Tim Uhlemann tippt auf 85:80 für Hagen

aus Gießen 46ers

Thema folgen

Die Enttäuschung in Gießen war groß, als der Power Forward die 46ers-Basketballer verlassen hat. Nun kehrt er in die Lahnstadt zurück. Für ein Spiel. Und in einem anderen Trikot.

Anzeige

GIESSEN. Gießen. Als Tim Uhlemann die Gießen 46ers im Sommer verließ, war die Enttäuschung bei den Anhängern groß. "Söldner kann man mit ruhigem Gewissen ziehen lassen, aber die eigenen Leute? Da sollte man doch alles dafür tun, um sie zu halten." "Kein einziger Gießener Spieler wird künftig in der Mannschaft sein. Das ist schade. Die andere Frage ist: Was hält die Einheimischen in Gießen? Ich wüsste nicht, was." "Uns geht schon wieder ein Stück Identität verloren." Und: "Einerseits danke ich ihm und wünsche ihm alles nur erdenklich Gute. Andererseits: What? Hagen? Wo ist denn hier die sportliche Verbesserung?"

Die Gefühle müssen raus: Tim Uhlemann von Phoenix Hagen kehrt für ein Spiel nach Gießen zurück.  Foto: Imago

Die ist, zugegebenermaßen, noch nicht ausgeprägt, wenngleich die Phoenix-Mannschaft nach vier Partien in der noch jungen Saison in der 2. Basketball-Bundesliga mit sechs Punkten vor den Mittelhessen (vier) rangiert. Wozu "Timbo" Uhlemann seinen Teil beigetragen hat. Gut 20 Minuten Einsatzzeit, 50 Prozent Treffer von der Dreierlinie, vier Rebounds pro Partie und über 13 Punkte im Schnitt können sich sehen lassen. Nichts Überragendes, aber brauchbar.

Am Samstag nun gastiert das Gießener Urgestein mit seinem neuen Club bei seinem alten. Grund genug, mit dem 23-jährigen Power Forward über die Gründe seines Wechsels, das Leben an der Volme und die Nervosität vor dem Match, das um 19 Uhr in der altehrwürdigen Sporthalle Ost seinen Sprungball erlebt, zu sprechen.

Anzeige

Tim, Sie kehren am Samstag an Ihre alte Wirkungsstätte zurück. Mit welchen Gefühlen?

Es ist schön, wieder nach Hause zu kommen. Aber ich muss auch zugeben: Ich werde bestimmt aufgeregter sein als bei anderen Ligaspielen. Auch wenn wir in der Pre-Season bereits einmal gegen die 46ers angetreten sind und gewonnen haben.

Werden die Fans Sie beklatschen oder auspfeifen?

Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ich kann verstehen, wenn sie mir applaudieren, denn ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen und für Gießen immer alles gegeben. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass die Fans vielleicht ihrer Enttäuschung über meinen Weggang freien Lauf lassen. Mal schauen, was passiert ...

Sie hatten im Sommer Kontakt zum neuen 46ers-Coach "Frenki" Ignjatovic. Warum ist ein Verbleib in Gießen gescheitert?

Anzeige

Am Geld lag es nicht, auch wenn einige das immer mal wieder kolportiert haben.

Die Verträge, die ich im Sommer hätte unterschreiben können, waren ähnlich. Ich wollte aber mal etwas anderes sehen, wollte raus aus meiner Komfortzone, wollte mich weiterentwickeln, wollte auf eigenen Beinen stehen. Deshalb war mein Entschluss, nach Hagen zu gehen, komplett richtig.

Wären Sie auch nach Hagen gewechselt, wenn Bjarne Kraushaar in Gießen geblieben oder woanders hingegangen wäre?

Aber natürlich. Mit Bjarne hatte das Ganze überhaupt nichts zu tun. Natürlich freue ich mich, dass er über mir wohnt und dass wir in einem Team spielen, der entscheidende Faktor für meinen Wechsel aber war Hagens Coach Chris Harris. Die Gespräche mit ihm waren fantastisch, ich konnte einfach nicht Nein sagen.

Sie stehen bei Phoenix Hagen im Schnitt 20 Minuten auf dem Feld. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Rolle?

20 Minuten sind in Ordnung. Bei den Rebounds könnte ich allerdings noch zulegen, da habe ich unter beiden Brettern bislang nicht genügend eingesammelt.

Was ist für Ihren neuen Club in dieser ProA-Spielzeit drin?

Das Erreichen der Playoffs ist intern unser klares Ziel, eine Vorgabe vom Verein gibt es, so ist mein Kenntnisstand, nicht. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die das Zeug dazu hat.

Wie lässt es sich in Hagen leben?

Ähnlich wie in Gießen. Die Innenstadt ist klein und beschaulich, da finde ich immer mal etwas.

Wie oft kommen Sie nach Gießen zurück?

Immer, wenn wir mal einen oder zwei Tage frei haben. Meine Familie besucht mich aber auch in Hagen. Wir stehen in engem Kontakt und telefonieren täglich.

Ihr Tipp für Samstag ...

Es wird ein sehr enges Spiel, das diejenige Mannschaft gewinnt, die dem Match früh ihren Stempel aufdrücken kann. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich 85:80 für Hagen tippen.

Das Interview führte Alexander Fischer.