Von Spiekeroog bis zum Tegernsee: In einigen Regionen dürfen die Hotels nur zur Hälfte belegt werden, Restaurantbesuche gibt es nur mit Reservierung - wegen der Infektionskette.
. Urlaub in Deutschland wird in diesem Sommer nun doch möglich sein. Nach den aktuellen Beratungen von Bund und Ländern streben diese die Öffnung des Gastgewerbes bis zum 22. Mai an. Ende des Monats sollen dann auch die Hotels wieder Gäste empfangen können.
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Doch so, wie wir den Urlaub kennen, wird es in diesem Jahr nicht sein. Die Hygieneregeln schreiben Gastgebern und Gästen strenge Auflagen vor. Überall müssen die Mindestabstände von 1,5 Metern eingehalten werden, in vielen Bereichen gilt eine begrenzte Gäs teanzahl. Hinzu kommt in einigen Bundesländern die Vorgabe, dass Hotelbetriebe nur etwa zur Hälfte ausgelastet werden dürfen - zum Beispiel in Niedersachsen mit höchstens 50 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern mit 60 Prozent.
Doch wie kann das überhaupt gewährleistet werden? Auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog beispielsweise gibt es kaum Stornierungen über den Sommer. "Und welcher Hotelier fängt denn jetzt an zu würfeln, um 50 Prozent seiner Gäste rauszuschmeißen?", fragt Mirko Schwerdtfeger von der Nordseebad Spiekeroog GmbH. "Da muss noch vieles von den Verbänden und auch von der Politik geregelt werden."
Und was heißt das für die Preisentwicklung? Die vergangenen sieben Wochen waren für alle Betriebe eine große Herausforderung, die mit hohen Umsatzeinbußen verbunden waren. Hinzu kommt nun die Kapazitätsbegrenzung. Wird der Urlaub in Deutschland teurer, um das wieder auszugleichen?
Die Tendenz auf der Insel Spiekeroog kann Schwerdtfeger momentan nicht absehen. Er dementiert sogar eine Meldung aus der vergangenen Woche, die besagt, dass der Ferienhausurlaub um 90 Prozent teurer werden wird. "Das stimmt so nicht, da die Datenerhebung von "HomeToGo" falsch war", so der Bereichsleiter Tourismus Spiekeroog. Und er betont, dass die Vermieter im Moment einfach glücklich sind, dass sie wieder öffnen dürfen. "Wir überlegen eher, ob wir die Saison verlängern können und die Nebensaison ab Ende Oktober stärker belegen."
Auf den ostfriesischen Inseln lässt sich die Zahl der Gäste immerhin insofern leicht regeln, dass diese mit der Fähre ankommen. Damit auch auf den Schiffen die Abstandsregeln eingehalten werden können, wird hier die Personenkapazität halbiert. Allerdings müssen die Urlauber höhere Fährpreise akzeptieren. "Wir appellieren an das Verständnis unserer Gäste", sagt Ansgar Ohmes, Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH. Seit Mitte März gebe es aufgrund der Covid-19-Pandemie quasi keine Umsätze in der Schifffahrt. Hinzu kommen die Umsatzeinbußen, die mit der geplanten Kapazitätsbeschränkung einhergehen, sowie höhere Betriebskosten, die dadurch verursacht werden, dass zusätzliche Mitarbeiter nötig sind, um die Einhaltung von Abstandsregeln sicherzustellen.
Der Urlaub in Deutschland scheint momentan die wahrscheinlichste Ferienvariante zu sein. Doch wird es überhaupt genügend Betten in den Ferienregionen des Landes geben? Das werde ein großes Thema sein, bestätigt Schwerdtfeger, der darüber hinaus zu den Buchungszahlen auf der Nordseeinsel keine Angaben machen will.
Am Tegernsee könne man eventuell auch für Juli oder August noch ein Zimmer bekommen, denn die Erfahrung zeige, dass inzwischen immer mehr Sommerurlaube kurzfristig gebucht werden, sagt hingegen Thomas Baumgartner von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. "Wir gehen allerdings von einer fast 100-prozentigen Auslastung in der Hauptreisezeit von Juni bis September aus." Einfach spontan im Sommer an den Tegernsee zu fahren und vor Ort nach einer Unterkunft zu suchen, sei daher nicht ratsam.
Allen, die im Sommer auf Spiekeroog oder am Tegernsee kein Zimmer mehr bekommen, sei die Südliche Weinstraße in der Pfalz empfohlen, denn da ist die Hauptreisezeit der Herbst, wenn die Weinlese ansteht und die Zeit der Weinfeste beginnt. "Für uns wird dieses Jahr der Sommer eine große Chance", bestätigt Uta Holz, Geschäftsführerin Südliche Weinstraße e.V., "im Juli und August wird es schon noch freie Betten geben."
Während in Niedersachsen die Regelungen zur Öffnung von Hotels schon feststehen, sind sie in Bayern noch nicht so klar definiert. Dennoch werden auch hier verschiedene Modelle der Gästeregulierung diskutiert - zum Beispiel für die Region um den Tegernsee. Möglich sei eine Erhebung der Tageskurtaxe, die Ausflügler vor der Anreise online buchen müssen, damit die Region den Überblick über die Gäste behalten kann, so Marketing- und Kommunikationsleiter Thomas Baumgartner.
An der Südlichen Weinstraße in der Pfalz wird daran gearbeitet, die Besucher besser zu verteilen. So lohne nicht nur ein Besuch der beliebten Hütten im Pfälzerwald, sagt Uta Holz. Obwohl diese wie alle anderen gastronomischen Betriebe in den vergangenen Wochen geschlossen waren, seien sie nach wie vor ein Hotspot für Wanderer und Mountainbiker, die sich ihr Picknick selbst mitbringen. "Es wird im Sommer sicherlich eine Herausforderung sein, diese Hotspots zu ergänzen, indem wir auch andere Punkte bewerben, die vielleicht nicht so bekannt sind", sagt die Geschäftsführerin. Ein Beispiel sind die Queichwiesen, die sich landschaftlich vom Pfälzerwald unterscheiden, die aber mit ihrer Weite und der großen Storchenpopulation genauso ansprechend seien.
Ob auf Spiekeroog, in der Pfalz oder am Tegernsee: Frühstücksbuffets wird es in diesem Jahr in den Hotels wohl nicht geben. Und auch ein Restaurantbesuch ohne Vorreservierung ist eher unwahrscheinlich. Eine Vorgabe wird voraussichtlich sein, dass man reservieren muss, damit die Gäste im Fall einer Coronainfektion kontaktiert werden können und die Infektionskette zurückverfolgt werden kann. "Wenn man mittags irgendwo spontan hingehen möchte, wird das sicher möglich sein, aber man sollte auch da kurz vorher anrufen", sagt Uta Holz.