Logieren für jeden Anspruch: In diesen fünf Schweizer Berghotels kann man vom Bett direkt aufs Brett steigen.
Von Claudia Diemar
Das Familienhotel Waldhaus auf der Bettmeralp bietet moderne Zimmer mit allem Komfort oder einfache und günstige Budget-Zimmer.
(Foto: Claudia Diemar)
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Kein Alpen-Anrainer hat so viele Viertausender und so viele hoch gelegene Skigebiete zu bieten wie die Schweiz. In Zeiten des Klimawandels ist das ein unschätzbarer Vorteil. Und wenn es direkt vor der Hoteltüre auf die Piste geht, wird das Wintererlebnis perfekt.
Historisches Grandhotel
Honorine Gaspoz-Spahr war bereits Witwe, als sie anno 1896 den Entschluss fasste, ganz am Ende des Val d’Arolla im französischsprachigen Teil des Kantons Wallis ein kapitales Berghotel auf 2100 Metern Höhe zu errichten. Karawanen von Maultieren brachten die Baumaterialien für den massiven Steinbau mit den hölzernen Balkonen herbei. Das „Grand Hotel Kurhaus“ wird seit Generationen von derselben Familie geführt und gehört zu den „Swiss Historic Hotels“. Die Lage ist spektakulär, die insgesamt 63 Zimmer sind jedoch zum Teil eher schlicht ausgestattet. Das Haus hat dennoch einen ganz speziellen Charme. Salon und Speisesaal – samt Vitrinen mit altem Hotelsilber und Geschirr – atmen noch deutlich den „Esprit de l’Époque“. Vor allem aber ist das „Kurhaus“ ein ausgesprochen kommunikativer Ort. An langen Tischen sitzen die Gäste bei den Mahlzeiten zusammen. Man kommt mit jedem in Kontakt, unterhält sich mal auf Französisch, mal auf Deutsch oder auf Italienisch. Das Klientel ist ebenso charmant-unkompliziert wird das Servicepersonal. Nur einen Steinwurf vom Haus entfernt findet sich das Skigebiet von Arolla. Für Tourenskiläufer ist das Gebiet unterhalb des Pigne d’Arolla und Mont Collon mit seinen gewaltigen Gletschern ein Traumrevier.
DZ mit Frühstück ab 82 CHF, www.grandhotelkurhaus.com
Gemütliche Lodge
Der Abschied vom Alltag beginnt mit dem letzten Stück der Anreise. Vom urigen Bergdorf Blatten bei Brig schwingt die Seilbahn hinauf zur autofreien Belalp. Knallrote Türen mit Schweizer Kreuzen führen in die nur 19 Zimmer des Berghotels „Hamilton Lodge“ auf der Belalp. Handgemachte Steppdecken liegen auf ultrabequemen Betten, funktionell-moderne Duschbäder muntern mit Fliesen in warmen Farben auf: „Log Cabin Stil“ nennt Gastherr John Wegink das Ambiente des Hauses. Wegink ist Niederländer, war nach einem Skiunfall zeitweise querschnittsgelähmt und beschloss in Rekonvaleszenz, sich „gründlich mit Schnee und Bergen zu konfrontieren“. Er kaufte mit Gattin Jacqueline eine unspektakuläre Pension auf der Belalp direkt an der Piste und machte ein Schmuckstück daraus. Als Gäste erwünscht sind „alle, die Sinn für das Schöne haben“. Man trifft sich in der Lounge am Kamin aus Felsgestein. Hirschgeweihe und Tapeten mit Karomuster? Bei den Weginks geht das ebenso zusammen wie eine Küche mit kreativen Gerichten, die „The big Treat“ oder „Deutsche Gründlichkeit“ heißen. Benannt ist die Logde übrigens nach Lady Hamilton, Gattin des Belalp-Fans, Alpinisten und Wissenschaftlers Lord John Tyndall. Die Dame vergiftete ihren geliebten Gatten versehentlich durch eine Medikamentenverwechslung. Solcher Tragik wollten die Weginks ein Denkmal setzen.
