Auf der einen Seite das Meer auf der anderen die Highlands – die Küstenstraße North Coast 500 säumen imposante Landschaften. Bankautomaten und Handyempfang sind jedoch Mangelware.
Von Tinga Horny
Die Ruine von Ardvreck Castle am Loch Assynt in den Highlands.
(Foto: Tinga Horny)
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Schottlands berühmte, teilweise sehr schmale Küstenstraße hat sich neu erfunden. Seit ein paar Jahren nennt sie sich North Coast 500. Das klingt fast so cool wie Route 66 oder Highway 1 und lässt sich bestens vermarkten. Vor allem zwischen Juni und August kann es daher für schottische Verhältnisse ganz schön voll werden, weil Radfahrer, Lastwagen, Pkws und Wohnmobile sich eine oft nur knapp drei Meter breite Straße ohne befestigten Rand teilen müssen.
Zum Glück gibt es regelmäßig Ausweichstellen, doch schnelles Fahren oder gar Überholen können Reisende vergessen. Geduld ist angesagt. Die aber dürfte den meisten Besuchern nicht schwerfallen, denn so lässt sich die grandiose Landschaft mitsamt ihrer ganzen Kargheit, den bizarren Felsformationen und dem hohen Himmel noch länger genießen.
Wer auf eigene Faust mit dem Auto unterwegs ist, wird allerdings schnell entdecken: Je nördlicher er an den äußersten Rand des Vereinigten Königreichs gelangt, desto seltener warten große Hotels auf Besucher. Stattdessen haben kleine Boutiquehotels und vor allem Bed & Breakfasts in allen Preiskategorien das Geschäft fest im Griff. Und die haben oft nicht die richtigen Adapter für die Kundschaft vom Kontinent auf Lager. Oder der einzige passende Wechselstecker ist gerade im Umlauf. Da heutzutage aber der Stromanschluss nicht nur für Fön und Rasierapparat wichtig ist, sondern auch um Handys und Tablets zu laden, sollte man auf jeden Fall einen Adapter mitnehmen.
Die Ruine von Ardvreck Castle am Loch Assynt in den Highlands. Foto: Tinga Horny
Zerklüftete Küste bei der kleinen Ortschaft Tongue an der Nordküste Schottlands. Foto: Tinga Horny
Auf der North Coast 500 spielt die grandiose Landschaft die Hauptrolle. Foto: Tinga Horny
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Wenn jetzt empfohlen wird, ein paar Haken einzupacken, dann ist das – zugegebenermaßen – schon etwas sehr deutsch gedacht. Trotzdem ist der Umstand erwähnenswert, dass nicht nur in Schottland, sondern im Grunde genommen in ganz Großbritannien auf Reisende schöne Hotels und perfekte Bed-&-Breakfast-Häuser mit gut ausgestatteten Bädern und ausreichend Handtüchern warten. Das Einzige, was die Gastgeber leider nicht selten vergessen, sind Haken. Ja, ganz normale Haken, an denen sich ein Handtuch, der Toilettenbeutel oder ein Kleidungsstück aufhängen lassen. Es gibt weder Aufhänger an der Tür noch an den Kacheln. Glück haben alle, deren Bad die inzwischen üblichen Handtuchwärmer hat, da kann man so einiges zwischen die Heizsprossen klemmen. Trotzdem: Zwei Saug- oder noch besser Türhaken wirken Wunder und schaffen Ordnung.
Das Schöne an Autoreisen ist, dass man sich treiben lassen kann und nicht weiß, wo man als nächstes landet. Doch erst spätnachmittags mit der Zimmersuche in den Highlands zu beginnen, kann stressig werden, weil viele private Unterkünfte nicht online zu finden sind. Denn je einsamer es in Schottland wird, desto kleiner werden die Bed-&-Breakfast-Herbergen, oft bieten sie nur zwei Zimmer. Zudem ist das Geschäft sehr saisonal und ruht von Oktober bis April. Vielen Gastgebern sind daher die Kommissionen zwischen zehn und 20 Prozent, die Hotelplattformen wie Booking.com verlangen, zu hoch. Stattdessen stellen sie einfach ein Schild mit „B & B“ in ihren Vorgarten, und wenn alle Zimmer belegt sind, steht „No vacancies“ darunter. Wie man diese Anbieter findet? Entweder über die jeweiligen Verkehrsämter im Internet oder in den Touristinformationen vor Ort. Man kann, wie einst unsere Eltern, einfach die Straße entlangfahren und sich umsehen.
Je kleiner die Dörfer, je älter die Gastgeber oder Herbergen, desto höher wird das Risiko, dass Kartenzahlungen nicht angeboten werden. Oft werden nur Karten von britischen Banken akzeptiert. Erschwerend kommt hinzu, dass oft keine Bank mit Geldausgabeautomat (ATM) in der Nähe ist. Angesichts der spärlichen Bevölkerung wurden längst alle Filialen aufgegeben, sodass eine Stunde Autofahrt bis zur nächsten Bank keine Seltenheit ist.
Apropos Einsamkeit und dünne Besiedlung – das hat direkte Auswirkungen auf den Internetempfang. Während entlang der Bundesstraßen das Internet funktioniert, ist reibungsloser Online-Anschluss an der Küste nicht immer gewährt. Selbst wenn die Unterkunft kostenloses W-LAN anbietet, heißt das nicht, dass es tadellosen Empfang gibt. Deswegen der Tipp: Wer nicht nur auf seinem Handy Solitaire spielen oder Sudokus lösen möchte, könnte ja die Chance nützen und mal wieder zu einem Buch oder einer gedruckten Zeitung greifen – so wie früher.
Solange man an der Ost- oder Westküste Richtung Norden fährt, sind Tankstellen kein Problem. Praktisch jeder Ort hat eine. Doch im Norden, wenn die Abstände zwischen den einzelnen Dörfern immer größer werden und die Zahl der Einwohner kontinuierlich sinkt, schont ein stets gut gefüllter Tank die Nerven enorm. Denn viele Tankstationen haben wegen mangelnder Nachfrage ihren Betrieb aufgegeben. Zudem sind die Tankstellen oft nicht als solche zu erkennen, denn es handelt sich um einzelne Zapfsäulen neben kleinen Lebensmittelläden – ohne Schild und Werbung. www.visitscotland.com