich auch Märchen und Sagen um die historischen Bauwerke. Auch einige deutsche Burgen bergen Geistergeschichten, doch die verlorenen Seelen sind nicht der einzige Grund für einen Besuch.
Rheinland-Pfalz: Burg Eltz – Geist der Gräfin Agnes von Eltz
Sie gehört zu den wohl fotogensten und beliebtesten deutschen Burgen auf Instagram: die schöne Burg Eltz im Eltzbachtal bei Koblenz. Doch hinter der märchenhaften Fassade verbirgt sich eine schaurige Geschichte. Die Sage geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als eine schöne junge Gräfin, Agnes von Eltz, mit ihrem Vater die Burg bewohnte. Wie damals üblich, kam es für Agnes zu einer strategisch günstigen Heirat mit einem Junker, der ihr höchst zuwider war. Noch bei dem Hochzeitsfest sei es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Brautpaar gekommen, worauf der Bräutigam die Burg mit seiner Gefolgschaft verließ, um sie zu einem späteren Zeitpunkt aus Rache anzugreifen. Mutig sei die junge Frau in die Rüstung ihres Bruders geschlüpft und habe sich den Angreifern gestellt, um ihre Burg zu verteidigen. Dabei soll sich ein Pfeil des Junkers durch ihre Rüstung gebohrt haben, was die junge Gräfin das Leben kostete. Ihr Geist konnte keine Ruhe finden und tauche dann und wann um Mitternacht im Burghof auf – so heißt es in der Sage von Hans-Peter Pracht. Eine Rüstung ist tatsächlich in der Rüst- und Schatzkammer ausgestellt. Ob Gräfin Agnes darin starb, bleibt ein Geheimnis. Die mehr als 800 Jahre alte Burg, die bis heute im Besitz einer Familie ist, kann bei einer Führung erkundet werden, die eine Zeitreise durch die Geschichte verspricht. Am 1. April öffnet die Burg ihre Tore für die Besuchersaison,
www.burg-eltz.de.
Brandenburg: Burg Rabenstein – traurige Geisterdame im Turm
Zwischen Magdeburg und Potsdam liegt die Burg Rabenstein. Erstmals wird sie 1251 in einer Urkunde erwähnt. Seit 1717 gibt es im Burgturm die Rosemarienkapelle. Ihre Namensgeberin könnte die Tochter des Ritterpaares gewesen sein, die mit ihrer Familie die Burg bewohnte. Rosemarie sei es leid gewesen, immer nur in der Burg zu sein. Der Sage nach habe sie sich eines Tages in einfacher Kleidung aus der Burg geschlichen, um sich mit der Dorfjugend zu amüsieren. Als abends die Burgtore geschlossen wurden, sei das Mädchen nicht rechtzeitig zurückgekehrt. Sie habe an das Burgtor geklopft – und wurde zwar rein gelassen, doch ihr heimlicher Ausflug ist aufgeflogen. Ihre Strafe sei, auf ewig im Burgturm eingesperrt zu leben. Retten könne sie nur ein junger Bursche, der ohne Hilfsmittel die 30 Meter hohe Außenmauer des Turmes zu erklimmen wagt. Bis heute habe es niemand geschafft. Und so soll ihr trauriger Geist zu jeder Mitternacht durch die Burg spuken. Ob man ihm wohl bei einer Burgführung begegnet? Auf die Besucher warten neben der Rosemarienkapelle eine Folterkammer, der Rittersaal und eine Falknerei. Führungen werden ab Februar auf Anfrage durchgeführt, www.burgrabenstein.de.
Burg Eltz in der Südeifel bei Wierschem. Archivfoto: Thomas Frey dpa
Die Weiße Frau der Burg Hohenzollern, Wandgemälde. Foto: Roland Beck/Burg Hohenzollern
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Bayern: Burg Wolfsegg – „Die Weiße Frau“
Ein Eifersuchtsdrama soll sich auf der Burg Wolfsegg nahe Regensburg im 15. Jahrhundert ereignet haben. Die verschiedenen Versionen der Geschichte führen alle zu einem Schluss: Ulrich von Laaber soll von seiner Frau Klara von Helfenstein betrogen worden sein. Aus Wut über die Untreue soll der Burgherr seine Frau ermordet haben. Seit dem ist die Geschichte der „Weißen Frau“ mit der Burg verwoben. Augenzeugen berichten von Lichtgestalten und Nebelerscheinungen auf der gotischen Burg, deren ältester Teil aus dem Jahre 1278 stammt. Immer wieder zieht die Sage Geisterjäger in die alten Burgräume, die mal in der „Weizzimmer“, mal im „Gobelinzimmer“ ein starkes Magnetfeld diagnostizieren, das auf einen plötzlichen Tod, etwa durch Mord, deuten soll.
Mindestens genauso spannend und sagenumwoben wie die Burg selbst, ist die bis heute nicht komplett erforschte Tropfsteinhöhle, die sich unter der Wehranlage befindet. So sollen dann und wann dumpfe Geräusche aus den unterirdischen Gängen zu hören sein.
Der Großteil des Höhlensystems ist Besuchern nicht zugänglich, doch an ausgewählten Tagen kann die oberste Etage der Höhle bei einer Führung besichtigt werden. Die Burg selbst steht in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September jeweils an Wochenenden und Feiertagen zwischen 10 und 16 Uhr für Besucher offen, www.burg-wolfsegg.de.
Baden-Württemberg: Burg Hohenzollern – die Kindermörderin
Wieder ist es der Geist einer unglücklichen Frauenfigur, der das Geschlecht der Hohenzollern in Schach hält. In der prunkvollen Bibliothek der Burg Hohenzollern in Baden Württemberg, südlich von Stuttgart, ist die weibliche Gestalt in Weiß sogar auf einem Wandgemälde verewigt. Ein „todkündender Geist“, soll sie sein, wie Lehrer und Schriftsteller Oskar Schwebel die Geisterfrau beschrieb. Den Mitgliedern der Hohenzollern-Familie erscheine die Unheilsbotin vor Todesfällen. Ihre Geschichte ist umstritten. Eine Version bezieht sich auf eine Witwe, Gräfin Orlamünde, die im 14. Jahrhundert unglücklich in den Burggrafen Albrecht verliebt gewesen sei. Sie habe ihre Kinder ermordet, um ihre Chancen bei dem Grafen zu steigern, doch er habe sich von der Mörderin abgewendet. Orlamünde sei an ihrer Schuld und Verzweiflung zerbrochen und starb. Als „Weiße Frau“ treibe sie nun ihr Unwesen in den Häusern des Adelsgeschlechts.
Bei verschiedenen Führungen können die alten Gemäuer näher erkundet werden und auch wenn die Besucher keinem Geist begegnen, so überzeugt der Stammsitz des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern mit belegter Historie und atemberaubender Architektur. Die Burg hat täglich von 10 bis 16.30 Uhr in der Wintersaison bzw. bis 17.30 in der Sommersaison (ab 16. März) geöffnet, www.burg-hohenzollern.com.