Der Arlberg wird die "Wiege des alpinen Skisports" genannt - hier entstanden viele beliebte Techniken des Sports und einen prominenten Skilehrer gibt es auch.
. Die einen bezeichnen ihn als "Skiflüsterer", die anderen als "Promi-Skilehrer". Ferdl Nöbl ist eigentlich beides. Der 82-jährige - immer noch aktiver Skilehrer aus St. Anton kommt beim Erzählen ins Schwärmen: "Skifahren ist meine absolute Leidenschaft, es gibt für mich nichts anderes und ich werde das bis zum letzten Tag tun." St. Anton ist "meine" Heimat, und: "Der Ort und der Arlberg wäre ohne den Skilauf nicht das, was er heute ist."
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Heute ist St. Anton einer der Hotspots der österreichischen Alpen. Seit im Dezember 2016 die Flexenbahn in Stuben eröffnet hat, hat sich der Arlberg mit seinen Orten St. Anton, St. Christoph, Lech, Zürs und Stuben sowie Warth / Schröcken zu dem größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs entwickelt. 305 Pistenkilometer können die Wintersportler abfahren, ohne auch nur einmal die Skier abschnallen zu müssen. "Hinzu kommen 200 Kilometer Varianten im freien Gelände. Ein Traum." Das wäre um 1900 noch nicht denkbar gewesen.
"Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die ersten Skiläufer das Arlberggebiet für sich", erzählt Nöbl. Besonderes Aufsehen habe 1899 Hermann Hartmann aus Lindau durch seine Erstbesteigung des Galzig erregt. "Geschichte schrieben dann aber vor allem sechs Freunde, die am 3. Januar 1901 mit ihren Skiern von St. Anton nach St. Christoph tourten und dort vom Hospizwirt Oswald Trojer und dessen Tochter Liesl empfangen wurden", blickt Ferdl Nöbl zurück. Die Rast endete mit der Gründung des Ski-Club Arlberg (SCA) im gleichen Jahr. "Heute zählt der Skiclub weltweit rund 8000 Mitglieder aus 61 Ländern", berichtete der Direktor des Arlberg Tourismusverbands, Martin Ebster.
Dann kam eins zum anderen: 1904 das erste Allgemeine Skirennen, das von der Ulmer Hütte über den Schindlerferner zum Arlensattel auf den Galzig, hinunter nach St. Christoph und schließlich nach St. Anton führte. Skiheld Hannes Schneider aus Stuben, der schon als 13-jähriger sein erstes Rennen gewonnen hatte und 1907 als Skilehrer beim Hotel Post angestellt wurde, setzte einen weiteren Meilenstein der Skigeschichte. Er gründete 1921 die erste Skischule - und erfand den Skikurs. "Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keinen Skiort, in dem die Urlauber entsprechend ihrem Können in Gruppen eingeteilt und nach festgelegten Richtlinien unterrichtet wurden", weiß Nöbl. Schussfahrten legte Schneider als erster in der Hocke zurück. Auch für die Kurven entwickelte er eine ganz neue Technik, die später als "Arlbergtechnik" in die Geschichte einging.
Aufgrund der immer schnelleren Entwicklung des Wintertourismus und der Zuwachsraten im alpinen Skilauf wurde 1937 als eine der ersten Gondeln im gesamten Alpenraum die Galzigbahn in Betrieb genommen. Stündlich konnten damit 210 Personen auf den Berg gebracht werden. Im Vergleich: Heute befördern 88 Bergbahnen und Lifte die Wintersportler in den Skigebieten St. Anton, St. Christoph, Stuben, Zürs und Lech sowie Warth-Schröcken nach oben. Die Beförderungskapazität beträgt 144 577 Personen pro Stunde.
Nöbl absolvierte seine Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und Skiführer 1963 bei Professor Stefan Kruckenhauser, Leiter des Bundessportheims in St. Christoph. Der erfand die Technik des Parallelschwungs und später des Wedelns. "Eine Technik, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder leicht verändert hat - auch heute noch fährt man sie wieder, aber nicht ganz so eng, sondern beckenbreit und wesentlich natürlicher", erklärt Nöbl, der in Insider-Kreisen als Technik-Talent gilt.