Auf knapp 2000 Metern Höhe liegt die ebenfalls autofreie Bettmeralp. Nur ein paar Schritte sind es von der Bergstation der Luftseilbahn bis zum Quartier. Das „Waldhaus“ ist ein gemütliches Familienhotel, das mit der Zeit geht. Die Budget-Unterkünfte sind für Schweizer Verhältnisse günstig. Die neuen Holz-Zimmer mit Betten aus duftenden Arvenholz sind dagegen mit allem Komfort ausgestattet. Bergluft macht hungrig, und darauf ist die Küche eingestellt. Abends gibt es vier Gänge plus opulentem Salatbüffet, morgens darf man ausschlafen und bis elf Uhr in Ruhe frühstücken. Obst, Birchermüsli, frische Milch und guter Schweizer Käse – es fehlt an nichts. Im Preis inbegriffen ist eine Erkundung des Skigebiets mit Bergführer ebenso wie allmorgendlich vorgewärmte Skischuhe und kostenloser Schlittenverleih. Das Skigebiet beginnt und endet direkt vor der Haustür. Der nächste Lift liegt nur einen Steinwurf entfernt. Wer aus der Kälte heimkehrt, kann sich in der Sauna aufwärmen. Das Beste aber ist der Service. Der kommt in diesem ältesten Hotel der Bettmeralp so herzlich daher, wie man es heute kaum noch kennt.
DZ mit Frühstück ab 180 CHF, www.ferienhotel-waldhaus.ch
Designhotel mit diskretem Luxus
Nur ein paar Schritte sind es vom Bahnhof in Sierre zur Station der Standseilbahn. Durch Weinberge im Winterkleid ruckelt der „Funi“ nach oben. Immer höher türmt sich der Schnee. Nach zwölf Minuten ist das Dorf Montana erreicht. Der allerletzte Teil der Anreise wird speziell: Skischuhe anziehen, Bretter und Stöcke schnappen und das restliche Gepäck an der Talstation der Gondelbahn Cry d’Er abgeben. Dann schwebt man durch die Luft, steigt oben auf die Skier und kurvt die ersten Schwünge auf der breiten blauen Piste hinunter. Oder man spaziert auf dem Winterwanderweg gemütliche 20 Minuten zum „Le Chetzeron“, der wohl spektakulärsten aller Unterkünfte von Crans-Montana.
Chetzeron ist auch der Name dieser Anhöhe ebenso wie der einer einstigen Seilbahnstation auf 2 112 Metern Höhe. Einst kamen alle hier hinauf ins weitläufige Skigebiet von Crans-Montana: Jean-Paul Belmondo und Gilbert Bécaud, Charles Aznavour, Jackie Kennedy und Roger Moore. 2001 wurde die Chetzeron-Seilbahn durch die größere Gondel zum Cry d’Er ersetzt und die Bergstation aufgegeben. 2014 war der Umbau in ein Designhotel mit nur 16 Zimmern und Suiten abgeschlossen. Durch riesige Scheiben schaut der Gast beim Aufwachen auf das Bergpanorama mit mehr als einem Dutzend Viertausendern. Wenn das Rhonetal unter einem wattigen Wolkenmeer liegt, fühlt man sich hier oben der Welt entrückt.
DZ mit Frühstück ab 425 CHF, www.chetzeron.ch
Einfache Berghütte
Das Berghaus Nagens, ursprünglich eine Hütte des Schweizer Alpen Clubs (SAC) aus den 1920er-Jahren, ist nur den Winter über für Übernachtungsgäste geöffnet. Tagsüber werden hier rund 3000 Skifahrer abgefüttert, doch sobald die Gondelbahn steht, ist man unter sich. 82 Betten hat das Haus, vom gemütlichen Doppelzimmer mit Bad bis zum 8-Bettzimmer für Gruppen. Die Küche ist für eine Berghütte mehr als ordentlich, das Service-Team im Restaurant und der Bar hoch motiviert und die Preise für die Pauschalen mit Halbpension und Liftticket sind fair kalkuliert. Wenn das Licht über dem Bergpanorama der Signina-Gruppe verglüht ist, bleibt man hier oben auf über 2000 Metern Höhe freilich abgeschnitten von Après-Ski in den Bars im Tal, wo Sushi und Tapas serviert werden.
Aber es gibt Tage, an denen man weiß, warum man genau hier übernachten muss: Wenn in der Nacht 30 Zentimeter Neuschnee gefallen sind, am Morgen plötzlich die Sonne gleißt und man, während die Gondel noch gar nicht in Betrieb ist, mutterseelenallein seine Schwünge durch den unberührten Pulverschnee zieht, die ganze lange Abfahrt ins Tal hinunter.
DZ (nur mit Halbpension möglich) ab 250 CHF, Mehrbettzimmer günstiger, www.nagens.ch