Mehr als glasklare Adria: Die kroatischen Inseln Cres, Krk, Lošinj und Rab bieten jede Menge Urlaubsfreuden – für Weinliebhaber genauso wie für Familien, Wanderer und Naturfreunde.
. Wie das duftet! Nach Lavendel und Lorbeer, Salbei und Rosmarin. Fenster auf und den warmen Wind mit dem Kräuterparfüm in den Leihwagen wehen lassen. Das Flugziel nennt sich Rijeka, aber in Wirklichkeit landet der Flieger auf der vorgelagerten Insel Krk. Nur eine Stunde nach der Landung sitzen wir bei Schinken, Schafskäse und Wein auf der Hotelterrasse. Leise schwappt die Adria an die Felsen.
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Krk macht Weinliebhaber glücklich
Krk-Stadt liegt nur zehn Spazierminuten entlang der Küstenpromenade entfernt. Katzen schleichen durch schattige Gassen, deren Quaderpflaster von den Schritten durch die Jahrhunderte glatt poliert ist. In einem kleinen Café besteht der Fußboden aus einem römischen Mosaik. Am Hafen warten die Boote auf Ausflügler, die die Küste entlang bummeln wollen. Wir dagegen rollen mit dem Auto quer über die Insel. Vrbnik ist unser Ziel, das Winzerdorf, in dessen Rebgärten die autochthone Žlahtina-Traube wächst.
Richtig fein sind die Tropfen, die die Kellerei Nada am Ortsrand ausbaut. Ein Teil ihres Schaumweines reift in großer Tiefe am kühlen Meeresgrund. Vrbnik betört zudem mit gepflegten Gärtchen und einem rekordverdächtig engen Gässchen, das nur 43 Zentimeter breit ist. Im weiter südlich gelegenen Baška lockt der lange Strand aus feinstem Kies. Glasklar gluckert das Wasser über die bunten Steinchen.
Rab ist ideal für Familien
Achtzig Minuten dauert die Überfahrt von Krk zur Insel Rab. In Lopar legt das Schiff an. Wie eine grün beflaumte Tatze mit felsigen Krallen ragt hier eine Halbinsel ins Meer. Zwischen den Landzungen liegen zig Buchten mit feinem hellbraunem Sand. Die Strände von Lopar sind vor allem für Kinder paradiesisch. Auf der gut ausgebauten Straße erreicht man schnell Rab-Stadt. Es gibt auf allen vier Inseln schöne alte Orte, aber Rab ist die Königin davon. Vier Kirchtürme zieren ihre Silhouette. Sie stehen für die Jahreszeiten, die zwölf Verbindungsgassen zwischen Ober- und Unterstadt für die Monate, und die 365 Quader in der Mitte der oberen Straße für jeden Tag des Jahres. Was die obere Straße so besonders macht, ist die andächtige Stille zwischen den Mauern. Es gibt hier keine Boutiquen, keine Souvenirläden, keine Kneipen, keine Eisbuden. Nur das abendliche Singen der Benediktinerinnen und das Sirren des Windes in den malerischen Ruinen eines 1000-jährigen Klosters.
Das pralle Leben tobt unten am Hafen, wo sich Cafés und Kneipen reihen und die Taxiboote anlegen, die Sonnenanbeter in einsame Buchten bringen. Hier treffen wir Luka Percinic, der mit einem Bein im 14. und mit dem anderen im 21. Jahrhundert steht. Der junge Mann ist nämlich nicht nur Marketing-Manager der Insel Rab, sondern auch Präsident des örtlichen Armbrustschützenvereins. 1364 wurden die Armbrustschützen der Insel erstmals urkundlich erwähnt. Doch die Tradition geriet im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst 1995 wurde der Verein wieder gegründet. „Wir wurden dabei von Freunden in San Marino unterstützt, die uns die ersten Waffen überließen und zeigten, wie man neue konstruiert“, erklärt Luka. Seit 1969 hatte man bereits eine Partnerschaft mit San Marino, das nach dem aus Rab stammenden Heiligen Marin benannt ist. Zu vier Terminen im Jahr wird in historischen Kostümen aufgetreten, etwa am 27. Juli, dem letzten Tag des Mittelalterfestivals „Rabska Fjera“.
Rab-Stadt wartet mit mehreren historischen Hotels auf. In Barbat mit seinen Kiesbuchten findet man familiäre Pensionen und Ferienwohnungen. Südlich davon folgen Reben bis zum Meer und schließlich das nackte weißgraue Gestein der vom Winterwind Bora gepeitschten Felsen.
Cres begeistert Wanderer und Naturfreunde
Zurück auf Krk, stellen wir uns nach einer kurzen Badepause zur Fähre nach Cres an. Diesmal dauert die Überfahrt nur eine knappe halbe Stunde. Steil geht es vom Hafen in Merag hinauf. Cres ist gebirgig, der höchste Punkt liegt auf rund 650 Metern Höhe, während in Sichtweite die azurne Adria leuchtet. Bergdörfer, wie Beli im Norden oder Lubenice weiter südlich, bieten neben der malerischen Kulisse zig Wanderwege. In zwei Schutzgebieten an der östlichen Inselflanke leben große Kolonien von Gänsegeiern, denen man auf Bootsausflügen ganz nahe kommen kann. Tausende von Schafen streunen durch die kräuterduftende Hochebene, die das Rückgrat der Insel bildet.
Cres-Stadt liegt wie ein schlafendes Tier in die Bucht geschmiegt. Im Hafen spiegeln sich pastellfarbene Fassaden im Wasser. Der Tourismus konzentriert sich auf einen weitläufigen Campingplatz und ein einziges größeres Hotel im nahen Wäldchen.
Der Wechsel zum nächsten Eiland ist diesmal ganz leicht. Eine Drehbrücke, die zweimal am Tag für Boote geöffnet wird, verbindet die Inseln Cres und Lošinj. Es waren die Römer, die einst die Engstelle mit einem Kanal durchbrachen, der die Schiffsrouten verkürzte. Die hiesige Ecke der Adria wurde so zum „Mare Quaternarium“, dem vierteiligen Meer mit dem heute „Kvarner“ genannten Quartett der vier Hauptinseln.
Lošinj lockt mit guter Luft
Das bereits subtropisch anmutende Lošinj ist seit mehr als einem Jahrhundert als heilklimatischer Kurort anerkannt. Seine salzhaltige und nach ätherischen Ölen vieler Heilpflanzen duftende Luft lindert Atemwegserkrankungen und tut auch den Gesunden gut. Die aromatische Flora der Insel erlebt man am schönsten im Kräutergarten von Mali Lošinj. Sandra Nicholich hat gut zehn Jahre gebraucht, um diesen Paradiesgarten anzulegen. Inzwischen grünt und blüht es hier, dass es eine Freude ist. Gerade wetteifern Salbei und Lavendel um das satteste Lilablau. Schulen und Kindergärten sind oft bei der freundlichen Kräuterhexe zu Gast, auch Touristen sind von dem Aromagarten verzaubert. Als Souvenirs gibt es hausgemachte Fruchtliköre und Kräutertees aus eigener Produktion zu kaufen. Weit läuft der Blick über die Bucht von Mali Lošinj mit den historischen Kapitänshäusern am Kai. Schon der k.u.k. Mediziner Theodor Billroth schwärmte einst: „Sonne, glänzendes Meer, Hügel, großer Hafen, offene Umarmung des Südens“.
Von Claudia Diemar