Zu dieser Zeit lernte Nöbl, der ausschließlich als Privatskilehrer arbeitete, den italienischen Prinzen Raimondo Orsini (heute 90) - damals mit der Kaiserin von Persien, Soraya, liiert - kennen, mit dem er bis heute befreundet ist. "Raimondo hat mich in die High-Society eingeführt, das war für mich ein Sprungbrett", erinnert sich der 82-Jährige. Plötzlich wollten alle, die Rang und Namen hatten, von Ferdl Nöbl unterrichtet werden, der nicht umsonst "Promi-Skilehrer" genannt wird. Mit dem Prinzen, der gut Deutsch sprach, ist er damals vor allem auf den Hängen St. Antons hinunter gewedelt. "Das ist einfach mein Lieblingsgebiet", schwärmt er und zeigt in Richtung Gampen: Vor allem dort und oben auf dem Kappal, aber auch der Nordhang des Rendl Gebiets, die Valluga und Galzig Abfahren sowie das Gelände abseits des Albonagrats, kurz: "Die anspruchsvollen, hochalpinen Pisten in St. Anton und Stuben haben es mir angetan". Ferdl Nöbl bestätigt die Anekdote, die Tourismusverbands-Direktor Ebster lachend wiedergibt: "Nach Zürs fährt man mit seiner Freundin, nach Lech mit der Ehefrau, und nach St. Anton mit den Skiern!" "Einfacher sind die breiten, einfacheren Abfahrten von Lech und Zürs, die natürlich auch alle ihre Reize haben".
"Eine neue Herausforderung, bei der man alle Orte zumindest ansatzweise kennenlernt, ist der 'Run of Fame'" verrt Nöbl. Was es damit auf sich hat? Diese Skirunde entstand mit Zusammenschließung der Skigebiete im vorvergangenen Jahr und in Erinnerung an Arlberger Abfahrtslegenden wie Hannes Schneider und Co. Egal ob man in St. Anton oder in Warth / Schröcken in die Skirunde einsteigt: "Sie ist nur was für sichere und schnelle Fahrer", gibt Nöbl zu bedenken. Warum? An einem Tag müssen die Skifahrer hierfür 85 Kilometer Strecke und 18 000 Höhenmeter bewältigen und zum Ausgangsort zurückkommen. Für Nöbl "ein absoluter Reiz"
Auch andere Länder haben den St. Antoner im Laufe seiner Skilehrer-Karriere gereizt: Durch seine Beziehungen kam er in die USA, wo er 18 Jahre, zwischen 1964 und 1982, lebte - von Sun Valley über Aspen bis hin zu Jackson Hole. Er brachte berühmten Skischülern wie Kirk Douglas, Janet Leigh oder Barbara Streisand nicht nur die Technik des Skifahrens bei, sondern durfte mit Kirk Douglas sogar bei den Oscar Awards "über den roten Teppich laufen". Nöbl fuhr auch selbst Rennen in aller Herren Länder und trainierte in Argentinien die argentinische Damen-Nationalmannschaft. "Ich habe wundervolle Menschen kennengelernt und erinnere mich gerne zurück, aber nach 18 Jahren merkte ich, dass ich mich nirgends richtig zu Hause fühlte und es mich doch in meine gute alte geliebte Heimat zurückzog." Seitdem lebt er mit seiner Ehefrau in St. Anton, vermietet Appartements, die seine Tochter später fortführen soll und gibt im Winter "selbstverständlich" täglich private Skikurse. "Ich bin einfach unheimlich gerne mit Menschen zusammen, konditionell gut beisammen und es ist für mich ein Glück, morgens mit meinen Schülern - wie jüngst mit Großherzog Henri von Luxembourg - ganz früh auf den leeren Pisten in den Tag zu starten."